Noch ist der "Öffentliche Bücherschrank" an der Ecke Westbahnstraße/Zieglergasse verhüllt.

Foto: www.offener-buecherschrank.at

Ab Freitag, 5. Feburar, 14 Uhr, bietet der Schrank die Möglichkeit, Bücher einzustellen und zu entnehmen. Dass der Kasten schief steht, ist Absicht: Die Bücher fallen nicht um, und die Türen schließen leichter.

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Wien - In anderen Städten gibt es sie schon länger, Hannover hat sogar 16 davon: "Offene Bücherschränke", die das kostenlose Entnehmen, aber auch das formlose Hineinlegen von Büchern erlauben. Für die Wien-Premiere des Konzepts, das auf eine Installation des Aktionskünstler-Duos Clegg & Guttmann Anfang der 1990er Jahre zurückgeht, sorgt nun Frank Gassner: Ab Freitag, 5. Februar, lädt an der Ecke Westbahnstraße/Zieglergasse im siebten Bezirk ein schräg stehender Kasten zum anonymen Büchertausch. "Im Idealfall stellt sich ein Ausgleich von Geben und Nehmen ein", so Gassner gegenüber derStandard.at.

Gegengewicht zu kommerziellen Nutzungen

Die Dominanz kommerzieller Nutzungen im öffentlichen urbanen Raum war einer der Beweggründe für den Initiator, als Gegengewicht einen öffentlichen Bücherschrank an der platzartigen Ecke in Wien-Neubau zu realisieren. Eigens angebrachte Aufkleber sollen dafür sorgen, dass die im Schrank befindlichen Bücher dem Tausch gegen Geld entzogen werden.

Angst, dass es zu wenig Lesestoff in dem Kasten, der auf drei Ebenen Platz für rund 250 Bücher bietet, geben könnte, hat der Initiator keine. Eine große Buchspende einer ungenannt bleiben wollenden Institution, aber auch private Spender würden in absehbarer Zeit den erforderlichen Nachschub sichern. Problematischer sind etwaige Vandalismus-Attacken.

PatInnen gesucht

Damit der Bücherschrank über längere Zeit gut gefüllt und offen bleibt, ist Gassner auf der Suche nach "PatInnen": "Es wäre schön, wenn es Leute gibt, die sich beim täglichen Vorbeigehen um die Wartung, also etwas das Nachfüllen von Flyern kümmern."

Auch für die Finanzierung sind Partner gesucht. Zwar hat Gassner das Projekt, das vorerst bis 11. Juni genehmigt ist, zur Gänze aus eigener Tasche bezahlt, mittelfristig soll sich das aber ändern. "Immerhin kommen in anderen Städten die jeweiligen Gemeinden dafür auf", so Gassner. Funktioniert der "Offene Bücherschrank", soll er eine Dauereinrichtung werden. Die Chancen dafür stehen nach Ansicht des Initiators nicht schlecht: "Wie gut das funktionieren kann, sieht man etwa in Berlin." (Karl Gedlicka, derStandard.at, 4. Februar 2010)