Spekulationen um eine Kandidatur des ehemaligen Uffizien-Direktors bei den Bürgermeisterwahlen in Florenz gibt es schon länger.
Spekulationen um eine Kandidatur des ehemaligen Uffizien-Direktors bei den Bürgermeisterwahlen in Florenz gibt es schon länger.
imago images/Pacific Press Agenc

In Italien wird seit Monaten darüber spekuliert, ob Schmidt bei den Kommunalwahlen im Juni für Italiens Rechte als Bürgermeisterkandidat ins Rennen gehen wird. Aber offiziell beschlossen ist noch nichts, sowohl die postfaschistischen Fratelli d'Italia, die Partei von Regierungschefin Giorgia Meloni, als auch Eike Schmidt selber halten sich immer noch bedeckt. Dennoch schlägt die mögliche Kandidatur des renommierten Museumsdirektors aus Freiburg im Breisgau in Florenz und inzwischen auch in Rom bereits hohe Wellen. Mehrere oppositionelle Politiker haben die mutmaßlichen Bürgermeister-Ambitionen Schmidts als inopportun bewertet.

Grundsätzlich wäre die Kandidatur des 55-jährigen Deutschen möglich: Schmidt, der mit einer Italienerin verheiratet ist, besitzt seit letztem November auch den italienischen Pass. Aber es gibt ein anderes Problem: Nach seiner – überaus erfolgreichen – achtjährigen Amtszeit als Direktor der Uffizien in Florenz ist Schmidt von der Regierung Meloni umgehend mit der Leitung des nicht viel weniger bedeutenden italienischen Nationalmuseums Capodimonte in Neapel betraut worden. Sein neues Amt am Fuß des Vesuv hat Schmidt Anfang des Jahres angetreten. Wer aber bei staatlichen Institutionen Generaldirektor ist (oder ein ähnliches Amt bekleidet), darf laut dem Gesetz nicht als Bürgermeister kandidieren.

Rücktritt als Direktor?

Mit anderen Worten: Um kandidieren zu können, müsste Schmidt entweder von sich aus als Direktor des Capodimonte gleich wieder zurücktreten oder von Kulturminister Gennaro Sangiuliano entlassen werden. Beides ist riskant: Es ist ja keineswegs sicher, dass Schmidt auch wirklich zum Bürgermeister gewählt würde. Die dritte Möglichkeit bestünde darin, dass Schmidt ohne Lohnbezug auf unbestimmte Zeit von seinem Amt in Neapel beurlaubt wird. Besonders elegant wäre aber auch diese Lösung nicht, findet Vincenzo De Luca, Präsident der Region Kampanien (deren Hauptstadt Neapel ist): "Eine Beurlaubung Schmidts wäre ein Zeichen mangelnden Respekts des Kulturministers gegenüber den Museen und der Kultur Neapels und Kampaniens", erklärte De Luca, der dem sozialdemokratischen Partito Democratico (PD) angehört. Auch im nationalen Parlament ist die mögliche Kandidatur Schmidts Gegenstand eines empörten Vorstoßes.

Wie die Sache ausgehen wird, ist ungewiss. Eines aber steht fest: Würde Schmidt als Kandidat der Rechten antreten und die Wahl zum Bürgermeister von Florenz gewinnen, wäre dies politisch gesehen ein Paukenschlag: Florenz gilt in Italien als die rote Hochburg schlechthin, an deren Erstürmung seit dem Zweiten Weltkrieg sämtliche rechten Bürgermeisterkandidaten gescheitert sind. Den Palazzo Vecchio, den Amtssitz des Florentiner Bürgermeisters, an Melonis Rechtsbündnis zu verlieren könnte Oppositionschefin Elly Schlein deshalb glatt ihr Amt kosten. Der mediengewandte Schmidt, der die Uffizien von Grund auf entstaubt und modernisiert hat und wieder zu einem der meistbesuchten Museen der Welt gemacht hat, hätte zweifellos intakte Chancen, in Florenz das Unmögliche möglich zu machen.

Nicht rechts, nicht links

Neben seinem Leistungsausweis als Museums- und Kulturmanager spricht für Schmidt vor allem der Umstand, dass er auch für Mitte-Wähler und wohl sogar für den einen oder anderen Linkswähler attraktiv sein könnte. "Florenz ist in den acht Jahren meiner Amtszeit dreckiger und unsicherer geworden", erklärte Schmidt in einem Interview kurz vor seinem Weggang von den Uffizien. Diese unverhohlene Kritik am noch amtierenden linken Bürgermeister Dario Nardella war natürlich Musik in den Ohren von Giorgia Meloni und hat der möglichen Kandidatur noch zusätzlich Auftrieb verliehen. Schmidt betonte aber auch, er sei Antifaschist – dieser Satz wiederum ist der Regierungschefin bis heute nicht über die Lippen gekommen. Schmidt verortet sich politisch eher "im aristotelischen Zentrum" als bei der Rechten. "Rechts und links: Diese Bezeichnungen erscheinen mir als Kategorien des vergangenen Jahrhunderts", erklärte er im Interview. (Dominik Straub aus Rom, 25.3.2024)