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Eike Schmidt vor Botticellis "Geburt der Venus": Wo der Museumschef nun selbst einen Neuanfang wagen wird, steht noch in den Sternen.
imago images/Maria Laura Antonel

Die vergangene Woche abgeschlossene Bestellung der Generaldirektion des Kunsthistorischen Museums (KHM) rief jüngst wieder die Causa rund um Eike Schmidt in Erinnerung. Der deutsche Kunsthistoriker war im Herbst 2017 vom ehemaligen Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) zum künftigen Generaldirektor bestellt worden und sollte im November 2019 seinen Dienst antreten.

Dazu kam es nicht, da Schmidt nur einen Monat davor kurzfristig einen Rückzieher machte. Stattdessen entschied sich der Deutsche für einen Verbleib in Florenz, wo er seit 2015 als Direktor die Uffizien leitete. Keine zwei Wochen nach der Absage wurde sein Vertrag um vier Jahre verlängert.

Seine Ära an der Spitze der Uffizien neigt sich jetzt allerdings dem Ende zu. Laut italienischen Medienberichten schrieb das Kulturministerium in Rom Mitte Juni die Verlängerung der Amtszeit all jener Direktoren aus, deren Vertrag Ende des Jahres ausläuft. Dieser Ausschreibung zufolge dürfen jedoch zuvor bereits verlängerte Amtsträger nicht mehr kandidieren. Deren Verweildauer an der Spitze wurde auf zwei Perioden zu je vier Jahren begrenzt. Von dieser Beschränkung ist nicht nur Eike Schmidt betroffen, der sein Büro in den Uffizien Ende Dezember räumen muss.

Dem Vernehmen nach soll er sich um die Direktion des Nationalmuseums Bargello bewerben. Dieses könnte mit der Galleria dell’Accademia zusammengelegt werden, die erst 2019 unter Schmidt in die Uffizien eingegliedert wurde. Als Direktorin wird sich die Deutsche Cecilie Hollberg nach zwei Amtsperioden demnächst ebenfalls aus der Galleria dell’Accademia verabschieden.

Eine am Bäumchen-wechsle-dich-Spiel orientierte Neuordnung scheint folglich in Italiens Museumslandschaft absehbar. Ob unter der Rechtsregierung von Giorgia Meloni damit auch das berufliche Schicksal ausländischer Museumsdirektoren besiegelt wird, muss eine Mutmaßung bleiben.

Ausländer unerwünscht?

Die vielbeklagte neue Ausländerfeindlichkeit gegenüber nichtitalienischen Museumsdirektoren oder Intendanten sieht Eike Schmidt in einem aktuellen NZZ-Interview nur eingeschränkt gegeben. Das würde nur von ganz wenigen Politikern aufs Tapet gebracht, einen großen Rückhalt finde derlei in der Bevölkerung jedoch nicht, wie er betont.

Wohin es den 55-Jährigen künftig in welcher Funktion verschlägt, wird sich weisen. In der internationalen Museumsszene war man sich im Herbst 2019 noch einig, dass sich Eike Schmidt mit der Absage der Generaldirektion des KHM für vergleichbare internationale Posten aus dem Spiel genommen habe. Aufgrund seines Vertragsbruchs musste er eine Schadenersatzzahlung in einer Größenordnung von 40.000 Euro leisten. Der Makel der Brüskierung könnte sich für eine Karriere außerhalb Italiens als Hindernis entpuppen. (Olga Kronsteiner, 7.7.2023)