In Linz drückten sie gemeinsam die Schulbank, in Wien machen sie jetzt gemeinsam Mode: Die Oberösterreicher Mark Stephen Baigent und Julia Rupertsberger sind die Köpfe hinter "Mark & Julia".

Foto: Hersteller

Ihre aktuelle Kollektion.

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Karrieren brauchen Zeit. Manchmal kann es aber auch ziemlich schnell gehen. Als Mark Stephen Baigent und Julia Rupertsberger (beide 21) vor einem Jahr ihr Label "Mark & Julia" gründeten, waren sie beide erst für kurze Zeit in Wien. Zwei Landeier. Von Mode hatten sie aber eine klare Vorstellung. An der Linzer Modeschule hatten sie beide die gleiche Schulbank gedrückt und dabei ihr Faible für Mode entdeckt, die ein bisschen anders ist als jene, die ihnen die Lehrerschaft näherbringen wollte. Kleidung, die sich nicht darum schert, ob sie von Buben oder Mädels getragen wird, die einfach und funktional ist und dabei aber trotzdem cool aussieht.

Erst zog Baigent nach Wien, dann kam Rupertsberger nach, und es vergingen nicht einmal ein paar Monate, und schon war der Namen "Mark & Julia" in vieler Munde. Sie traten bei Stermann & Grissemann in Willkommen Österreich auf, zeigten ihre Mode beim Frequency Festival, heimsten einen Preis nach dem anderen ein (u. a. Evoque Fashion und Ringstrassen Galerien Award). Ende August eröffneten sie jetzt sogar ihr erstes Geschäft, gemeinsam mit dem Magazin Faux Fox, auf der Kaiserstraße in Wien.

Kleiderstange mieten

Neben den Kollektionen der beiden hängen in der nüchtern gehaltenen Boutique mit der riesigen Schwingtür, hinter der sich das Atelier von "Mark & Julia" verbirgt, noch eine ganze Reihe Designer mehr. Die Kollektionen der jungen Wienerin Magdalena Adriane zum Beispiel, des heimischen Accessoire-Labels Envie Heartwork oder der Ungarin Ágnes Nora mit ihrem Label Zoe Phobic. Wer den beiden Designern gefällt, der darf sich eine Kleiderstange in dem Geschäft mieten und darauf seine Produkte präsentieren. "So bezahlen wir unsere Miete", erklärt Mark Stephen Baigent und fädelt dann wieder einen Faden ein.

So etwas wie Berührungsängste kennen Mark & Julia nicht. Während sich andere monatelang Strategien überlegen, machen die beiden, was ihnen gerade richtig erscheint - und was Aufmerksamkeit bringt. Als sie vor einigen Tagen ihre kommende Frühlingskollektion auf der MQ Vienna Fashion Week präsentierten, lief ein ATV-Moderator auf ihrem Laufsteg. Warum auch nicht? Schließlich filmte der Sender ja mit. Ob er in dem ärmellosen Hemd und den Leggings eine gute Figur machte, ist eine andere Frage.

Russische Konstruktivisten

Die Mode von Mark & Julia ist nicht für jedermann. Ihre derzeitige Winterkollektion sieht zum Beispiel so aus, als hätten sie sich näher mit den russischen Konstruktivisten befasst: monochrome Farben, flächige Kleider, aufgesetzte Taschen. Schwere Wollstoffe werden mit Kupferseide kombiniert, das Lieblingsmaterial der beiden ist aber Jersey. "Hybrid" haben die beiden ihre Winterkollektion genannt, aus dem einfachen Grund, weil sie sowohl für Frauen als auch für Männer gedacht ist. Klar, dass figurbetonende Elemente in dieser Kollektion kaum zu finden sind. In der kommenden Frühjahrskollektion ist das schon etwas anders, das erste Mal arbeiten die beiden mit Mustern und brechen damit die Schwere ihrer Entwürfe auf.

Ein bisschen Mut muss man auch hier wieder haben: Nicht alles sitzt so, wie es vielleicht sollte, manchmal geht der jugendliche Überschwang mit den beiden durch. Das macht aber nicht viel: Die beiden werden auch in den kommenden Monaten überall wieder mit dabei sein, wo in Wien modemäßig der Rauch aufgeht. Die Homepage wird gerade um-, ein Online-Shop aufgebaut. Und von Ferne, da winkt bereits die erste große Modeförderung. Keine Frage: Ihre Karriere sind die beiden ziemlich flott angegangen. Jetzt dürfen sie sich ruhig wieder mehr Zeit für die Mode nehmen. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 28.9.2012)