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Ist ihre Spielkonsole immer online?

Foto: REUTERS/Fred Prouser

Die Berichte über angebliche Pläne seitens Microsoft, zum Betrieb der nächsten Xbox eine Internetverbindung vorauszusetzen, haben nicht nur in Foren von Videospielseiten hohe Wellen geschlagen. Geht man nach den heftigen Protesten der Spielerschaft, erscheint es optimistisch zu denken, dass eine Spielkonsole mit einem derartigen Online-Zwang erfolgreich sein kann. Doch während sich Microsoft nach wie vor in Schweigen hüllt, ergreifen nun vermehrt namhafte Entwickler das Wort für das sogenannte "Always-Online"-Konzept.

Es darf keine Probleme geben

Ubisoft Montreal CEO Yannis Mallat etwa glaubt daran, dass der Markt bereit für Always-Online-Spielkonsolen ist. "Ich würde sagen, dass viele Leute bereits über andere Geräte immer online sind. Ich schätze, dass die Konsumenten bereit dafür sind", sagt Mallat gegenüber The Guardian. Der Studio-Chef, unter dessen Aufsicht Titel wie "Far Cry" oder "Assassin's Creed" entwickelt werden, glaubt jedoch, dass man die Spieler nur davon überzeugen wird, wenn die Online-Dienste zuverlässig arbeiten. "Sobald sich Spieler keine Sorgen mehr machen müssen, werden sie nur noch die Vorzüge dieser Dienste sehen." Wie schwierig diese Zuverlässigkeit im Alltag umsetzbar ist, zeigten bereits die Immer-Online-Spiele "Diablo 3" und "SimCity". Aufgrund von Server-Problemen konnten die Käufer der Spiele anfangs nur fallweise ohne Unterbrechung spielen. Doch nicht nur die Server der Hersteller stellen ein Risiko dar, auch darf es bei der heimischen Internetanbindung zu keinen Störungen kommen.  

Neue Generation an Spielern

Von dieser Entwicklung ebenso überzeugt ist der "Gears of War"-Schöpfer und ehemalige Kreativdirektor von Epic Games, Cliff Bleszinski. "Mein Bauchgefühl sagt mir, dass die Always-on-Zukunft kommt. Sie kommt bald und möglicherweise für die meisten Geräte, die man verwendet", schreibt Bleszinski in einem Blog-Eintrag. Der Entwickler auf Auszeit sieht einen ähnlichen Evolutionssprung voraus, wie von Offline-Systemen zu Breitband-Diensten wie Xbox Live. Early Adopter, die immer die neuesten Elektronikprodukte haben, würden wahrscheinlich so und so über eine gute Internetanbindung verfügen. Gleichzeitig seien in den vergangenen Jahrzehnten Generationen herangewachsen, für die eine permanente Online-Anbindung selbstverständlich ist. "Die neue Generation an Kindern, die immer online heranwächst, wird sich einen Dreck darum scheren." Es gäbe zwar Fälle, in denen Konsumenten keine Internetanbindung haben können, doch es sei nicht sinnvoll, derartige Ausnahmen zu berücksichtigen. "Technologie entwickelt sich nicht weiter, wenn man sich um die Extremfälle sorgt", so der Designer. Letzten Endes, stimmt Bleszinski mit Mallat überein, sei es eine Frage der Qualität der gebotenen Dienste.    

Folgenschwere Aussage

Diese Ansichten teilte zuvor auch Adam Orth, Mitentwickler der neuen Xbox. "Jedes Gerät heute ist immer online. Das ist die Welt, in der wir leben", schrieb Orth über Twiiter und fügte noch den Hashtag "#dealwithit" (Findet euch damit ab) hinzu. Seine kampflustigen Aussagen hatten jedoch ein ernstes Nachspiel: Microsoft kündigte den Creative Director umgehend. Ob dies bedeutet, dass Orth mit seinen Äußerungen indirekt zu viel verraten hat, ist nicht bekannt.

Neue Meldungen über die zwei kommenden Xbox-Konsolen deuten indes an, dass der Online-Zwang auf einige Multimedia-Dienste beschränkt sein könnte. (zw, derStandard.at, 16.4.2013)