Bisher bekannte Fossilien von Tribrachidium erreichen eine maximale Größe von 50 Millimetern. Über ihre Lebensweise war bisher kaum etwas bekannt.

Foto: M. Laflamme

Aktuelle Strömungsberechnungen lassen darauf schließen, dass das Wesen seine Nahrung aus dem Wasser gefiltert hat – eine Ernährungsweise, die damit erstmals unter der Ediacara-Fauna nachgewiesen werden konnte.

Illu.: I.A. Rahman

Bristol – Vor mehr als einer halben Milliarde Jahren breiteten sich die ersten komplexen Vielzeller in den jungen Ozeanen der Erde aus. Bis heute ist diese sogenannte Ediacara-Fauna rätselhaft: Ihre Vertreter lassen sich kaum in den bekannten Stammbaum einordnen. Ebenso wenig weiß man, wie und wovon diese Kreaturen lebten. Nun haben Paläontologen mithilfe von Computersimulationen Hinweise darauf entdeckt, dass einige der damals existierenden Organismen wesentlich vielschichtigere Ökosysteme bildeten, als man bislang dachte.

Heute kennt man von den Vertretern der Ediacara-Fauna nur wenige Fossilien, meist in Form von Abdrücken. Aus diesen zu schließen, wie die Organismen genau aussahen und wie sie lebten, ist daher eine knifflige Aufgabe. Als hilfreich erwiesen sich modernste Verfahren wie Computertomografien und – im konkreten Fall – die numerische Strömungsmechanik. Die Methode stammt aus der Technik und wird etwa dazu verwendet, die Luftströmungen an Flugzeugflügeln zu simulieren.

Kleiner Dreiarmer als Filtrierer

Das internationale Team um Imran Rahman von der britischen University of Bristol hat nun Fossilien eines Wesens namens Tribrachidium ("kleiner Dreiarmer") untersucht, das vor rund 555 Millionen Jahren lebte. Strömungsberechnungen legen nahe, dass sich das maximal 50 Millimeter große Lebewesen von Partikeln ernährte, die es aus dem umgebenden Wasser filterte. Diese Form der Nahrungsaufnahme war in der Ediacara-Fauna bisher unbekannt.

"In den vergangenen Jahren gingen Forscher davon aus, dass die ältesten komplexen Lebensformen der Erde allenfalls eine oder zwei Arten der Nahrungsaufnahme kannten", berichtet Simon Darroch von der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee.

Nun aber zeige sich, dass das offenbar nicht den Tatsachen entspricht: Tribrachidium – und möglicherweise auch andere Arten – war laut der im Fachblatt "Science Advances" präsentierten Studie auch in der Lage, seine Nahrung aus dem Wasser zu filtern. "Das demonstriert, dass im Gegensatz zur bisherigen Vorstellung die ersten Ökosysteme durchaus schon sehr komplex waren", so Darroch. (red, 1.12.2015)