Der Krieg im Gazastreifen, der vor sechs Monaten mit dem Terror der Hamas im Süden Israels begann, ist ein blutiger Konflikt, der tausende Opfer gefordert hat. Er ist aber auch ein Kampf um die Wahrheit. Zahlreiche Falschmeldungen haben sich bis heute in vielen Köpfen eingebrannt. Viele Informationen sind im Nebel des Krieges schwer zu verifizieren oder zu widerlegen, auch weil internationalen Journalisten ungehinderter Zugang zum Gazastreifen verweigert wird. DER STANDARD versucht, Licht ins Dunkel einiger viralgegangener Meldungen zu bringen.

Sind die aus dem Gazastreifen gemeldeten Opferzahlen massiv übertrieben?

Mittlerweile wurden bereits mehr als 33.000 getötete Palästinenserinnen und Palästinenser im Gazastreifen gemeldet, doch immer wieder wird die Echtheit der Angaben in Zweifel gezogen, weil die Behörden von der Hamas kontrolliert werden. Die Angaben von Kriegsparteien können zu Kriegszeiten kaum unabhängig überprüft werden, und die von den Behörden in Gaza genannten Zahlen unterscheiden nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. Unklar ist auch, wie viele Menschen durch Kämpfe, Hunger, Luftangriffe oder herabfallende Teile von in Richtung Israel abgefeuerter Raketen gestorben sind.

Beerdigung von 47 Todesopfern im Gazastreifen. Die Zahlen, die von den Hamas-geführten Gesundheitsbehörden in Gaza veröffentlicht werden, lassen sich nicht überprüfen.
AFP/SAID KHATIB

Die Vereinten Nationen und andere internationale Institutionen und Fachleute haben bereits kurz nach Kriegsbeginn erklärt, dass sie die Daten grundsätzlich für weitgehend korrekt halten. Sie würden plausibel für das erscheinen, was man angesichts der Intensität der Bombardierung in einem so dicht besiedelten Gebiet erwarten würde, sagte etwa Omar Shakir von Human Rights Watch.

Eine Forschungsgruppe hat in der Fachzeitschrift "The Lancet" im November einen Blick auf die grundsätzliche Plausibilität der Daten geworfen, etwa ob gemeldete Identifikationsnummern und das Alter der Toten einem zufälligen Muster entsprechen oder ob auffällige Häufungen auftreten. Zusätzlich sah sich die Gruppe an, wie sich die Mortalität in Gaza mit früheren Jahren vergleichen lässt. "Wir halten es für unplausibel, dass diese Muster bei gefälschten Daten auftreten würden", vermerkten sie.

Ein Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros sagte der Nachrichtenagentur Reuters im Dezember: "Unsere Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Zahlen des Gesundheitsministeriums möglicherweise zu niedrig angesetzt sind, da sie keine Todesopfer enthalten, die die Krankenhäuser nicht erreicht haben oder möglicherweise unter den Trümmern verschollen sind."

Wer hat am 17. Oktober 2023 das Al-Ahli-Spital in Gaza-Stadt beschossen – und wie viele Tote gab es?

Beim Einschlag einer israelischen Rakete im Al-Ahli-Spital, einem der größten Krankenhäuser in Gaza-Stadt, habe es zahlreiche Tote gegeben, berichteten die von der Hamas geführten Gesundheitsbehörden in Gaza am 17. Oktober 2023. Kurz danach lieferten sie die Zahl von 471 Todesopfern nach, die wiederum wenig später auf 324 korrigiert wurde. Israel teilte bald darauf mit, man sei nicht verantwortlich. Es habe sich wohl um eine von Extremisten in Gaza abgefeuerte Rakete gehandelt, die beim Spital abgestürzt und explodiert sei.

