"Call of Duty Online": Eines von vielen neuen F2P-Spielen.

Foto: Activision

Der PC-Spielemarkt ist im Umbruch. Die Branche setzt nach Jahren des Katz-und-Maus-Spiels mit Softwarepiraten zunehmend auf ein neues Geschäftsmodell namens Free2Play (F2P). Bei F2P ist das Basisspiel kostenlos verfügbar. Einnahmen werden über den Verkauf von virtuellen Gegenständen und Zusatzinhalten lukriert. In einem Interview mit GameIndustry erklärte Ubisoft-Chef Yves Guillemot, dass man zuversichtlich sei, dass das Konzept der "richtige Weg" sei, um den PC-Markt auszubauen.

Langfristige Bindung

Der Grund dafür: Aktuell würden laut Ubisoft nicht einmal neun von zehn Kopien eines Werks auf legalem Wege erworben. Bisherige Kopierschutzmethoden hätten sich demnach weitgehend als erfolglos erwiesen. Das F2P-Modell hat laut Guillemot einerseits den Vorteil, dass man damit Konsumenten in Ländern erreichen kann, in denen man bislang überhaupt keinen Fuß fassen konnte. Und andererseits schaffe man auf diese Weise eine wesentlich engere Kundenbindung. "Am PC zahlen lediglich fünf bis sieben Prozent für ein F2P-Spiel. Das ist ungefähr die gleiche Anzahl an Kunden, die überhaupt für ein PC-Spiel bezahlt. Doch Der Umsatz durch zahlende F2P-Spieler wird längerfristig erzielt. Und das ermöglicht uns, über einen längeren Zeitraum neue Inhalte zu liefern.", so der Ubisoft-Boss.

Branchentrend

Ubisoft, das bereits mit F2P-Titel wie "Silent Hunter Online", "Anno Online" und "The Settlers Online" bereits gut aufgestellt ist, steht mit dieser Strategie nicht allein. So erklärte Electronic Arts-Chief Operating Officer Peter Moore im Juni, dass in fünf bis zehn Jahren wohl die meisten Blockbuster des Studios nach dem F2P-Modell vertrieben würden. Das MMO "Star Wars: The Old Republic" wird ab November kostenlos verfügbar gemacht, genauso wie das Strategiespiel "Command & Conquer: Generals 2" zum Start 2013 frei spielbar sein wird. Das deutsche Studio Crytek kündigte ebenfalls im Juni an, dass man nach dem Anfang 2013 erscheinenden Sci-Fi-Spektakel "Crysis 3" nur noch F2P-Titel produzieren werde. Activision-Blizzard glaubt zwar weiterhin an Vollpreisspiele, der weltweit umsatzstärkste Herausgeber will aber zumindest Asien mit dem F2P-Shooter "Call of Duty Online" erobern. Das derzeit meist gespielte Game ist ebenfalls ein F2P-Werk: "League of Legends". Und zu guter Letzt steht mit der Spielkonsole Ouya für nächstes Jahr eine Plattform ins Haus, die nur noch F2P-Spiele unterstützt. Unterdessen versuchen sich auch traditionelle Konsolenhersteller wie Sony am Free2Play-Konzept für Multiplayer-Games wie "Dust 514" und "FreeRealms".

Wale

Bei Web- und Mobile-Games ist Free2Play ebenfalls bereits gut etabliert. In Gesprächen mit dem GameStandard hieß es von Seiten eines Industrievertreters auf der Gamescom, dass im Schnitt etwa 40 Euro pro F2P-User eingenommen werden. Finanziert wird der Betrieb hierbei allerdings zum Großteil von einer zahlungswilligen Minderheit, die in der Branche "Wale" genannt wird. Dieser Spieler investieren 1.000 Euro und mehr in Werke, die grundsätzlich gratis Spielbar sind. Mit dem Geld erwerben sie neue Ausrütungsgegenstände, schaffen sich Spielvorteile und setzen sich durch Individualisierungen von der Masse ab. Dafür steht ihnen nicht zu selten eine Sonderbetreuung seitens der Betreiber zu. (zw, derStandard.at, 22.8.2012)