Nachdem die Stadtregierung das Mahnmal abgelehnt hatte, wurde es nun aus privaten Mitteln errichtet.

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Salzburg - Bis zu 90 Häftlinge wurden zwischen 1943 und 1945 im KZ Hallein, einem Nebenlager des Konzentrationslagers Dachau, untergebracht. Gestern, Mittwoch, enthüllte die Firma Deisl-Beton eine Gedenktafel auf dem ehemaligen Standort drei Kilometer außerhalb von Hallein an einem Steinbruch. Ein SPÖ-Antrag zur Errichtung eines Mahnmals an die Stadtregierung wurde im Juni 2011 von ÖVP und FPÖ abgelehnt. Grüne und SPÖ stimmten dafür.

Ab 1943 wurden handwerklich geschickte Insassen des KZs Dachau nach Hallein geschickt, um dort zu arbeiten. Die Häftlinge wurden in sechs Baracken direkt im Steinbruch untergebracht, wo sie den Schikanen der SS-Wachleute ausgeliefert waren, erklärt Stadthistoriker Wolfgang Wintersteller. In den letzten Wochen vor Kriegsende bekamen die Häftlinge Angst, erschossen zu werden. Im April 1945 schmuggelten sie eine Mitteilung nach draußen, die die Widerstandskämpferin Agnes Primocic erreichte. Primocic ging direkt zum Lager und konnte 17 Häftlinge befreien.

"Die Tafel steht auch für das Gedenken an die mutige Agnes Primocic", sagt Manfred Deisl, der Eigentümer von Deisl-Beton in Hallein. Er stellte den Grund und das Material für die Gedenktafel zur Verfügung. Seine Eltern pachteten das Areal 1947. Bis in die 60erJahre stand die alten Baracke noch auf dem Firmengelände.

Auch Bürgermeister Christian Stöckl (ÖVP) war bei der Enthüllung der Gedenktafel anwesend. Noch im Juni stimmte er gegen einen Antrag der SPÖ, ein Mahnmahl zu errichten. Man sei auf keinen grünen Zweig gekommen, wo und in welcher Form in der Stadt die Tafel stehen solle, sagt Stöckl.

Schon 2001 gelangte das ehemalige KZ Hallein in den politischen Diskurs. Der ehemalige FPÖ-Stadtrat Gerhard Cilea bestritt die Existenz des KZs in Hallein als Reaktion auf die Ehrung der Fluchthelferin Agnes Primocic. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, Printausgabe, 19.1.2012)