Videos zeigen, dass vor der Explosion beim Al-Ahli-Spital am 17. Oktober mehrere Raketen im Gazastreifen Richtung Israel aufsteigen.
AP/Dudi Peled

Was damals genau passiert ist, ist immer noch nicht zu hundert Prozent geklärt. Klar scheint, dass die Ausgangsberichte der Hamas-Gesundheitsdienste nicht korrekt waren: Die Zahl von 471 oder auch 324 Toten ist mit den Bildern von vor Ort, die keine Schäden im massiven Ausmaß zeigen, kaum vereinbar. US-Geheimdienstquellen, die die "New York Times" zitierte, gingen später von 100 bis 300 Toten aus, gaben jedoch nicht an, wie die Zahl ermittelt wurde. Wahrscheinlicher sei den Angaben zufolge aber eine Opferzahl im unteren Spektrum dieser Schätzung.

Bilder aus dem Hof des Al-Ahli-Spitals nach der Explosion am 17. Oktober 2023.
EPA/MOHAMMED SABER

Jedenfalls scheint sich die Explosion im Hof des Krankenhauses, nicht innerhalb des Spitals, ereignet zu haben. Was sie ausgelöst hat, ist immer noch offen: Aus verschiedenen Winkeln aufgenommene Videos zeigen Raketen, die in Gaza starten und dann zu Boden fallen. Ob sie auch jene sind, die kurz darauf die Explosion beim Spital auslösen, ist immer noch unsicher. Krater auf dem Boden, sagen Fachleute, würden eher zu einer Rakete passen als zu einem Luftangriff der israelischen Armee. Die Authentizität von aufgenommenen angeblichen Telefongesprächen in Gaza, in denen es um eine abgestürzte Rakete geht, konnte nicht belegt werden.

Sind viele der Toten beim Nova-Festival am 7. Oktober auf versehentlichen Beschuss israelischer Soldaten zurückzuführen?

Wer den Namen des Festivals, bei dem am 7. Oktober mindestens 364 Menschen von der Hamas ermordet wurden, im Internet sucht, stößt schnell auf erschreckende Informationen. Viele oder, je nach Meldung, manchmal sogar alle der Opfer seien in Wahrheit von israelischen Soldaten oder Polizisten erschossen worden – teils ist von bedauerlichen Fällen von "friendly fire" die Rede, teils von Absicht. Die Meldungen haben gemeinsam: Die Hamas sei nicht schuld am Tod hunderter junger Menschen.

Am Ort des Nova-Festivals erinnern Gedenkposter an die von der Hamas Ermordeten.
REUTERS/Hannah McKay

In Wirklichkeit ist auf zahllosen Videos und Fotos vom Tag zu sehen, wie Terroristen mit Schnellfeuerwaffen in die Menschenmenge schießen, Flüchtende verfolgen und Menschen töten, die sich vor den Extremisten versteckt hatten. Das betrifft auch jene Videos, die die Angreifer selbst nach der Tat stolz ins Internet gestellt haben. An der Täterschaft am Massaker gibt es keinerlei Zweifel.

Das Körnchen Wahrheit, das hinter den bösartigen Fake-Meldungen steckt, ist diesmal eher ein Körnchen Unsicherheit: Mehrere israelische Medien berichteten, es habe am 7. Oktober unter israelischen Einsatzkräften auch "Gefallene" durch versehentlichen Beschuss gegeben. "Haaretz" schrieb in einem hebräischen Bericht, man könne nicht ausschließen, dass Schüsse auf die Terroristen von einem Helikopter aus auch Festivalbesucher getroffen hätten. Die Polizei widersprach aber auch dem. Das israelische Militär gab diese Woche nach einer Untersuchung bekannt, dass Einsatzkräfte am 7. Oktober aus einem Hubschrauber auf ein Fahrzeug gefeuert hatten, in dem sich auch ein entführter Israeli befand und der dadurch wohl getötet wurde.

Wie schlimm ist der Hunger im Gazastreifen, und wer trägt dafür die Verantwortung?

Die gesamte Bevölkerung im Gazastreifen leidet unter akuter Ernährungsunsicherheit, fast alle Familien müssen täglich Mahlzeiten auslassen, die Hälfte der rund 2,2 Millionen Einwohner leidet bereits unter "katastrophalem Hunger", heißt es im Bericht zur sogenannten IPC-Skala der UN-Welternährungsorganisation (FAO) Mitte März. Dem UN-Kinderhilfswerk Unicef zufolge ist im Norden des Gazastreifens eines von drei Kindern unter zwei Jahren akut mangelernährt.

