Die USA und Russland haben einen politischen Minimalkonsens zu Syrien geschlossen, auf dessen Basis nun die syrischen Chemiewaffen abgerüstet werden können. Aber Washington und Moskau geben sich nun auch davon überzeugt, dass ein Durchbruch bevorsteht, was die Verhandlungen zwischen Regime- und Rebellenvertretern anbelangt: Genf II soll im November stattfinden.

Woher dieser Optimismus stammt, ist schleierhaft: Den Russen traut man ja noch zu, dass sie das Assad-Regime nach Genf prügeln – zumal dazu auch Kooperation aus Teheran vorhanden sein dürfte, wenn man zulässt, dass auch die Iraner irgendwie eingebunden werden. Auf der Rebellenseite sieht es ganz anders aus. Die Bereitschaft zu ­Verhandlungen, an deren Beginn nicht die Prämisse eines Assad-Abtritts steht, war ja immer gering. Sie ist jetzt, wo dem Regime mit der Aufgabe seiner Chemiewaffen fast schon ein PR-Coup gelungen ist, noch kleiner.

Die Opposition, als Gesamtheit betrachtet, ist in einem erbärmlichen Zustand. Am Sonntag gab der Muslimbrüder-dominierte und von der Türkei und Katar protegierte Syrian National Council bekannt, aus dem Dachverband Syrian National Coalition austreten zu wollen, wenn dieser bereit ist, nach Genf zu gehen. In Syrien selbst sind die stärksten Gruppen von der Free Syrian Army abgefallen, weil sie deren Anbindung an die Exilopposition ablehnen. Diese Gruppen, die zwar salafistisch sind, aber nicht Al-Kaida nahestehen, könnten höchstens von Saudi-Arabien beeinflusst werden – das aber Genf II ebenfalls nicht will.

Dazu kommen die Hardcore-Jihadisten mit ihrer über ­Syrien hinausreichenden Agenda. Sie sind immer öfter in Kämpfe mit anderen Gruppen verstrickt, wie jetzt in Aleppo. Dass es Widerstand gegen sie gibt, ist an sich gut – für die leidende Zivilbevölkerung bedeutet es aber nur einen weiteren Krieg im Krieg.  (DER STANDARD, 14.10.2013)