AMS-Vorstand Johannes Kopf ist bei der türkis-blauen Regierung in Ungnade gefallen.

Foto: Regine Hendrich

Fünf Jahre lang überbrachte Johannes Kopf meist schlechte Nachrichten. Monat für Monat erklärte der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) nüchtern den Anstieg der Arbeitslosenzahlen; erst im Vorjahr konnte er von einer Trendwende berichten. Sein pragmatischer, ideologiefreier Ansatz wird über Parteigrenzen hinweg geschätzt, bei der türkis-blauen Regierung ist der 44-Jährige allerdings in Ungnade gefallen.

Dabei weist der Jurist stets zurück, politischer Akteur zu sein. Doch spätestens seit der Vorladung durch Kanzler und Vizekanzler ist Kopf im Zentrum der Tagespolitik angekommen. Auslöser ist ein interner Revisionsbericht des AMS über die Probleme bei der Vermittlung von Arbeitskräften mit Migrationshintergrund. Der Regierungsspitze bot das Papier Anlass, den Vorstand öffentlich zu kritisieren.

Seit 2006 führt Kopf gemeinsam mit Herbert Buchinger das AMS, nach außen hin tritt meist er auf. Kopfs Berufung galt seinerzeit als schwarz-blauer Postenschacher: Er begann seine Karriere in der Industriellenvereinigung, bevor er ins Kabinett des damaligen Wirtschaftsministers Martin Bartenstein wechselte. Von dort bewarb er sich für den Posten des obersten Jobvermittlers.

Von der Partei emanzipierte sich der passionierte Fotograf schnell. Obwohl sich der verheiratete Familienvater dreier Kinder – einen Sohn brachte seine Frau in die Ehe mit – selbst dem schwarzen Wirtschaftsflügel zuordnet, vertritt er lieber seine eigene Meinung: "Loyalität endet für mich da, wo der Unsinn anfängt."

Und wenn er etwas für Unsinn hält, macht er nicht vor türkis-blauen Plänen halt: Ausländer, die Arbeitsplätze wegschnappen? "Es sind die Unqualifizierten, die mir mit Abstand mehr Sorgen machen als die Flüchtlinge", sagt Kopf dann. Am ÖVP-Reizwort Gesamtschule findet er sogar Gefallen. Das AMS sei zur "Reparaturanstalt für das Bildungssystem" geworden, die Zahl der Jugendlichen, die nicht sinnerfassend lesen können, steige. Das zentrale Anliegen von ÖVP und FPÖ, Zuwanderern den Zugang zu Mindestsicherung zu erschweren und die Mittel für Deutschkurse zu kürzen, zerlegt er. Das sei ökonomisch nicht sinnvoll. "Der Großteil der Menschen wird da bleiben, damit ist es billiger, sie zu integrieren, als sie nicht zu integrieren".

Für die Aussprache mit der Regierungsspitze gibt es noch keinen Termin, Kopfs Vertrag wurde aber erst vor kurzem für weitere sechs Jahre verlängert. (Marie-Theres Egyed, 26.3.2018)