"Bei den Roten weiß man, was man kriegt", sagt eine Bewohnerin der Stadt Salzburg. SPÖ-Kandidat Bernhard Auinger wird also Bürgermeister und somit die Festspielstadt doch nicht kommunistisch. "Es braucht eine neue Regierung, ich bin ein Teamplayer", sagt Auinger nach seinem Wahlerfolg, "jetzt geht es darum, jedem eine Aufgabe zu geben, für die er brennt." Mit seinem Gegenkandidaten Kay-Michael Dankl von der KPÖ Plus will Auinger gleich als Erstes sprechen.

Rund 13.000 Stimmen trennen die beiden. "Warum wurde es dann doch nicht knapp?", fragt "ZiB 2"-Moderator Martin Thür Sonntagabend die Politikwissenschafterin Katrin Praprotnik. Viele Menschen, die eher der ÖVP zugeneigt seien und in diesem zweiten Wahlkampf keinen Kandidaten hatten, hätten eben den SPÖ-Kandidaten gewählt, erklärt sie.

Politikwissenschafterin Katrin Praprotnik war Sonntagabend zu Gast bei Martin Thür in der
Politikwissenschafterin Katrin Praprotnik war Sonntagabend zu Gast bei Martin Thür in der "ZiB 2".
Screenshot: ORF-TVthek

Dass die KPÖ in den Städten so stark sei, liege am Thema leistbares Wohnen und der Hilfe vor Ort, Stichwort Bürgersprechstunden. Diese Art des Politikmachens lasse sich nicht so leicht von der lokalen auf die bundespolitische Ebene transformieren. Und: Im Gegensatz zu Elke Kahr in Graz und Kay-Michael Dankl in Salzburg seien der Spitzenkandidat und die Spitzenkandidatin der KPÖ für die Bundeswahl (Tobias Schweiger und Bettina Prochaska) medial bisher wenig vorgekommen.

Hat Kay-Michael Dankl vom Namen KPÖ profitiert oder hat dieser ihm geschadet, will Thür wissen. "Offensichtlich hat er ihm nicht geschadet", sagt Praprotnik, sie verweist auch auf eine Umfrage des Gallup-Instituts, wonach sich ein Viertel der Befragten vorstellen könnte, eine kommunistische Partei zu wählen. Die Verbindung zu den Gräueltaten des Kommunismus werde hier bei vielen anscheinend nicht hergestellt.

ZIB 2: Politikwissenschafterin zum Ausgang der Salzburg-Wahl
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Vom Image der Spaßpartei

Später im Gespräch geht es noch um die Bierpartei, die gerade versuche, "das Image als Spaßpartei loszuwerden", so Praprotnik. Die Bierpartei – oder Dominik Wlazny, Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl – könne vor allem bei den Jungen punkten und auch bei den Unzufriedenen. "In den Nationalrat zu kommen ist schwer, aber noch schwerer ist es, sich dann dort zu halten", sagt die Politologin. Menschen seien immer weniger stark an eine Partei gebunden. Sich verlässliche Stammwählerinnen und Stammwähler aufzubauen funktioniere nicht mehr so gut wie in den Nachkriegsjahrzehnten. Wenn sich die Stimmung dreht oder eine Persönlichkeit an der Spitze in Ungnade fällt, "dann ist die Partei auch sehr schnell wieder weg".

Ob sie nach der Wahl im September ein Sieben-Parteien-Parlament für möglich hält? "Die Möglichkeit ist da", sagt sie, in Umfragen stehen etwa KPÖ oder die Bierpartei an oder über der Vier-Prozent-Hürde. Die Parteien müssten auch noch die für ein Antreten notwendigen 2.600 Unterschriften sammeln. Die Bierpartei will auch noch 20.000 Mitglieder oder Spenden, erinnert sie an die Ankündigung, "auch das ist noch ein Hürde". Freilich auch vor dem Hintergrund, dass über dieses Sammeln berichtet wird. (Astrid Ebenführer, 25.3.2023)