Hier glänzt ein Fisker Ocean auf der Automesse in München
Hier glänzt ein Fisker Ocean auf der Automesse in München.
IMAGO/Manfred Segerer

Die Meldung, dass Magna in Graz 500 Mitarbeiter kündigt, bedeutet einen schweren Dämpfer für die steirische Wirtschaft. Als Grund wird der Produktionsstopp des E-Autos Fisker Ocean angenommen. Für das amerikanische E-Auto-Unternehmen Fisker hatte Magna im Vorjahr in Graz noch gut 10.000 Stück des Modells Ocean gebaut. Wobei das eigentliche Fisker-Ziel bei jährlich 20.000 bis 23.000 Autos aus Graz gelegen hatte. Im Dezember hatte der kanadisch-österreichische Automobilzulieferer Magna bereits bekanntgegeben, sich von 450 Mitarbeitern zu trennen. Am Mittwoch kam nun die Nachricht von 500 weiteren Kündigungen.

Die Kündigungen werden erst nach einer Frühwarnmeldung beim Arbeitsmarktservice (AMS) und einer Wartefrist von 30 Tagen schlagend, teilte das steirische AMS mit. Die Chancen für die gekündigten Magna-Arbeiter, rasch wieder einen Job zu finden, stehen laut dem steirischen AMS-Chef Karl-Heinz Snobe recht gut. "Wir haben in der Steiermark aktuell 12.500 offene Stellen beim AMS gemeldet. Wir wissen, dass wir beim AMS zirka die Hälfte aller offenen Stellen abdecken", sagte er zu Ö1. Im Bundesland gebe es mehr als 1000 offene Stellen in der Produktion, weitere 5000 in den Bereichen Dienstleistungen, Zeitarbeit und Transport.

Sozialpartnergipfel

"500 Mitarbeiter, die bald arbeitslos sein werden, das lässt niemanden kalt", sagt der steirische ÖGB-Chef Horst Schachner dem STANDARD. Laut ihm sind Sozialpartner und Landesregierung bereits in Gesprächen, wie den Betroffenen rasch geholfen werden kann. "Wir hoffen, dass eine Branchenstiftung geschaffen wird, vor allem für die Leute, die keine Metallfacharbeiter sind. Diese müssen wir weiterbilden", sagt Schachner.

Auch Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) kündigten bereits am Mittwoch eine Branchenstiftung für die Automobilindustrie samt deren Zulieferern an. Schachner sagt, er mache sich angesichts des Fachkräftemangels in der Steiermark "um die Facharbeiter bei Magna weniger Sorgen als um die ungelernten Arbeitskräfte". Bereits fix ist laut dem Gewerkschafter ein steirischer Sozialpartnergipfel, bei dem auch die Landesregierung vertreten sein soll.

Magna-Werk in Graz
Im Magna-Werk in Graz müssen laut dem Konzern 500 Mitarbeiter den Hut nehmen.
APA/ERWIN SCHERIAU

Experten erklären die Flaute beim Autozulieferer Magna mit der allgemeinen Unsicherheit auf dem Pkw-Markt. "Einerseits muss man an der alten Technologie festhalten, um Arbeit zu haben. Andererseits muss man in neue Technologien investieren, nämlich in die Elektromobilität", sagte Mario Hirz vom Institut für Fahrzeugtechnik an der TU Graz zu Ö1. Die Verkaufszahlen der Elektroautos seien aber nicht so, wie es die Hersteller gerne hätten. Das wirke sich auch auf die Auslastung jener Firmen aus, die Komponenten zuliefern.

Widersprüchliche Industriepolitik

Franz Prettenthaler, Direktor des Instituts Life in der Forschungsgesellschaft Joanneum Research, sieht Fehler in der Industriepolitik. "Insgesamt herrscht auf dem europäischen Automarkt eine große Unsicherheit. Das hat man sich auch selbst zuzuschreiben, weil man bei der Transformation zur E-Mobilität, die sicherlich alternativlos ist, auf halbem Wege Unsicherheiten gestreut hat", sagt Prettenthaler dem STANDARD.

Als Beispiel nennt der Forscher, dass die deutsche Bundesregierung Förderungen für E-Autos stoppte. Zwar reagierten manche Hersteller mit Preisnachlässen, die die deutsche Kaufprämie kompensierten. Dennoch sagt Prettenthaler: "So etwas ruiniert das Vertrauen." Wenn eine Technologie wie die E-Mobilität immer billiger werde, sei "die Wahrscheinlichkeit, dass es im nächsten Jahr günstiger sein wird, sehr hoch". Daher brauche es Förderungen.

"Nebelgranate" E-Fuels

Die von manchen geäußerte Hoffnung, E-Fuels würden die individuelle Mobilität in naher Zukunft klimaneutral machen können, bezeichnet Prettenthaler als "Nebelgranate". Es werde "in den nächsten fünf Jahren kein E-Fuel-Auto klimaneutral unterwegs sein, die Transformation wird vom Elektroauto getragen", sagt Prettenthaler. (Lukas Kapeller, 25.4.2024)