Pakistanischer Soldat bewacht einen Checkpoint in Peshawar, nahe der Grenze zu Afghanistan.
Ein pakistanischer Soldat bewacht einen Checkpoint in Peshawar nahe der Grenze zu Afghanistan.
EPA/BILAWAL ARBAB

Kabul/Islamabad – Nach einem pakistanischen Luftangriff auf Afghanistan mit mehreren Toten haben sich Sicherheitskräfte beider Länder heftige Auseinandersetzungen geliefert. Nach Angaben der in Afghanistan herrschenden islamistischen Taliban wurden die Kämpfe am Dienstag bereits wieder eingestellt. Laut dem afghanischen Verteidigungsministerium hatten afghanische Grenztruppen als Vergeltung für den Luftangriff pakistanische Militärposten entlang der Grenze mit "schweren Waffen" beschossen.

Beide Seiten berichteten zudem von grenzüberschreitenden Scharmützeln. Ein ranghoher Polizeibeamter im pakistanischen Grenzbezirk Kurram sagte der Nachrichtenagentur AFP, afghanische Sicherheitskräfte hätten das Gebiet mit Mörsergranaten attackiert. Drei Sicherheitsposten und fünf Häuser seien teilweise beschädigt und neun Menschen, darunter vier Sicherheitskräfte, verletzt worden. "Heute herrscht Ruhe an der Grenze, und die Sicherheitskräfte haben ihre Positionen verstärkt", fügte der Bedienstete hinzu.

Anschläge der pakistanischen Taliban

In der Nacht auf Montag waren nach Angaben der Taliban acht Menschen bei pakistanischen Luftangriffen getötet worden. Pakistanische Kampfjets hatten demnach gegen 3 Uhr (Sonntag, 23 MEZ) Wohnhäuser in den grenznahen Provinzen Khost und Paktika angegriffen. Alle Toten seien Frauen und Kinder. Die Taliban sprachen von einem "Angriff auf die Souveränität Afghanistans". Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Seit der Rückkehr der islamistischen Taliban an die Macht in Afghanistan im August 2021 haben die Spannungen zum Nachbarstaat Pakistan zugenommen. Die pakistanische Regierung wirft militanten Gruppen aus Afghanistan vor, bewaffnete Angriffe in Pakistan ausgeführt zu haben.

Vor ein paar Tagen waren im Nordwesten Pakistans bei einem Selbstmordanschlag auf einen Militärposten fünf Mitglieder der Sicherheitskräfte getötet worden. "Die Terroristen rasten mit einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug in den Posten", hatte das pakistanische Militär am Samstag mitgeteilt. Das Gebäude sei teilweise eingestürzt. Danach hätten mehrere Selbstmordattentäter angegriffen. Einwohner von Waziristan nahe der Grenze zu Afghanistan in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa sagten Reuters, eine Explosion habe Türen erschüttert und Fenster zersplittert, als der Angriff begonnen habe.

Viele der Angriffe in Pakistan werden den pakistanischen Taliban (TTP) zugeschrieben. Die pakistanische Regierung wirft Afghanistan vor, die Extremisten würden das Nachbarland als Ausgangspunkt für die Anschläge nutzen. Die in Afghanistan herrschenden Taliban bestreiten das. "Pakistan sollte nicht Afghanistan die Schuld geben am Kontrollverlust, der Inkompetenz und den Problemen auf seinem eigenen Staatsgebiet", sagte ein Taliban-Sprecher am Montag.

Die TTP streben den Sturz der Regierung an und wollen Pakistan nach einer fundamentalistischen Auslegung des Islam führen. Die Islamisten haben in den vergangenen Jahren Tausende Soldaten, Polizisten und Zivilisten bei Bombenanschlägen und Selbstmordattentaten getötet. Die pakistanische Regierung macht für das Erstarken auch afghanische Flüchtlinge verantwortlich. Jenen ohne gültigen Aufenthaltsstatus, es sollen 1,7 Millionen sein, setzte die Regierung Ende vergangenen Jahres eine Ausreisefrist bis 1. November. Seitdem haben hunderttausende Afghanen das Land verlassen. Die Taliban haben in Grenznähe Lager für Rückkehrer eingerichtet. (APA, red, 19.3.2024)