Wien - Ab Freitag, 7. Jänner, widmet sich das Österreichische Filmmuseum dem Gesamtwerk von Ozu Yasujiro, dem "japanischsten aller Regisseure". Ein Monat lang, bis 7. Februar, stehen in dem "bisher aufwendigsten Unterfangen des Filmmuseums" mehr als 30 Filme auf dem Programm.
Im Westen erlangte der an seinem 60. Geburtstag, dem 12. Dezember 1963, verstorbene Regisseur, erst spät Bekanntheit - dann aber gründlich: Ozus Filme, großteils dem Thema der japanischen Familie der bürgerlichen Mittelschicht gewidmet, zeichnen sich - besonders plastisch in seinem dafür berühmt gewordenen Spätwerk - durch Markenzeichen formaler Strenge aus: "Feste, statische Kameraeinstellungen auf Augenhöhe einer sitzenden Person", Aufnahmen von leeren Schauplätzen zwischen den Szenen, keine normierten Montagen.
Praktisch bedeutet das: In der (Studio-)Architektur werden die Linien der Tatami-Bodenmatten und Wände streng geordnet, damit die darin agierenden Charaktere in Mimik und Sprache deutlich nuanciert wirken können - im Gegensatz zu einer häufigen abendländischen Praxis, vieles bei der Persönlichkeitszeichnung über Accessoires abzuwickeln.
Ozus Filme gelten als "kontemplativ: als extremer Ausdruck jener Reinheit und Abgeklärtheit, die im Westen vor allem mit 'Zen', einer Kultur der Leere, assoziiert wird". Am 17. Jänner wird der Kult-Drehbuchautor und Regisseur Paul Schrader eine Einführung zu Ozus letztem Film - "Samma no aji" (1962) - halten. Schrader wird anlässlich der europäischen Erstaufführung des Stücks "Der Cleopatra Club" im stadtTheater Walfischgasse in Wien sein.
In Japan selbst war Ozu, der sich weniger als Künstler denn als Studio-Handwerker sah, zeitlebens sehr renommiert und erfolgreich: Sein noch deutlich an US-Vorbildern orientiertes Frühwerk gilt es dabei zu entdecken. Die Gelegenheit, Ozus Schaffen komplett sehen zu können, sei "weltweit sehr rar", wird im Programmheft dazu mitgeteilt. (APA/red)