Erst Anfang März wurden Ermittlungen gegen den Gastronomen Martin Ho wegen mutmaßlicher Tricksereien bei Corona-Hilfen eingestellt. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien erneut, berichtet die Rechercheplattform Dossier. Martin Ho wird dabei als Beschuldigter geführt. Der Verdacht lautet auf betrügerische Krida, also das Herbeiführen einer Zahlungsunfähigkeit zum Schaden der Gläubigerinnen und Gläubiger.

Martin Ho
Im Visier der Staatsanwaltschaft: Szenegastronom und Kurz-Freund Martin Ho.
Andreas Tischler / picturedesk.c

Es geht konkret laut Dossier um eine Firma (Red Snapper Butter GmbH), die bis Ende 2022 Teil von Hos Dots-Gruppe war. Dieses Unternehmen wurde zunächst an einen Freund von Ho verkauft – der Preis betrug zehn Euro –, ehe es im Juni 2023 überraschend in Konkurs ging. Der Verdacht, der auf einer Sachverhaltsdarstellung vom Dezember 2023 basiert: Vor diesem Konkurs, konkret zwischen März 2021 und April 2023, sollen fragwürdigen Zahlungen an andere Ho-Firmen erfolgt sein.

"Zahlungen geleistet"

"Aus der Gegenüberstellung der Zahlungseingänge und Zahlungsausgänge" zwischen der Schuldnerin und zwei Firmen der Dots-Gruppe ergebe sich, "dass im Zeitraum von März 2021 bis April 2023 (...) Zahlungen geleistet wurden", zitiert Dossier aus der Sachverhaltsdarstellung. Es soll sich um mehr als eine Million Euro handeln, die an zwei Ho-Firmen flossen und somit den Gläubigern der insolventen Firma vorenthalten worden sein sollen. Als der Masseverwalter des insolventen Unternehmens beim Management der Dots-Gruppe Erkundigungen wegen dieser Zahlungen anstellen wollte, sei er auf taube Ohren gestoßen, schreibt Dossier.

"Haltlose Vorwürfe"

Der Vorwurf ist, dass die Insolvenz der Red Snapper Butter GmbH verschleppt worden sein könnte – zumal das Unternehmen schon Jahre zuvor in finanzielle Schwierigkeiten steckte. Der Mediensprecher von Martin Ho weist die Vorwürfe laut dem Onlineportal zurück. Die Vorwürfe seien "haltlos", und man gehe davon aus, dass die Ermittlungen eingestellt werden.

Martin Ho ist ein gebürtiger Vietnamese, der in Österreich als Gastronom Bekanntheit erlangt hat und auch als Freund von Ex-ÖVP-Chef und Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz gilt. Seit Sommer 2022 ist er bei seiner Dachgesellschaft Dots Beteiligung GmbH zwar Miteigentümer, aber nicht mehr operativ tätig. Nicht zum ersten Mal sorgen Geschäfte im Zusammenhang mit Ho für Aufsehen. Bereits Anfang dieses Jahres berichtete der STANDARD über offene Fragen rund um Insolvenzen in seinem Firmenreich.

Mitte März brachte überdies die Wiener Arbeiterkammer (AK) eine Sachverhaltsdarstellung gegen Ho bei der Staatsanwaltschaft ein. Es geht dabei um offene Lohnforderungen von 240.000 Euro. Der Verdacht der AK: Es seien Ho-Firmen insolvent geworden und deren Personal teils bei anderen Ho-Firmen untergekommen – aber für die Lohnforderungen bei den insolventen Unternehmen habe die Allgemeinheit aufkommen müssen. Es sei betont, dass Ho stets alle Vorwürfe zurückwies und die Unschuldsvermutung gilt. (Joseph Gepp, 3.5.2024)