Wien – Wie das Nachrichtenmagazin "Profil" in seiner Montag erscheinenden Ausgabe berichtet, schließt der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) spätestens Ende 2017 die Abteilung für Forensische Akutpsychiatrie im Pavillon 23 des Otto-Wagner-Spitals. Dies wurde "Profil" vom KAV und vom Justizministerium bestätigt. Auf dem Gelände sollen Wohnungen errichtet werden.

Ein Ersatzstandort sei derzeit nicht vorgesehen. Damit verliere Wien die einzige spezialisierte Einrichtung zur Behandlung von psychiatrisch akut erkrankten Untersuchungshäftlingen und Strafgefangenen. Diese müssen in Zukunft an allgemeinen Psychiatrien der Wiener Gemeindespitäler aufgenommen werden. Der betroffene Leiter der Forensischen Akutpsychiatrie, Oberarzt Christian Pawelka, hätte in einem Brief an das Justizministerium "höchste Besorgnis um die künftige psychiatrische Versorgung von inhaftierten Menschen in Wien" geäußert. Würden diese in allgemeinen Psychiatrien "aufgenommen und gesondert bewacht", führe dies unweigerlich "zu einem erheblichen Qualitätsverlust". Überdies fehle den Ärzten an den allgemeinen Psychiatrien das "fachliche Know-how" zur Betreuung forensischer Patienten. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen weist ein erheblicher Anteil von Gefängnisinsassen psychiatrische Erkrankungen auf.

Das Justizministerium bekräftigt in einer Stellungnahme Interesse an "der weiteren Zusammenarbeit bei der Betreuung der psychisch kranken Insassen der Wiener Justizanstalten durch eine spezielle forensische psychiatrische Einrichtung". Der KAV wies Kritik an der Schließung auf Anfrage zurück: "Es geht um die Versorgung von Justizhäftlingen. Also ist der Bund zuständig, eine entsprechende Versorgung sicherzustellen." Am 27. Juni wollen KAV und Justiz in der Sache verhandeln.

Die Abteilung für Forensische Akutpsychiatrie im Otto-Wagner-Spitals (OWS) verfügt derzeit über zwölf Betten. Ihr Versorgungsgebiet umfasst die Justizanstalten Josefstadt, Simmering, Floridsdorf, Mittersteig und Favoriten. Einer der derzeitigen Patienten der Station ist laut "Profil" der mutmaßliche "Brunnenmarkt-Mörder". (APA, 18.06.2016)