FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl in einer Archivaufnahme im Rahmen eines Landesparteitags der FPÖ Wien.
FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl in einer Archivaufnahme im Rahmen eines Landesparteitags der FPÖ Wien Anfang April.
APA/GEORG HOCHMUTH

Kaum ist Kickl – die investigative Biografie zweier Redakteure von "Profil" erschienen, schlug der Biografierte auch schon hart zurück – in der "Kronen Zeitung". FPÖ-Chef verreißt unautorisierte Biografie von "profil"-Journalisten, wurde da versprochen, und mehr: FPÖ-Chef Herbert Kickl nimmt eine nicht autorisierte Biografie über ihn auseinander. Endlich einer, der es aufmüpfigen Journalisten wieder einmal zeigt, freute man sich auf die Auseinandernahme, schließlich sagt Kickl, das Buch "strotzt nur so von Fehlern" und er wirft den Autoren vor, "publizistisch auf der Erfolgswelle der FPÖ mitsurfen und Geld verdienen zu wollen".

Vom Wirtskörper der FPÖ Geld absaugen zu wollen – typisch Journalisten. Kickl spricht von "Pleiten und Pannen", er bemängelt, dass die Autoren falsche Namen seiner Großeltern und auch eine falsche Herkunft angaben. Nicht einmal solche Grundlagen recherchieren zu können, sollte ihnen peinlich sein. Recht hat er! Womöglich nicht nach dem Ariernachweis gefragt, Schlamperei, aber das kommt natürlich davon, wenn man sich eine Kickl-Biografie nicht von Kickl autorisieren lässt, nur weil man auf der Erfolgswelle der FPÖ mitsurfen und trotzdem will, dass das Buch auch gelesen wird. Die Ahnen werden sich im Grab umdrehen ob dieser unkorrekten Ahnenforschung.

Überraschende Botschaft

Kickl gibt es derzeit ja nicht nur im Buch, sondern auch als Geschäftsmann in aller Munde und Kommentaren. So im "Falter", wo es um Kickls geheime Firma geht. Strohmänner, Provisionen, verdeckte Liegenschaftsdeals: Die dunklen Geschäfte des FPÖ-Chefs. Vielleicht hängt diese Kickl-Welle einfach mit dem Brief zusammen, mit dem er sich bei den Chefs der Zeitungen in Erinnerung geschrieben hat und von dem der Politikanalyst und Medienberater von "News" meinte, es wäre ein Brief, von dem nicht klar wird, wie offen oder persönlich er gemeint ist.

Die Unklarheit war vermutlich ebenso gewollt wie die Botschaft überraschend. Er umgarnt jene, die er sonst als Mainstream-Medien und Lügenpresse diffamieren lässt. Urplötzlich ist ihm wichtig, "Medienvielfalt und Medienfreiheit zu gewährleisten". Unwahrscheinlich, dass sich der Chefredakteur, die Chefredakteurin eines österreichischen Mediums – "Zur Zeit" vielleicht ausgenommen – von Kickl umgarnen lässt. Schon gar nicht, wenn das Schreiben laut "News" die Adressaten in eine Zwickmühle bringt. Warum, das ist äußerst verzwickt, aber es liegt angeblich an der türkis-blauen Koalition, die ihm – Kickl – die Tür zur Fallenlegung entsperrt hat.

Schon wieder eine Wegweisung

Natürlich bangen manche auch um ihn. Nach "Kurz muss weg" jetzt "Kickl muss weg", machte man sich in den "Salzburger Nachrichten" ob dieses Personalverschleißes Sorgen. Nach dem "Kickl muss weg" von Kurz das "Kurz muss weg" von Kickl, jetzt schon wieder eine Wegweisung, das führt leicht zur Überforderung auch im Journalismus. Wie sich die Bilder gleichen. Jetzt ist Herbert Kickl mit haargenau dem gleichen politischen Sturm konfrontiert:Chatveröffentlichungen, Zitierungen aus Gerichtsakten, massive Verdächtigungen, grafisch dargestellte Netzwerke, nur höhnisch geäußerte Unschuldsvermutungen und Zweifel im U-Ausschuss. Der Ärmste.

Aber bei aller Gleichheit der Bilder gibt es doch einen Riesenunterschied. Die ÖVP schmiss damals am Ende die Nerven weg und ließ Kurz fallen. Die Nerven der FPÖ sind üblicherweise besser. Sie ist ja Sturm gewöhnt.

"Keine Nähe zu Russland"

Das hat Udo Landbauer am Wochenende in der "Presse" bewiesen, wo er klarstellte: Kickl opfern? "Das wäre Wählerbetrug." Es mag lästigere Formen von Betrug geben, und die Zumutung eines Kickl-Opfers ist für ihn ohnehin nur ein Taschenspielertrick der ÖVP. Und mit Taschenspielertricks kennt er sich aus. Ein Abkommen mit der Putin-Partei? Das Abkommen wäre nicht notwendig gewesen. Aber sei’s drum. Wir Freiheitlichen haben keine Nähe zu Russland, aber wir sind die einzigen, die für Frieden eintreten. Und der Herr Hanger ist der Prototyp des politisch ertrinkenden ÖVP-Politikers.

Diese Spezies will laut "Trend" in den verbleibenden Wochen bis zur heißen Wahlkampfphase einen Zahn zulegen. Das große Problem des Nachher bleibt bestehen. Je mehr es uns gelingt, die Russland-Beziehungen von Kickl und der FPÖ zu thematisieren, desto geringer sind die Erfolgschancen für jene in der ÖVP, die nach der Wahl trotz allem wieder gerne mit der FPÖ regieren würden.

Kickt sich Kickl ins Out? ist nicht das, was sie wollen. Manchen graust eben vor gar nichts. (Günter Traxler, 21.4.2024)