Frankfurt/Main  - Der Feuilletonchef der "Süddeutschen Zeitung", Thomas Steinfeld, hat sich am Mittwoch als Koautor eines seit Tagen diskutierten neuen Schweden-Krimis zu erkennen gegeben. In einer  persönlichen Erklärung wies er jedoch entschieden die geäußerte Vermutung zurück, bei dem Buch "Der Sturm" handle es sich um einen gegen den Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Frank Schirrmacher, gerichteten Schlüsselroman.

Der S. Fischer Verlag hatte als Autor des in der kommenden Woche erscheinenden Krimis Per Johansson angegeben.  Mittwochabend korrigierte der Verlag dann online seine Angaben. Dort ist nun zu lesen: "Per Johansson ist das Pseudonym des Autoren-Duos Thomas Steinfeld und Martin Winkler."

Die Zeitung "Die Welt" hatte  am Dienstag  Hinweise aufge listet, die auf Steinfeld als Autor hindeuteten. Zugleich warf sie dem Ressortleiter der "Süddeutschen Zeitung" vor, einen literarischen Rachefeldzug gegen "FAZ"-Herausgeber Schirrmacher zu betreiben. So trage ein leitender deutscher Journalist, der im Roman ermordet wird, dessen Züge, schrieb die "Welt".   Steinfeld war einst unter "FAZ"-Herausgeber und Bestseller-Autor Schirrmacher ("Das Methusalem-Komplott", "Minimum") Literaturchef der "FAZ". 2001 wechselte er zur "Süddeutschen" nach München.

Rechtsfrage Schlüsselroman

Steinfeld erklärte hingegen, der tote Chefredakteur sei eine "abstrakte, idealtypische Gestalt". Darin seien einige der jüngsten Themen des internationalen Feuilletons sowie Züge vieler Kulturjournalisten eingeflossen. Es sei abenteuerlich, diese auf eine lebende Person "und zudem auf einen respektierten Journalisten" zu übertragen, betont Steinfeld, ohne Schirrmacher namentlich zu nennen.

 "Die Welt", die  den Stein ins Rollen gebracht hatte, gab sich damit nicht zufrieden und legte am Donnerstag nach: Die im Roman dem mächtigen Journalisten Meier zugeschriebenen Debattenthemen von der Überalterung der Gesellschaft bis zur Gentechnik und den Gefahren des Internets würden nur mit einem Journalisten konkret verbunden, schreibt Literaturchef Richard Kämmerlings: "Mit Schirrmacher."

In Sachen Schlüsselroman hatte zuletzt 2007 ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts Aufsehen erregt. Maxim Billers Roman "Esra" wurde verboten, weil eine Ex-Freundin des Autors sich in der Schilderung intimer sexueller Details im Buch wiedererkannte. Karlsruhe hat aber auch zugleich betont, dass Romanfiguren ungünstig und negativ gezeichnet werden können - auch wenn das Vorbild erkennbar sei.

Neben den Autoren des Schwedenkrimis steht auch der  Fischer-Verlag in der Kritik. Schließlich hat er im Internet und im Buch eine eigene Vita um den angeblichen "Sturm"-Autor Per Johansson gestrickt - mit Foto und fiktivem Lebenslauf ("1962 in Malmö geboren"). Damit sei man zu weit gegangen, räumte das renommierte Verlagshaus ein. "Wir hätten die reale Existenz von 'Per Johansson' in dieser Form nicht behaupten sollen", erklärte Programmgeschäftsführer Jörg Bong.  (APA, 15./16.8.2012)