Die Immobilienpreise in Paris (Bild: "Moulin Rouge") sind auf einem Allzeithoch angelangt. Trendumkehr ist keine in Sicht.

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Der Pariser Wohnungsmarkt spielt verrückt. Die Immobilienpreise in der französischen Hauptstadt haben ein neues Rekordhoch erreicht, eine 50-Quadratmeter-Wohnung kostet aktuell durchschnittlich 334.000 Euro.

Teuerster Bezirk ist das 6. Arrondissement. Im Schnitt liegt der Quadratmeter-Preis in dem Bezirk bei 6.680 Euro - im beliebten Viertel Saint-Germain (siehe dazu www.meilleursagents.com) sogar bei 12.440 Euro. Ein fünf Quadratmeter großer Raum im sechsten Stock eines Altbaus, ohne Wasseranschluss und mit wenig Licht, wurde dort vor wenigen Tagen um 30.000 Euro verkauft.

Zum Vergleich: In der Wiener Innenstadt werden derzeit laut WKÖ-Immobilienpreisspiegel für Top-Eigentumswohnungen im Erstbezug Quadratmeterpreise von 6.000 Euro erzielt. Gebrauchtes Eigentum bewegt sich bei 3.500 Euro.

Nachfrage sticht Angebot aus

Eine Studie der Pariser Notariatskammer macht dafür vor allem den Mangel an Kaufobjekten verantwortlich. "Die Nachfrage hat das Angebot weit hinter sich gelassen", erklärt Verbandspräsident Christian Lefebvre, der bis Jahresende weitere Verteuerungen erwartet. Derzeit liegen die Preise um 7,8 Prozent über dem Vorjahr, im Gesamtjahr dürfte der Anstieg 10 Prozent erreichen.

Die französische Tageszeitung "Liberation" hat untersucht, was man sich für 300.000 Euro in Paris leisten könnte - und was man dafür in anderen Städten des Landes bekäme. Der Unterschied ist riesig. Gab es etwa im nordfranzösischen Lille noch ein Haus mit großem Garten oder an der Mittelmeer-Küste in Marseille ein 120-Quadratmeter-Appartement in bester Innenstadtlage, so reichte das Geld in Paris nur für ein 30 Quadratmeter großes Zimmer.

Auch Mietpreise explodieren

Nicht zuletzt steigen auch die Mietpreise enorm. Pariser Verbraucherschützer rufen angesichts eines durchschnittlichen Preises von 22,30 Euro pro Quadratmeter schon zum Einfrieren der Mieten auf. In Wien ist dieser Mietpreis nur im Büro-Segment und nur mit absoluten Top-Flächen zu erreichen.

Paris ist aber keine Ausnahme. Auch in anderen europäischen Metropolen "zieht" der Markt ordentlich an. In London etwa kostet eine 50- bis 60-Quadratmeter-Wohnung in halbwegs vernünftiger Lage um die 350.000 Euro, also mehr als 7.000 Euro pro Quadratmeter. Und hier geht es nicht um Top-Wohnungen im Premium-Segment, sondern um Räume in Altbauten und jedem erdenklichen Zustand.

Günstigere Preise in Madrid

Einen nur leicht anders gearteten Trend gibt es in Madrid. Auch in der spanischen Metropole hier gibt es zwar einen Run auf Wohnungen, allerdings wegen steuerlicher Anreize und günstiger Preise. Sie sind seit dem Platzen der Immobilienblase 2007 im Schnitt um bis zu 11 Prozent gefallen. Im gesamten Land waren es nach Regierungsangaben 12 Prozent - die Branche selbst spricht sogar von 17 bis 25 Prozent.

Der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Madrid lag dem führenden Immobilienportal idealista.com zufolge im zweiten Quartal bei 3.831 Euro - und damit nur leicht über Wiener City- oder auch Berliner Preisniveau. Auch in der deutschen Hauptstadt berichten Branchenvertreter von anziehender Nachfrage und steigenden Preisen. Auffällig teurer würden etwa Eigentumswohnungen im ehemaligen Ostteil der Stadt, urteilt die bundeseigene Immobiliengesellschaft TLG. In mittleren Wohnlagen würden inzwischen bis zu 3.500 Euro pro Quadratmeter gezahlt. (map, derStandard.at, 15.9.2010)