Im Norden des Gazastreifens, wo besonders wenige Hilfslieferungen ankommen, gilt eines von drei Kindern unter zwei Jahren als akut mangelernährt.
IMAGO/Yasser Qudihe

Von einer Hungersnot spricht die FAO dann, wenn mindestens 20 Prozent der Bevölkerung unter extremer Nahrungsmittelknappheit leiden (diese Marke wurde im Gazastreifen bereits im Dezember überschritten), jedes dritte Kind akut unterernährt ist und zwei von 10.000 Menschen täglich an Hunger oder an Unterernährung und damit einhergehenden Krankheiten sterben. Bis spätestens Mai wird dem IPC-Bericht zufolge eine Hungersnot eingetreten sein, wenn sich an den Bedingungen nichts ändert.

Hilfsorganisationen kritisieren bereits seit Monaten, dass den Gazastreifen viel zu wenig Hilfen erreichen. "Airdrops", Abwürfe aus der Luft, bezeichnen sie als schlechteste Form der Hilfe, die nur im äußersten Notfall zum Einsatz kommen sollte, weil sie gefährlich seien und nicht ordentlich verteilt werden könnten. Die World Central Kitchen, die von Zypern aus Hilfslieferungen über den Seeweg nach Gaza gebracht hatte, stellte ihren Einsatz im Gazastreifen ein, nachdem bei einem israelischen Luftangriff sieben Mitarbeiter der NGO getötet worden waren.

Immer wieder wird von israelischer Seite aber behauptet, es mangle im Gazastreifen nicht an Lebensmitteln – diese würden von der Hamas gestohlen. Belege für Diebstähle durch die Terrorgruppe wurden nicht vorgelegt, wie unter anderem ein US-Vertreter kritisierte. Auch wenn dies vor allem bei Airdrops nicht ausgeschlossen werden kann, weil hier das Recht des Stärkeren gilt, erreichen dennoch deutlich weniger Hilfen als früher – und laut Hilfsorganisationen weniger als notwendig – den Gazastreifen über den effektivsten Weg: den Landweg.

Vor dem 7. Oktober kamen etwa 500 Lkws täglich, UN-Angaben zufolge waren im Jahr 2022 und im Jahr 2023 bis September rund ein Viertel davon Lebensmittel. Seit Kriegsbeginn waren es im Durchschnitt 100 Lkws täglich, in den vergangenen Wochen mit rund 150 etwas mehr. Bedacht werden muss allerdings, dass Israel in den ersten beiden Wochen des Krieges überhaupt keine Hilfsgüter in das Gebiet zugelassen hat und die Produktion innerhalb des Gazastreifens mit Kriegsbeginn weitgehend zusammengebrochen ist – nötig sind also eher noch mehr Lieferungen. Dem World Food Programme zufolge braucht es mindestens 300 Lastwagen pro Tag, nur um den Grundnahrungsmittelbedarf der Menschen zu decken.

Hilfslieferungen in den Gazastreifen unterliegen strengen Kontrollen und können den Nahrungsbedarf nicht decken.
REUTERS/Evelyn Hockstein

Der Großteil der Lieferungen wird auf den langen Weg über Ägypten umgeleitet, muss durch aufwendige und langwierige Kontrollen, viele Hilfsgüter werden zurückgewiesen – oder der Zugang aus Israel wird von radikalen Siedlern aus dem Westjordanland blockiert. Jene Hilfen, die durchkommen, erreichen wegen anhaltender Kämpfe, der weitreichenden Zerstörung der Straßen und nochmaliger Kontrollen durch die israelische Armee an den Checkpoints innerhalb des Gazastreifens – wenn überhaupt – den Norden des Küstengebiets nur langsam. Erst nach enormem Druck der USA kündigte Israel am Freitag an, auch den Grenzübergang Eretz und den Hafen Ashdod für Hilfslieferungen zu öffnen.

