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SPÖ-Kultursprecherin Elisabeth Hakel.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Es klingt nicht nach dem Alleingang einer Parteirebellin: Was SPÖ-Kultursprecherin Elisabeth Hakel im Gespräch mit dem STANDARD fordert, dürfte sie auch mit dem für Medien zuständigen Kanzleramt abgeklärt haben. Und Hakel weiß eine laute Community in Web und sozialen Medien auf ihrer Seite, die Ö3 gerade für seinen Umgang mit österreichischer Musik prügelte. Zurecht, findet sie.

Die 100 meistgespielten Titel in Österreichs Radiostationen ließ sie sich ausheben. Und machte sich in den Airplay-Charts auf die Suche nach österreichischer Musik in den ORF-Radios. Die Imagine Dragons stehen da lange auf Platz drei. Aber deren Musik stammt ja nur vermeintlich von "irgendeiner österreichischen Band": Dieser – despektierlich erzählte – Irrtum einer Ö3-Moderatorin löste den Shitstorm gegen das ORF-Popradio aus.

Sieben heimische Titel fand Hakel vorige Woche unter den Top 100, die auch auf Ö3 liefen; weitere fünf auf anderen ORF-Radios. Ihr Schluss aus Statistik und viel Radiohören: "Die Selbstverpflichtung des ORF funktioniert nicht."

Also brauche  es eine Mindestquote per Gesetz. Als Ziel definiert Hakel "30 bis 40 Prozent österreichische Musik" in den ORF-Radios. Am Ö3-Programm macht sie derzeit laut ORF-Radiodirektor Karl Amon knapp unter zehn Prozent aus, laut Musikbranche vier bis sechs Prozent.

Juristen prüfen

Musikquoten fallen etwa in Frankreich leichter – dort orientiert sich die gesetzliche Vorgabe an der Sprache. Eine nationale Quote lässt sich schwer mit Grundfreiheiten der EU vereinbaren. Juristen prüften die Frage gerade: "Da muss ein Weg gefunden werden."

Zunächst will sie die geltende Mindestquote von zehn Prozent für europäische Werke im ORF-Fernsehen auf das Radio ausdehnen. Und sieht ihre Fraktion da hinter sich.

20 Prozent wollen die Filmschaffenden ORF-Budget. Hakel hat ihre Petition als Signal unterschrieben. Medienstaatssekretär Josef Ostermayer hat eine solche Gesetzesvorschrift abgelehnt: Sie würde in die Programmhoheit des ORF eingreifen.

Warnung an den ORF

Der ORF hat heuer 30 Millionen weniger, weil die Republik ihm Gebührenbefreiungen nicht mehr abgilt. Hakel erinnert da an die harten Sparschnitte quer durch das Bundesbudget. Und warnt den ORF,  deshalb Produktionsaufträge zu kürzen. "Er kann das nicht einfach auf die Filmbranche abwälzen."

Und wo soll der ORF dann kürzen? "Wieso braucht ein so kleines Land wie Österreich neun Landesstudios?", fragt sich die Steirerin und schlägt gemeinsame Studios für mehrere Länder vor: "Da geht es um Unsummen in der Administration." Da dürfe es "kein Denkverbot" geben.

Nachdenken möge der ORF im übrigen auch über sein Kulturverständnis, findet Hakel: Sie vermisst Jugendkultur, Alltagskultur und Kultur abseits der Zentren in seinen Programmen, Architektur, Design und Mode kämen zu kurz. (fid, DER STANDARD, 26./27.4.2014)