Bald ist es wieder so weit: Die Preise für zahlreiche Handytarife steigen automatisch auf Grundlage des jährlich errechneten Verbraucherpreisindex (VPI), heuer also um bis zu 7,8 Prozent, und bescheren den Kunden eine finanzielle Mehrbelastung. Und die kann, über das Jahr gerechnet, für eine Person schon in den höheren zweistelligen Bereich gehen. Schuld ist die sogenannte Wertsicherung vieler Angebote, die eine automatische Erhöhung erlaubt.

Franz Pichler, Gründer und Chef des alternativen Betreibers Spusu, schätzt, dass diese Teuerung bis zu drei Viertel aller Mobilfunktarife betreffen könnte. Spusu ist hingegen einer der Anbieter, die auf die VPI-Anpassung verzichten. Pichler spart angesichts der anstehenden Teuerungswelle nicht mit Kritik. Hier würden "wechselfaule Kunden zur Kasse gebeten", erklärte er per Aussendung. DER STANDARD hat mit ihm gesprochen.

Hauseigenes Kernnetz als Geheimwaffe

Vertretbar sei die Anhebung nur für Tarife mit unlimitiertem Datenkontingent, nicht aber dort, wo fixe Limits eingezogen sind, sagte der Spusu-Chef bereits, als die anstehenden Anhebungen vor wenigen Wochen zum Thema wurden. Das brachte ihm aber auch Kritik im STANDARD-Forum ein. Als MVNO, der bei "3" eingemietet sei und selbst kein Netz betreiben müsse, sei es leicht, auf die Erhöhung zu verzichten, so der Tenor.

Spusu-Chef Franz Pichler, Porträtfoto
Spusu-Chef Franz Pichler sieht den hauseigenen "Mobilfunk-Core" als die zentrale Stärke seines Unternehmens.
Spusu

"Die Mehrkosten für uns als Unternehmen im Bereich Energie, Personal und Allgemeines steigen in etwa um den VPI", sagt Pichler. Das wolle man aber "bestmöglich durch Effizienzsteigerungen kompensieren". Als eigenen Vorteil dafür sieht man Automatisierung bei technischen Prozessen sowie das eigene Kernnetz ("Mobilfunk-Core"), das man im Gegenteil zu vielen anderen MVNOs selbst betreibt und entwickelt. Es dient der Abwicklung der Kommunikation mit dem Internet und anderen Anbietern, sei "beliebig skalierbar" und kommt in allen Märkten, in denen Spusu aktiv ist, zum Einsatz. Derzeit operiert man in Österreich, Italien und dem Vereinigten Königreich. "Bald" soll ein weiteres europäisches Land hinzukommen.

Bei den eigenen Systemen sei man nicht auf ausländische Lieferanten angewiesen. Forschung, Entwicklung, Aufbau sowie Betrieb liefen inhouse. "Damit gehören wir weltweit zu einer kleinen Gruppe an Mobilfunkbetreibern, die sich hohe Lizenz- und Wartungskosten, mit denen sich Netzwerkinfrastrukturlieferanten konfrontiert sehen, ersparen", erklärt Pichler. Dazu vermeide man für weitere Kosteneffizienz Outsourcing und wickle auch selbst Verrechnung, Kundenverwaltung, Werbemittelproduktion sowie Support ab. Der Kundendienst, betont der Spusu-Chef, arbeitet nicht mit KI, sondern werde ausschließlich von Menschen betreut.

Wer es günstig will, muss vorerst bei 4G bleiben

Bei "3" zahle man einen Beitrag für die Nutzung der Sendemasten, was indirekt ebenfalls zum Erhalt der Netzinfrastruktur beitrage. Gerade für die Nutzung von 5G liegen hier die Kosten im internationalen Vergleich aber recht hoch. Das spiegelt sich auch in den Tarifen von Spusu wider. Eines der populärsten Angebote, "Legendär", kostet mit aktiviertem 5G-Zugang bei sonst gleichem Leistungsumfang etwa um 50 Prozent mehr (14,90 statt 9,90 Euro).