Bei der Verteilung kommt es auch immer wieder zu Gewalt. Ende Februar wurden mehr als 100 Menschen getötet und mehr als 700 verletzt, als sie sich um Hilfslieferungen in Gaza-Stadt bemühten. Augenzeugen berichteten damals, israelische Soldaten hätten in die Menge gefeuert. Von israelischer Seite hieß es zunächst, dass die Menschen zertrampelt, erdrückt oder überfahren worden seien. Später sprach ein Militärsprecher von "Warnschüssen", die abgegeben worden seien, um die Menge zu zerstreuen. Als sich Menschen den Soldaten dennoch genähert hätten, hätten diese "auf die Bedrohung reagiert". Die meisten Toten sind israelischen Angaben zufolge aber auf die Massenpanik zurückzuführen. Ärzte im Kamal-Adwan-Spital berichteten der "New York Times", dass 95 Prozent der rund 160 dort eingelieferten Opfer Schussverletzungen aufwiesen.

Wurden am 7. Oktober Babys geköpft?

Die Meldungen nahmen am 10. Oktober ihren Ausgang: Drei Tage nach dem Angriff der Hamas erlaubte die israelische Armee einigen Medien den Zugang zum Kibbuz Kfar Aza im Süden Israels. Nicole Zedeck vom israelischen Sender i24 News berichtete, dass einige Soldaten ihr erzählt hätten, Babys, deren Köpfe abgeschnitten wurden, gesehen zu haben, sie sprach von insgesamt 40 getöteten Babys. Auch Margot Haddad vom französischen Nachrichtensenders LCI berichtete am 11. Oktober auf X, dass israelische Soldaten ihr gesagt hätten, dass in Kfar Aza Babys enthauptet worden seien. Journalisten der Medien "+972 Magazine" und "Le Monde", die ebenfalls vor Ort in Kfar Aza waren, konnten diese Behauptungen nicht bestätigen.

Im Kibbuz Kfar Aza wurden am 7. Oktober dutzende Israelis brutal getötet. Meldungen über geköpfte Babys gehen auf diesen Ort zurück, den Medien am 10. Oktober besuchten und dabei mit Soldaten sprachen.
REUTERS/EVELYN HOCKSTEIN

Am 11. Oktober erklärte ein Sprecher des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, dass in Kfar Aza enthauptete Säuglinge und Kleinkinder gefunden worden seien. Am nächsten Tag zitierte CNN einen anonymen israelischen Vertreter, der erklärte, die israelische Regierung könne diese Behauptung nicht bestätigen. US-Präsident Joe Biden sagte am 11. Oktober: "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Bilder von Terroristen sehen würde, die Kinder enthaupten." Das Weiße Haus erklärte später, Biden habe weder Fotos gesehen noch eine Bestätigung erhalten, dass die Hamas Babys oder Kinder enthauptet habe.

Als US-Außenminister Antony Blinken am 12. Oktober Israel besuchte, berichtete er von Fotos, die ihm die israelische Regierung gezeigt habe, auf denen "ein Baby, ein Säugling, von Kugeln durchlöchert" zu sehen gewesen sei. Dabei handelte es sich wohl um die etwa zehn Monate alte Mila Cohen, die am 7. Oktober im Kibbuz Be'eri in den Armen ihrer Mutter erschossen wurde. Über sie berichtete "Haaretz" im Dezember im Rahmen einer umfangreichen Recherche, die sich auf Angaben der Polizei, des Kibbuzleiters und des Nationalen Versicherungsinstituts stützte. In der Stadt Be'er Sheva wurde den Angaben zufolge zudem eine hochschwangere Frau erschossen, das Baby starb später im Krankenhaus. Über weitere Meldungen zu getöteten Babys – geköpft, im Ofen verbrannt, aus noch lebenden Schwangeren herausgeschnitten oder an Wäscheleinen aufgehängt – gibt es keine Bestätigung.

Das ändert nichts an den zahlreichen nachgewiesenen Gräueln des Hamas-Massakers am 7. Oktober, bei dem 1.139 Menschen getötet wurden, darunter mehr als 30 Minderjährige. Vor allem Soldaten wurden brutal zugerichtet, in einigen Fällen auch enthauptet oder mit fehlenden Gliedmaßen gefunden.

