Das Bild zeigt E-Autos des chinesischen Herstellers BYD.
Mehrere E-Auto-Hersteller aus China planen europäische Standorte für neue Fabriken.
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Die Autozulieferer in Deutschland machen wegen des Einbruchs der E-Auto-Nachfrage eine finanzielle Durststrecke durch. Es sei viel Geld in Forschung und Entwicklung sowie serienreife Produkte für Elektroautoteile geflossen. "Jetzt müssen wir leider feststellen, viele Unternehmen bekommen nicht die Lieferabrufe im erwarteten Umfang", sagte Christian Vietmeyer, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ).

Besonders in Deutschland brach mit dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie die Nachfrage nach Elektroautos seit Jahresbeginn ein. "Aber wir haben nun mal auch auf dieses Pferd gesetzt und bekommen nicht die Bestellungen, wie sie notwendig wären, um die teuren Entwicklungen und Vorleistungen vergütet zu bekommen."

Faire Auswahl entscheidend

Der Aufbau der Autoproduktion von Herstellern aus China in Europa könnte neue Geschäftschancen eröffnen, erklärte der Verband, der 9.000 Unternehmen mit über 900.000 Beschäftigten aus den Branchen Stahl, Metall, Kunststoff und Textilien vertritt. Allerdings sei entscheidend, dass die chinesischen Autobauer ihre Zulieferer fair auswählten - also Partnerfirmen eigener Nationalität nicht per se bevorzugten.

Der US-Autobauer Tesla sei beim Aufbau seiner Produktion in Deutschland vorbildlich vorgegangen und habe nach Qualitätskriterien ausgewählt. Die Zulieferer seien gespannt, ob die Chinesen "für die Zulieferindustrie auch so offen sind und wettbewerblich agieren und nicht politisch", sagte Vietmeyer.

Europäische Standorte in Planung

Der größte chinesische Elektroautobauer BYD plant eine Fabrik in Ungarn. Leapmotor hat sich mit der Opel-Mutter Stellantis verbündet, um deren Werk im polnischen Tichy zu nutzen. Italien umwirbt den chinesischen Autobauer Dongfeng und andere Unternehmen, um neben der Fiat-Mutter Stellantis einen weiteren großen Autohersteller ins Land zu holen.

Chery aus China will in einem Joint Venture mit dem spanischen Hersteller EV Motors in einer ehemaligen Nissan-Fabrik in Barcelona Autos bauen. Nach einem Bericht des Saarländischen Rundfunks ging die vor der Schließung 2025 stehende Fabrik von Ford in Saarlouis dabei leer aus.

Chery sei der nicht öffentlich genannte Kaufinteressent für das Werk gewesen. Der Deal platzte dann aber. Womöglich spielten dabei Rahmenbedingungen eine Rolle, über die sich die ArGeZ beschwert: Hohe Energie- und Arbeitskosten, Fachkräftemangel und neuerdings hohe Krankenstände. (Reuters, red, 22.4.2024)