Immer öfter wechseln Zinshäuser im Rahmen von Share-Deals den Besitzer.

Foto: Cremer

Eines steht jetzt schon fest: Das heurige Jahr wird mit dem Rekordjahr 2015 am Wiener Zinshausmarkt nicht mithalten können. 1,28 Milliarden Euro wurden im Vorjahr mit Gründerzeithäusern umgesetzt. Im ersten Halbjahr 2016 waren es lediglich 232 Millionen, wie aus dem Ersten Wiener Zinshaus-Marktbericht von Otto Immobilien hervorgeht, der vergangene Woche präsentiert wurde.

Damit ist das Transaktionsvolumen mit dem ersten Halbjahr 2014 vergleichbar.Den Grund für das extrem starke Jahr 2015 sehen die Experten in der im heurigen Jänner in Kraft getretenen Steuerreform, in deren Vorfeld noch viele Transaktionen abgewickelt wurden.

Angebot fehlt

Es fehle aber auch derzeit das entsprechende Angebot. Denn an fehlender Nachfrage liegt der Rückgang nicht, wie man bei Otto Immobilien betont. Und diese könnte durch die derzeitige wirtschaftliche Lage und insbesondere den Brexit weiter angeheizt werden, glaubt Richard Buxbaum, Leiter der Abteilung für Wohnimmobilien bei Otto Immobilien: "Viele private aber auch institutionelle Investoren suchen die stabile und sichere Veranlagung im Wiener Gold. Darunter waren zuletzt auch zahlreiche ausländische Investoren."

Man verfolge genau, wohin sich Investoren bewegen, die sich als Folge des Brexits aus dem Londoner Investmentbereich zurückziehen, sagt Eugen Otto, Geschäftsführer von Otto Immobilien. Einen Ansturm britischer Käufer am Wiener Wohnungsmarkt habe es deswegen bis dato nicht gegeben – eine "Gruppe" an Briten sei aber auch schon vor dem Brexit auf dem Wiener Immobilienmarkt unterwegs gewesen.

Abwartende Haltung

Und noch eine Gruppe könnte sich dort bald schon genauer umschauen: Man sei nämlich auch mit einigen Auslandsösterreichern im Kontakt, die in England leben, sich nun aber nicht mehr sicher seien, ob sie auch künftig noch dort leben und arbeiten wollen: "Da gibt es durchaus Menschen, die sagen: Für mich ist Wien oder Berlin eine Alternative", sagt Otto.

Sie alle hätten eines gemeinsam: "Sie sagen: Jetzt investiere ich sicher nicht in London in eine Eigentumswohnung." Derzeit sei allgemein ein "großes Abwarten" in London im Gange, erzählte Eugen Otto von den Erfahrungen von Knight Frank in Großbritannien, einem Kooperationspartner von Otto Immobilien.

Share-Deals werden beliebter

Für den Wiener Zinshausmarkt wurden von Otto Immobilien nun erstmals auch die Share-Deals, also die Verkäufe von Gesellschaften, denen eine Immobilie gehört, erhoben. Der Anteil der Häuser, die durch solche Share-Deals den Besitzer gewechselt haben, betrug seit 2009 im Schnitt 5,9 Prozent. Insgesamt gab es 127 solche Übertragungen seit 2009, in deren Rahmen 168 Immobilien den Besitzer wechselten. "Und die Tendenz ist steigend", sagte Alexander Bosak, Leiter der Abteilung Immobilien Research bei Otto Immobilien.

Im Rekordjahr 2015 betrug der Anteil der Share-Deals sogar 10,3 Prozent. Der Grund für den Anstieg liegt laut Bosak darin, dass auf Käufer- und Verkäuferseite immer öfter Unternehmen auftreten, die diese Option eher wählen. Für Private seien Share-Deals hingegen oftmals noch ein "Buch mit sieben Siegeln", so Florian Schmidl, Steuerberater und Partner bei Moore Stephens, der die Share-Deals in Kooperation mit Otto Immobilien erhoben hat. (Franziska Zoidl, 30.9.2016)