Ist es beim Terrorangriff am 7. Oktober zu sexualisierter Gewalt gekommen?

Bereits kurz nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober zeigten sich Spuren sexualisierter Gewalt, zu sehen waren etwa weibliche Opfer ab der Hüfte entblößt, völlig nackt oder mit massiven Blutflecken im Schritt. Die NGO Physicians for Human Rights – Israel (PHRI) veröffentlichte Ende November ein Positionspapier, in dem zahlreiche Zeugenberichte zusammengetragen wurden. Rettungsteams und Personal aus Spitälern schilderten schwere Verletzungen an Opfern, die auf brutale Vergewaltigungen hinweisen. Später veröffentlichten mehrere Medien, etwa BBC, "New York Times", "Wall Street Journal" oder "Guardian", ähnliche Berichte über sexualisierte Gewalt.

Der Bericht der "New York Times" wurde Gegenstand einer Kontroverse, unter anderem ließen sich einem UN-Bericht zufolge mindestens zwei Vergewaltigungsvorwürfe im Kibbuz Be'eri nicht bestätigen. Eine der Autorinnen wurde wegen umstrittener Likes in sozialen Medien von der Zeitung freigestellt. Ein Post auf X, der ihr gefallen hatte, forderte am 7. Oktober unter anderem "den Gazastreifen in ein Schlachthaus zu verwandeln". Später entschuldigte sie sich.

In dem UN-Bericht von Anfang März kamen Ermittler nach 33 Treffen mit israelischen Offiziellen und der Sichtung von 5.000 Fotos und mehr als 50 Stunden Videomaterial zu dem Schluss, dass es "klare und überzeugende Informationen über sexuelle Gewalt" gebe, "darunter Vergewaltigung, sexualisierte Folter, grausame, unmenschliche und erniedrigende Behandlung". Diese hätten sich an mehreren Orten ereignet, weshalb ein systematischer Einsatz denkbar scheine. Sie betreffe die Opfer des Terrors vom 7. Oktober, aber auch die Geiseln. Vergangene Woche meldete sich schließlich mit Amit Soussana erstmals ein Opfer mit vollem Namen in der "New York Times" zu Wort und berichtete von sexualisierter Gewalt und Folter, während sie im Gazastreifen als Geisel gehalten wurde.

Fliegen noch immer jeden Tag aus dem Gazastreifen Raketen Richtung Israel?

Lange Zeit war es eine erschreckende Statistik, die besonders die "Falken" in der israelischen Regierung besonders gerne zitierten: Noch immer würden jeden Tag Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel fliegen – trotz der anhaltenden Angriffe gegen die Hamas.

Die Sirenen heulen nicht mehr, so wie dies lange der Fall war, jeden einzelnen Tag. Der Beschuss Israels aus dem Gazastreifen hält aber immer noch an.
EPA/ATEF SAFADI

Und tatsächlich war das nach dem 7. Oktober lange Zeit korrekt. Nach Angaben der Seite rocketalert.live, die alle Luftalarme festhält, war der erste Tag ohne Alarm in Bezug auf Gaza der 25. November. An diesem Tag war eine vorübergehende Waffenruhe in Kraft getreten. Sie endete am 1. Dezember, an dem 181-mal Alarm ausgelöst wurde. Abseits dieser kurzen Unterbrechung gab es erstmals am 20. Dezember keine Warnungen vor Raketenbeschuss durch die Hamas und andere radikale Gruppen.

Danach werden die Warnungen sporadischer. Allerdings: Anhaltende Ruhe gibt es immer noch nicht, die bisher längste Phase ohne Alarme begann mit Ende März. Im Hinterkopf ist zu behalten: Alarm heißt nicht Beschuss, immer wieder gibt und gab es auch Fehlalarme. Und: Die Situation an der Nordgrenze Israels, wo sich die Armee anhaltende Scharmützel mit der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah liefert, bleibt labil – hier heulen noch immer jeden Tag mehrfach die Sirenen.

(Manuel Escher, Noura Maan, 7.4.2024)