Jährlich werden in Deutschland etwa 100.000 Menschen an der Schilddrüse operiert. In vielen Fällen liegt eine knotige Schilddrüsenvergrößerung mit einem Mischbefund von heißen und kalten Knoten vor.

Bei einem heißen Schilddrüsenknoten handelt es sich um ein gutartiges Geschwulst, das mit der etablierten Radiojodtherapie behandelt werden kann. Kalte Knoten können bösartig sein und wurden bisher in der Regel operativ entfernt.

Kombinationstherapie: sicherer und komfortabler

Im August 2012 wurde am Uniklinikum Frankfurt in der Klinik für Nuklearmedizin zum ersten Mal in Europa die Mikrowellenablation durchgeführt. Jetzt hat die Klinik weltweit erstmalig eine Patientin mit einem heißen und einem kalten Schilddrüsenknoten durch den kombinierten Einsatz der Radiojodtherapie und der Mikrowellenablation behandelt. Gegenüber den bisher üblichen Verfahren ist die neue Kombinationstherapie für Patienten deutlich sicherer und komfortabler.

Die Mikrowellenablation des kalten Knotens mit anschließender Radiojodtherapie des heißen Knotens wurde bei einer 52-jährigen Patientin durchgeführt. Bei der Mikrowellenablation wird unter lokaler Betäubung eine Sonde durch die Haut geleitet, um die Mikrowellen direkt auf den Schilddrüsenknoten zu lenken.

Die kranken Zellen werden durch die Wellen erhitzt, das behandelte Schilddrüsengewebe dann vom Körper abgebaut. Der Schilddrüsenknoten wird in kürzester Zeit kleiner. Mithilfe von Echtzeitbildern aus einem Ultraschallgerät ist der Eingriff jederzeit beobachtbar und kontrollierbar. Die Dauer der Behandlung beträgt je nach Größe und Zahl der Schilddrüsenknoten zwischen zehn und 15 Minuten.

Die Mikrowellentherapie wird in der Regel ambulant durchgeführt. Da der Eingriff mit einer dünnen Nadel erfolgt, gilt das kosmetische Resultat als hervorragend.

Nicht operative Verfahren

Für die anschließende Behandlung des heißen Knotens wird den Patienten radioaktives Jod in Form einer Kapsel verabreicht. Die Strahlen bewirken ein Zellsterben in der Geschwulst, so wird der Knoten entfernt, ohne umliegendes Gewebe zu schädigen. Die Behandlung ist sehr sicher und nebenwirkungsarm. Bei der Kombinationstherapie ist ein stationärer Aufenthalt von wenigen Tagen ausreichend.

Radiojodtherapie und Mikrowellenablation sind beides nicht-operative Verfahren. Ein großer Vorteil ist, dass die Risiken einer Operation und der dazugehörigen Narkose komplett entfallen. Dies ist insbesondere für Menschen wichtig, die Vorerkrankungen beispielsweise des Herz-Kreislaufsystems aufweisen und damit auch ein erhöhtes Risiko bei einer Operation haben.

"Die Patientin stellte fest, dass ein Zahnarztbesuch unangenehmer sei als diese Behandlung. Wir sind froh, unseren Patienten als erste Klinik überhaupt diese besonders schonende Kombinationstherapie anbieten zu können", sagt Hüdayi Korkusuz, Facharzt für Radiologie an der Klinik für Nuklearmedizin, der die erste Behandlung durchgeführt hat. (red, derStandard.at, 12.2.2013)