In den teilweise geschwärzten Unterlagen der NSA über das Programm "Treasure Map" tauchen zwei österreichische Netze auf: 1120 und 1901.

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Der US-Geheimdienst interessiert sich für heimischen Kabelsalat.

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Die NSA nutzt offenbar das Telekommunikationsnetz der Telekom Austria (TA) für ihre Spionage. Entsprechende Hinweise finden sich in den vom "Spiegel" veröffentlichten NSA-Dokumenten, die aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden stammen. Demnach bedient sich der US-Geheimdienst eines "autonomen Systems" der TA, um es für ein Programm namens "Treasure Map" zu verwenden.

Damit versucht der US-Geheimdienst das gesamte Internet zu kartografieren, um jedes Gerät, das mit dem Internet verbunden ist, "überall und jederzeit sichtbar zu machen", wie es in den Dokumenten heißt. Das Programm dient unter anderem der "Planung von Computerattacken" und der "Netzwerkspionage". Dafür sammelt es alle Daten, die zu bekommen sind.

TA-Sprecher: Keine Hinweise auf Unterwanderung

"Wir haben keine Hinweise, dass wir unterwandert wurden", sagt TA-Sprecher Peter Schiefer dem STANDARD. Allerdings lassen die NSA-Unterlagen vermuten, dass der Geheimdienst die Datenleitungen nutzt, um eben das gesamte Netz zu erkunden und zu erfassen. Auch wird die TA erstmals namentlich von der NSA erwähnt.

Verdeckte Zugänge zu Internet-Provider

Laut "Spiegel" verfügt der US-Geheimdienst über verdeckte Zugänge zu Internetanbietern in Deutschland, die ihm eine direkte Überwachung ermöglichen. Betroffen sind der Internetprovider Netcologne und die Deutsche Telekom. Beide Unternehmen haben nach eigenen Angaben Nachforschungen betrieben, aber bislang keine verdächtigen Vorrichtungen oder Datenverkehr festgestellt.

In den Netzen der Uni Wien

Hinweise auf Aktivitäten der NSA gibt es auch in den Netzen der Universität Wien. So wird eines ihrer Netze, das Teil des wissenschaftlichen Aconet und des Vienna Internet Exchange (ViX) ist, explizit in den Unterlagen des Geheimdiensts erwähnt.

Idealer Lauschposten

Der Vienna Internet Exchange, der vom Zentralen Informatikdienst (ZID) der Universität betrieben wird, wurde bereits kurz nach dem Auffliegen der NSA-Überwachungsaffäre als möglicher Lauschposten in Österreich genannt. Mehr als 100 Unternehmen, darunter der US-Telekomgigant AT&T und Facebook, haben sich dort mit eigener Technik eingerichtet. Derzeit gibt es laut Betreiber keine Hinweise auf eine geheimdienstliche Zweckentfremdung der Einrichtungen. "Der Uni Wien liegen dazu keine Erkenntnisse vor", sagt ZID-Sprecherin Michaela Bociurko. (Markus Sulzbacher, DER STANDARD, 17.9.2014)