Der Verband der US-Musikindustrie (RIAA) hat Klage gegen 261 Internet-Nutzer wegen illegaler Musik-Downloads erhoben. Die Klageschriften wurden am Montag bei Bundesgerichten im ganzen Land eingereicht. Unter den Verklagten sind ein älterer Herr aus Texas, der seinen Computer fast nie benutzt, ein Professor der Universität Yale, eine arbeitslose New Yorkerin und eine Schülerin.

"Es gefällt niemandem, hart vorzugehen und auf einen Rechtsstreit zurückzugreifen"

Die RIAA hatte zuvor von den Internet-Zugangsanbietern die Identifizierung von etwa 1.600 Nutzern erzwungen, die im Verdacht stehen sollen, illegal Musik in großem Umfang getauscht haben sollen. "Es gefällt niemandem, hart vorzugehen und auf einen Rechtsstreit zurückzugreifen", sagte RIAA-Präsident Cary Sherman in einer Stellungnahme. "Aber wenn ein Produkt regelmäßig gestohlen wird, kommt der Punkt, an dem man angemessene Schritte einleiten muss." Das US-Urheberrecht erlaubt Schadenersatzforderungen zwischen 750 und 150.000 Dollar für jeden illegal getauschten Titel.

"Ich hab's nicht getan"

Etliche der Beklagten fühlen sich aber unschuldig. So erklärte der 71-jährige Durwood Pickle aus Richardson in Texas, die Musik hätten seine Enkel bei Besuchen aus dem Internet heruntergeladen. Der Älteste habe dies auch schon der RIAA in einer E-Mail mitgeteilt. "Ich hab's nicht getan. Und ich fühle mich auch nicht verantwortlich dafür", sagte Pickle. Kämpfen gegen die Klage will auch Sylvia Torres, deren zwölfjährige Tochter von der RIAA verklagt wurde. "Sie ist ein Kind!" sagte sie der Zeitung "Daily News". Zudem habe sie für das Download-Angebot 29,99 Dollar bezahlt. "Wenn man dafür bezahlt, stiehlt man nichts. Also, was soll das?"

Eltern haften für ihre Kinder

Die weitere Entwicklung in diesen beiden und vermutlich vielen ähnlichen Fälle dürfte sehr interessant werden, denn dabei wird die Frage zu klären sein, inwieweit Eltern oder Großeltern für die Handlungen ihrer Sprösslinge zur Verantwortung gezogen werden können. Es wird vermutet, dass rund 60 Millionen US-Bürger, die Hälfte davon Jugendliche und Kinder, schon im Internet Dateien getauscht haben. Auch die Politik befasst sich inzwischen schon mit dem Vorgehen der RIAA. Senator Norm Coleman gehen die Klagen zu weit. "Ich will nicht 60 Millionen Kinder zu Kriminellen machen, auch wenn das, was sie getan haben, falsch war."

Geeinigt

Die RIAA erklärte, sie habe sich bereits mit weniger als zehn Nutzern gegen eine Zahlung von 3.000 Dollar außergerichtlich geeinigt. Diese hätten sich zu der Einigung bereit erklärt, als sie von der bevorstehenden Klage erfahren hätten. Die Musikindustrie macht die Tauschbörsen für den Rückgang der CD-Verkäufe in den vergangenen drei Jahren verantwortlich. In der RIAA sind unter anderen Universal, BMG, EMI, Sony und Warner vertreten.

Amnestieprogramm für reuige Musik-Downloader

Der Lobbyverband kündigte jedoch auch ein Amnestieprogramm für reuige Musik-Downloader an. Sie sollen straffrei bleiben, wenn sie notariell bestätigten, dass sie alle illegalen Dateien gelöscht haben und erklären, nicht länger Musik im Internet tauschen zu wollen. Die Amnestie gilt nicht für die rund 1.600 Personen, gegen die die RIAA gerichtlich vorgehen will. (APA)