Experten kritisieren, dass das britische Asylmodell nicht mit den Menschenrechten vereinbar sei.
IMAGO/Simone Boccaccio / SOPA Im

Wien – Dänemark und Österreich richten am 6. Mai eine Migrationskonferenz zur Zusammenarbeit mit Drittstaaten aus. Die beiden Länder hätten die "Federführung" übernommen, um dieses Thema voranzutreiben, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Freitag bei einer Pressekonferenz mit seinem dänischen Amtskollegen Kaare Dybvad Bek in Wien. Als Vorbild nannte Karner dabei das britische "Ruanda-Modell". In Großbritannien will die konservative Regierung mit einem umstrittenen Abkommen die Abschiebung von irregulär eingereisten Migranten nach Ruanda durchsetzen.

Experten kritisieren, dass das Modell nicht mit den Menschenrechten vereinbar sei, und bezweifeln, dass das Vorhaben Migranten von der Überfahrt abhalten wird. Die Abschiebepläne kosten Großbritannien nach Einschätzung des Rechnungshofs bis zu eine halbe Milliarde Pfund (584 Millionen Euro).

Er könne sich so etwas "durchaus auch vorstellen", sagte Karner auf Nachfrage. Das britische Modell sei derzeit allerdings "nach europäischem Regelwerk nicht möglich". Er und Dvbvad Bek würden es aber für sinnvoll erachten, die Regeln so zu ändern, dass solche Projekte künftig auch für EU-Staaten möglich sind. In Großbritannien will die konservative Regierung mit dem umstrittenen Abkommen die Abschiebung von irregulär eingereisten Migranten nach Ruanda durchsetzen.

"Gemeinsam Tempo machen"

Ziel sei jedenfalls, "klarere, strengere und konsequentere Regeln einzuführen", damit Europa entlastet werde und weniger Menschen im Mittelmeer sterben, erklärte Karner mit Blick auf die Migrationskonferenz in Kopenhagen, an der sowohl EU-Staaten als auch ausgewählte Drittstaaten wie Tunesien oder Albanien, internationale Organisationen und renommierte Expertinnen und Experten teilnehmen werden. Die Gruppe der teilnehmenden Länder wolle "gemeinsam Tempo machen", um die Zusammenarbeit mit Drittstaaten zu erweitern, sagten Dybvad Bek und Karner.

Der erst vor wenigen Wochen beschlossenen EU-Pakt für Asyl und Migration würde die aktuell "großen Probleme" in Migrationsfragen nicht lösen, meinte Dybvad Bek. Derzeit würden die Menschen, die am schnellsten ankommen, auch am schnellsten um Asyl ansuchen können – und nicht jene, die am dringendsten Schutz brauchen, so der 39-jährige Politiker der dänischen Sozialdemokraten. Mit dem Vorantreiben der Kooperationen mit Drittstaaten würden die an der Konferenz teilnehmenden Staaten, allen voran Österreich und Dänemark, "einem funktionierenden (EU-)Pakt ganz intensiv zuarbeiten". (APA, red, 26.4.2024)