Bild nicht mehr verfügbar.

Augen zu und durch, ist nicht mehr. Selbstanzeigen bei Steuersündern in Österreich boomen, vor allem, wenn sie ihr Geld in der Schweiz angelegt haben.

Foto: Ap/sohn michael

Die Zahl der Selbstanzeigen von Steuerbetrügern in der Schweiz ist zuletzt massiv angestiegen. Bis zum Stichtag 12. Juli 2013 haben sich mehr als doppelt so viele Österreicher selbst den Behörden gestellt, als im gesamten Jahr 2012. Das teilt das Finanzministerium derStandard.at auf Nachfrage mit.

Im Vorjahr zeigten sich insgesamt 406 Österreicher selbst an, um ihre Steuern nachzuzahlen. Im ersten Halbjahr 2013 waren es bereits 1.052 österreichische Steuersünder, die ihr Geld in der Schweiz liegen haben und sich nun selbst den Behörden stellen.

Das Finanzministerium wertet das als Erfolg aus dem Steuerabkommen mit den Nachbarn. Jeder Österreicher mit einem Konto oder Depot bei einer Schweizer Bank musste sich bis Ende Mai entscheiden, ob er eine anonyme Abgeltungssteuer bezahlt oder seine Bankdaten offenlegt.

Erste Tranche vergangene Woche

Erste klingelnde Kassen bei der Republik bescherte die Abgeltungssteuer vergangene Woche. Im Schnitt um die 20 Prozent ziehen Schweizerische Banken automatisch ab – Österreich erhielt die erste Tranche in Höhe von 416,7 Millionen Euro. Allerdings weiß das Wiener Ministerium nicht, wie viele Personen hinter dieser Summe stecken.

Weiters entschieden sich 13.600 Kontoinhaber mit einem Gesamtvermögen von 4,4 Milliarden Euro, ihre Daten dem Wiener Fiskus übermitteln zu lassen. Dieser Schritt kommt rechtlich einer strafbefreienden Selbstanzeige gleich. Allerdings muss es sich nicht bei allen 13.600 Offenlegungen um hinterzogene Gelder handeln. Laut Experten könnten sich darunter auch Konten von Grenzgängern befinden, zum Beispiel von Vorarlbergern, die in der Schweiz arbeiten und deswegen dort ein Konto haben. Die österreichischen Behörden werden dies in den nächsten Monaten prüfen.

Im Finanzministerium geht man jedenfalls davon aus, dass von diesen 13.600 Kontoinhabern noch ein nicht unwesentlicher Teil die Statistik der Selbstanzeigen auffetten wird.

Immer Selbstanzeigen

Ob der derzeitige Anstieg tatsächlich alleiniger Erfolg des Steuerabkommens ist, lässt sich aus der Statistik nicht eindeutig herauslesen. Schließlich laufen mit Ende Juni auch Fristen für Steuererklärungen aus. Insgesamt gingen die Selbstanzeigen seit 2009 rasant nach oben. Während in den Jahren davor um die 500 Menschen sich selbst als Steuerbetrüger deklarierten, steigen die Zahlen seit 2009 sukzessive an. Im Jahr 2011 waren es 4.439 Personen, 2012 stellten sich insgesamt 6.697 Österreicher selbst den Steuerbehörden.

Den ersten Schub bei den Selbstanzeigen sieht Alexander Lang, Partner für Finanzstrafrecht bei Deloitte, schon 2008. Damals tauchte die erste Liechtenstein-CD auf, auf der auch Österreicher zu finden waren. Neben dem Steuerabkommen mit der Schweiz glaubt Lang, dass auch die "härtere Gangart der Finanzverwaltung" zu dem jüngsten Anstieg geführt habe. Ein Steuerabkommen mit Liechtenstein, das mit 1.1.2014 kommen soll, aber noch nicht ratifiziert ist, könnte im kommenden Jahr einen erneuten Boom bei Selbstanzeigen bringen, sagt Lang im Gespräch mit derStandard.at.

Vor einer Woche ließen schon die deutschen Behörden aufhorchen. Auch bei den Nachbarn boomen die Selbstanzeigen. Experten führen den Boom einerseits auf die Vorbildwirkung prominenter Fälle wie Uli Hoeneß zurück. Andererseits zählen sie aber auch in Deutschland den Ankauf von Steuer-CDs dazu. (rom, derStandard.at, 29.7.2013)