Dass man in den nächsten Jahren 5G-Tarife am Preisniveau aktueller 4G-Optionen am Markt vorfinden wird, denkt Pichler nicht. "Gelenkt wird diese Preisentwicklung aber in Zukunft wieder vermehrt von den großen Mobilfunkbetreibern und ihren Billigmarken", so der Firmenchef. Der Spielraum der MVNOs werde zudem auch davon definiert, zu welchen Konditionen man 5G bei den Netzpartnern zukaufen könne. Auf absehbare Zeit werde die aktuellste Mobilfunkgeneration wohl stets teurer sein. "Wer günstige Smartphone-Tarife möchte, wird noch lange bei der 4G-Technologie bleiben", so Pichler.

Änderungen in Handy- oder Internettarifen trifft Jung und Alt.
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Zu Ende geht es allerdings mit 3G, jener Mobilfunkgeneration, die Breitbandinternet am Handy ermöglicht hat. Im Laufe des Jahres wird das 3G-Netz der Sendemasten abgeschaltet. Für User mit sehr alten Smartphones könnte das zum Problem werden. "Die Zahl der Kunden, die kein 4G-taugliches Handy verwenden, ist unter unseren Kunden verschwindend gering", sagt Pichler dazu. Jene, die es betreffen wird, wenn bei "3" die 3G-Abschaltung vollzogen ist, werden aber weiter über das weiterbestehende 2G-Netz telefonieren können.

Kritik an gut versteckter Wertsicherung

Zurück zur VPI-Anpassung. Trotz der Kritik an den Anhebungen will Pichler der Konkurrenz nicht explizit Gier unterstellen. "Wir kennen die Kalkulation unserer Mitbewerber nicht", meint der Spusu-Gründer. Er plädiert allerdings für mehr Transparenz. Die Informationen zur Wertsicherung seien oft gut in den Entgeltbestimmungen versteckt, was dann für Überraschung bei der Kundschaft ob der plötzlich höheren Monatsrechnung sorgt. Auch die Servicepauschale ordnet er in diese Problematik ein.

Doch diese Gebühr ist ohnehin am Aussterben. A1 und "3" strichen sie vor kurzem aus ihren Tarifen, erhöhten dafür aber teilweise die Preise und führten "anlassbezogene" Kosten ein. Der dritte große Netzbetreiber, Magenta, setzte diesen Schritt bereits im vergangenen November. Seit Jänner geht die Arbeiterkammer (AK) per Verbandsklage gegen die Servicepauschale im Mobilfunk vor, die man als widerrechtlich betrachtet, da es sich um eine wiederkehrende Gebühr für kaum definierte Gegenleistungen handle, die noch dazu wenig bis gar nicht beansprucht würden. Bei einem Erfolg stehen möglicherweise sogar Rückzahlungen der Servicepauschale an die Kunden im Raum.

Vorausgegangen war dem ein erfolgreiches Verfahren gegen die Fitnessstudiokette Cleverfit. Deren Servicepauschale war letztlich vom Obersten Gerichtshof mit ebenjenem Argument gekippt worden, dass hier eine Gebühr ohne erkennbare Gegenleistung verlangt worden war. Ebenfalls zu Fall gebracht wurden die Verwaltungspauschale und die Chipgebühr, die für Leistungen eingehoben wurden, die das Maß eines üblichen Vertragsabschlusses nicht überschritten oder unter grundlegende Vertragspflichten des Unternehmens fallen.

Die Mobilfunker argumentierten angesichts der AK-Klage, dass ein Urteil zu Fitnessstudios für die eigene Branche keine Aussagekraft habe. Dennoch wurde die Servicepauschale mittlerweile ausgemustert. (gpi, 30.3.2024)