Im Salzburg-Museum werden die Ausstellungstexte auch in Leichter Sprache angeboten.
Salzburg Museum/Jürgen Grünwald

In Salzburg tut sich was in Sachen Inklusion. Zumindest sprachlich. Denn immer mehr Einrichtungen setzten auf Leichte oder Einfache Sprache. Diese Form der Ausdrucksweise soll Menschen das Verstehen von Texten erleichtern. In Salzburg wird sie daher bereits in Museen eingesetzt, soll künftig auch in Formularen des Landes zum Einsatz kommen und wird im Schulunterricht zum Bildungsziel.

Texte in Einfacher Sprache sind klar und einfach aufgebaut. Sie bestehen aus kurzen Sätzen und einfachen Wörtern. Fremdwörter werden vermieden oder erklärt. Diese Texte sind daher leicht zu lesen. Noch einen Schritt weiter geht die Leichte Sprache. Sie verfügt über spezielle Regeln zu Grammatik, Satzbau und Gestaltung. "Die Leichte Sprache ist ein leicht reduziertes Deutsch", sagt Georg Wimmer, der eine Textagentur für Leichte Sprache in Salzburg betreibt. Man verwende weniger Zeitformen, lasse etwa die Mitvergangenheit oder auch den Konjunktiv weg, um näher bei der Alltagssprache zu sein.

Betroffene prüfen Texte

Das Netzwerk Leichte Sprache, das größte im deutschsprachigen Raum, gibt zudem vor, dass eine Prüfgruppe die Texte in Leichter Sprache prüfen muss. "Weil Betroffene die Einzigen sind, die sagen können, ob man das versteht", erklärt Wimmer, der Teil des Netzwerks ist. Zudem sei der Inklusionsgedanke der Prüfgruppe zentral. "Es ist ein wichtiger Job für die Menschen, die das prüfen." Wimmer selbst arbeitet dabei mit der Lebenshilfe Salzburg zusammen.

Leichte Sprache hilft nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten, Lese- und Rechtschreibproblemen oder Behinderungen dabei, Texte zu verstehen. Auch Menschen mit geringen Deutschkenntnissen profitieren von Leichter und Einfacher Sprache. "Es geht um Barrierefreiheit, alle haben das gleiche Recht auf die Zugänglichkeit zu Informationen", sagt Wimmer. Vor allem in Österreich, wo das Denken vorherrsche, "wenn sich jemand kompliziert ausdrückt, dass er besonders gebildet ist", brauche es Leichte Sprache, um "diesem Gedanken etwas entgegenzusetzen".

Salzburg-Museum als Vorreiter

Das Salzburg-Museum ist Vorreiter auf dem Gebiet der Leichten Sprache. Bereits 2016 verwendet es als eines der ersten Museen in ganz Österreich Leichte Sprache in der Textgestaltung für die Ausstellung zum 200-jährigen Jubiläum Salzburgs bei Österreich. Die Texte und ihre Nutzung wurden auch in Kooperation mit dem Schwerpunkt Wissenschaft & Kunst der Universität Salzburg und des Mozarteums sozialwissenschaftlich evaluiert. Zudem bietet das Museum Führungen in Leichter Sprache an. Im Festungsmuseum sind die Ausstellungstexte nur noch in Leichter Sprache verfasst.

Podcast des Salzburg Museum zum Einsatz der Leichten Sprache.
Spotify/Salzburg Museum

Seit März bietet auch das Museum der Moderne Salzburg Wandtexte in Leichter Sprache an, als Ergänzung zum deutschen Standardtext und zur Übersetzung auf Englisch. Die Übersetzung erfolgt durch ein professionelles Büro auf Basis eines Regelwerks und wird durch eine Prüfgruppe der Lebenshilfe Salzburg kontrolliert.

Brückenfunktion für Schulkinder

An der Pädagogischen Hochschule (PH) Salzburg Stefan Zweig beschäftigt sich am Donnerstag und Freitag erstmals in Österreich eine Tagung mit der Leichten und Einfachen Sprache in Schule und Unterricht. In der Schule habe eine einfache Sprache eine Brückenfunktion und sei wichtig für die Anschlussfähigkeit, betont Hochschulprofessorin Elfriede Windischbauer. Kinder mit nicht deutscher Muttersprache oder mit schwerer Lese- und Rechtschreibschwäche könnten so den Anschluss schaffen. Auch Kinder aus sozial benachteiligten Familien, die oft mit einem halb so großen Wortschatz wie Gleichaltrige in die Schule kommen, würden davon profitieren. Ziel sei es, "möglichst jedes Kind zu seinem individuellen besten Niveau heranzuführen", betont Windischbauer. Nur ein geringer Teil der Kinder habe eine schwere Beeinträchtigung, wo die Leichte Sprache das höchste Niveau bleibe.

"Gerade in Schulen ist eine verständliche Sprache wichtig. Inhalte können komplex sein. Aber die Form, in der wir Kindern etwas vermitteln, muss einfach und leicht sein", betont auch Georg Wimmer, der die Tagung gemeinsam mit der PH veranstaltet. Über 70 Lehrerinnen und Lehrer sowie Studierende, Hochschullehrende und Menschen aus dem Sozialbereich haben sich angemeldet. "Auf der Tagung wird über Forschungsergebnisse berichtet und über Möglichkeiten der praktischen Anwendungen von Leichter und Einfacher Sprache", sagt Windischbauer.

Schulbücher könnten etwa neben den schwierigen Texten auch eine leichtere Variante anbieten, ob als Text im Buch oder als QR-Code, sagt die Hochschulprofessorin. Denn Untersuchungen würden zeigen, dass Schulbücher für viele Schülerinnen und Schüler zu schwer verständlich sind. Ein aktuelles Forschungsprojekt der PH Salzburg habe ergeben, dass alle befragten Lehrerinnen und Lehrer Schulbuchtexte für ihre Schülerinnen und Schüler vereinfachen – egal ob mündlich oder schriftlich.

Verständliche Formulare

In Salzburg sollen künftig auch Formulare und Anträge auf der Website des Landes in Einfacher Sprache zur Verfügung gestellt werden. Der Salzburger Landtag hat auf Antrag der KPÖ plus einstimmig beschlossen, die Bemühungen um einen barrierefreien, leicht lesbaren Zugang zu Landesinformationen fortzusetzen. "Viele Bürger scheitern am Beamtendeutsch, komplizierten Formularen und unübersichtlichen Websites. Das erleben wir auch immer wieder in unseren Sprechstunden, da besteht Handlungsbedarf", sagt Klubobfrau Natalie Hangöbl. Das würde auch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter entlasten, die viel Arbeitszeit für die Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen verwenden. Die Grünen haben sich im Landtag schon zuvor erfolgreich dafür eingesetzt, Inhalte des Landtages auch in Leichter Sprache zur Verfügung zu stellen. (Stefanie Ruep, 17.4.2024)