Marco-Polo-Argali-Schafe in freier Wildbahn in Kirgisistan.
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Je größer, desto besser. So lässt sich die Vorliebe mancher Jäger beschreiben. In den Bergen Zentralasiens leben Schafe, die sich durch besonders riesige Hörner auszeichnen und deshalb ein beliebtes Ziel bei Jagdreisen sind. Die Erfolge beim Erlegen der "Rekordschafe" sind oft spektakulär in sozialen Medien und auf Youtube dokumentiert.

Der US-amerikanische Schafzüchter Arthur Schubarth plante, das Erlebnis in die USA zu bringen. Dort gibt es Ranches, die die Jagd auf Trophäen anbieten. Tiere werden dort in Gehegen gehalten und können von zahlungskräftiger Kundschaft erlegt werden. Je eindrucksvoller das Tier, desto einträglicher das Geschäft.

Schubarth war also auf der Suche nach möglichst großen Schafen. Er importierte dafür Teile der Genitalien von Marco-Polo-Argali-Schafen aus Kirgisistan, um die Tiere zu klonen. Es gelang ihm, die geklonten Embryonen von seinen eigenen Schafen auf seiner Ranch im US-Bundesstaat Montana austragen zu lassen. Die so kreierten Schafe waren genetisch Marco-Polo-Argali-Schafe mit dem Potenzial, weit über 100 Kilogramm schwer zu werden.

"Montana Mountain King"

Um welche Art es sich handelte, verschwieg Schubarth allerdings. Er bot sie unter dem Markennamen "Montana Mountain King" zum Kauf an. Zwei Käufer in Texas waren bereit, für ein Exemplar 10.000 Dollar zu zahlen. Zudem sammelte er den Samen seiner neuen Schafe für weitere Zuchtpläne.

Doch es gab ein Problem: Marco-Polo-Argali-Schafe sind als gefährdete Art eingestuft. Und Schubarth hatte die Teile erlegter Tiere illegal importiert. Dafür steht er nun in den USA vor Gericht, denn die Einfuhr nach Montana ist verboten, um die lokale Schafpopulation zu schützen.

Marco-Polo-Wildschafe in einem Zoo in Berlin.
Zoologische Gärten Berlin

Lange Suche nach Riesenschafen

Es war nicht der erste Versuch Schubarths, Riesenschafe zu züchten. Bereits 2019 hatte er einem Bergführer 400 Dollar für die Genitalien einer in den Rocky Mountains heimischen Schafrasse gezahlt. Den daraus gewonnenen Samen hatte er für Züchtungen verwendet. Die umbenannten Marco-Polo-Argali-Schafe hätten aber der große Wurf werden sollen.

"Dies war ein dreister Plan, um riesige Hybridschafarten zu schaffen, die als Trophäen verkauft und gejagt werden sollten", sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Todd Kim von der Abteilung Umwelt und natürliche Ressourcen des Justizministeriums, der den Fall verfolgte. "Bei der Verfolgung dieses Plans hat Schubarth gegen internationales Recht und den Lacey-Act verstoßen, die beide das Überleben und die Gesundheit der einheimischen Tierpopulationen schützen."

Der Lacey-Act verbietet den staatenübergreifenden Handel von Wildtieren. Der 80-jährige Schubarth bekennt sich schuldig, ihm drohen eine Strafe von 250.000 Dollar und bis zu fünf Jahre Gefängnis. Gegenüber dem britischen "Guardian" wollte er sich auf Anraten seines Anwalts nicht äußern. Am 11. Juli soll das Urteil verkündet werden. (Reinhard Kleindl, 16.3.2024)