Der erste Schock sitzt noch tief in den Knochen, als der 2,3 Liter große Turbodiesel von Renault ans Werk geht. Links, rechts haben sie uns eine verpasst. Die Linke: Es gibt keinen Sechszylinder mehr im Navara, sondern nur mehr einen Vierzylinder-Diesel mit 160 oder 190 PS. Die Rechte: Nissan hat seinen Pick-up auf Komfort getrimmt und spricht von einem SUV-Fahrgefühl im Lkw des Heimwerkers.

Foto; Nissan

Ja, klar, vorwiegend richtet sich das Geschäft mit den kleinen Nutzfahrzeugen an Handwerker und Kleingewerbler, aber auch Private stehen immer mehr auf die knochenharten Pick-ups. Sie haben noch das Verwegene und Robuste eines Geländewagens, das die SUVs komplett verwässert haben. Platz ohne Ende gibt es obendrein. Oder hintennach halt.

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Das spricht ja eigentlich dagegen, dass Nissan die Blattfedern aus dem Navara nimmt und ihn hinten mit einer Mehrlenkerhinterachse und Schraubenfedern ausstattet. Sogar die Lenkung ist leichtgängiger geworden, und die Motorhaube ist, wie bei einem SUV, an den Seiten sportlich angehoben, um mehr Gefühl für die Größe des Fahrzeuges zu bekommen. Wem das immer noch nicht reicht, der bestellt sich die 360-Grad-Kamera für perfekte Rundumsicht beim Einparken, Rangieren oder im Gelände.

Foto; Nissan

Aber Beruhigung, meine Herren. So eine sanfte Schaukel, wie man bei der Ansage im ersten Moment befürchtet, ist der neue Navara gar nicht. Flauschige Teppichböden gibt es im Innenraum genauso wenig wie Alcantara, Wurzelholz und Massagesitz, wenn auch das Gestühl wirklich viel komfortabler geworden ist. Aber wenn man nach dem Einsteigen den Motor anwirft, hat man immer noch sofort das Gefühl, gleich mit einem Monster aufzubrechen, um die Welt zu retten – oder diese zumindest zu reparieren. Mächtig fühlt sich dieser Pick-up an, bärenstark und riesig.

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Der Komfortzuwachs durch die neue Hinterradaufhängung ist natürlich enorm. Gerade auf dem Beifahrersitz hat man nicht mehr das Gefühl, in einem Lkw oder auf einem Plombenprüfstand zu sitzen. Und das gilt nicht nur im harten Gelände, das merkt man auch ganz deutlich auf der Straße. Im direkten Vergleich macht der alte Navara dort, wo es wirklich ausgesetzt wird, beim Fahren mehr Spaß, weil man mehr Feedback vom Untergrund bekommt. Dafür spart man sich im neuen Navara die Gehirnerschütterung nach der Schotterstraßenzufahrt zu den Wochenend-Latifundien.

Und ehrlich jetzt: Wer ackert jeden Tag eine halbe Stunde über einen Berg aus Felsen und will dabei jeden Riss im Stein spüren, während ihm die leere Ladefläche den Takt zum Einwerfen von Kopfwehpulverln ins Kreuz haut?

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Ganz im Gegenteil. Jetzt ist es umso leichter, Frau und Kinder von der unendlichen Notwendigkeit eines derartigen Fahrzeuges im eigenen Fuhrpark zu überzeugen – selbst wenn ein Familienmitglied direkt aus dem Stammbaum der Prinzessin von der Erbse gefallen ist. Denn jetzt kommt zum extrem hohen Nutzen auch noch so viel Komfort dazu, dass man mit dem Navara auch im Alltag glücklich ist. Und in die Verlegenheit, den Sechszylinder argumentieren zu müssen, bringt uns jetzt Nissan auch nicht mehr. So muss man das sehen. Beinhart. (Guido Gluschitsch, 03.12.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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