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Die Variabilität der Wirksamkeit von Arzneimitteln kann von der Genetik des Einzelnen bestimmt sein.

Foto: APA/dpa/Matthias Hiekel

Die personalisierte Medizin ist im Kommen. Das bedeutet enorme Herausforderungen an Wissenschaft, Ärzte, Zulassungsbehörden und Sozialversicherung.

Eine zukunftsträchtige Strategie dazu wurde am 5. November in Wien umgesetzt: Entscheidungsträger und Wissenschaft diskutierten im Hauptverband der Sozialversicherungsträger die revolutionäre Entwicklung in Richtung "Präzisionsmedizin". Das Fazit: Die Entwicklung rollt, es gilt aber, Chancen und Grenzen realistisch zu sehen und sich auf die Umsetzung in der Routineversorgung von Patienten vorzubereiten.

"Dass die personalisierte Medizin Chancen offenbart, ist klar. Dass sie Grenzen hat, ist auch klar. Das Schlechteste ist, wenn bei Patienten Erwartungshaltungen geweckt werden, die man dann nicht erfüllen kann oder will", sagte der Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Hans Jörg Schelling. Die Patienten sollten in den Mittelpunkt gestellt werden, ein Wechsel von der Einrichtungs-orientierten Finanzierung zur Patienten-zentrierten Versorgung stattfinden.

Revolution in der Krebsmedizin

Die personalisierte Medizin auf der Basis von individuell bei Patienten zu bestimmenden Biomarkern - molekularbiologische Charakteristika - revolutioniert derzeit bereits die Krebsmedizin. Andere medizinische Fachrichtungen sollen folgen. Doch Erforschung und Umsetzung sind ausgesprochen komplex.

Die Herausforderungen sollten frühzeitig diskutiert werden. Grund genug für die Österreichische Pharmakologische Gesellschaft (APHAR), gemeinsam mit Hauptverband, Gesundheitsministerium, Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sowie pharmazeutischer Industrie (PHARMIG, FOPI), das Symposium mit Vortragenden aus allen Bereichen zu organisieren.

Peter Holzer, APHAR-Präsident und Pharmakologe aus Graz zu dem Hauptanliegen der personalisierten Medizin, die Arzneimitteltherapie für den einzelnen Patienten treffsicherer, wirksamer und verträglicher zu machen: "Wenn man Patienten mit dem Antikoagulans ("Blutverdünnung", Anm.) Warfarin behandelt, ist es unmöglich, mit einer Dosis die optimale Einstellung für alle Patienten zu erzielen. In einer Studie mit 5.700 Patienten gelang es im besten Fall bei 1.200 Patienten mit einer bestimmten Dosis."

Die personalisierte Medizin möchte vor allem den Prozentsatz der Patienten verringern, die für sie unnötig belastende und ineffektive Arzneimittel bekommen, weil diese bei ihnen gar nicht wirken können. Die Variabilität der Wirksamkeit von Arzneimitteln könne von der Genetik des Einzelnen bestimmt sein, hänge aber auch von vielen anderen Faktoren ab. "Effektiv und toxisch", "unwirksam und sicher", "unwirksam und toxisch" sowie "sicher und wirksam" seien theoretische Möglichkeiten. (APA/red, 6.11.2012)