Im neuen Stadtteil in Wien-Floridsdorf sollen bis zum Jahr 2020 rund 1.400 Wohnungen entstehen.

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Der einst massiv kontaminierte Untergrund ist laut Umweltbundesamt "mittlerweile gesichert".

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Die Bohrung privater Brunnen auf dem Areal ist nicht erlaubt. Wohnen ist dort laut Umweltbundesamt aber "mit Sicherheit ohne jedes Risiko möglich".

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Insgesamt wurden bereits 70.000 Tonnen Erdreich ausgetauscht. Bei den Bauarbeiten soll weiteres Erdreich ausgetauscht werden. Geplant ist im Stadtentwicklungsgebiet auch ein großer Park.

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Wien – Es ging dann schnell. Relativ kurzfristig luden die Wiener Stadtwerke für Montag zu einer Pressekonferenz. Thema war die geplante Umwandlung des einstigen Industrieareals beim Gaswerk Leopoldau in Wien-Floridsdorf in einen lebendigen, neuen Stadtteil mit 1.400 Wohnungen, die bis 2020 dort entstehen sollen. Peter Weinelt, Generaldirektor-Stellvertreter der Wiener Stadtwerke, sprach von einer erfolgreichen "Pionierarbeit". Um das Areal der alten Industriebrache bewohnbar zu machen, sei "alles getan worden". Es sei "sicher".

Mit dem Medientermin zuwarten wollte Weinelt aber nicht. Dabei werden am Dienstag auch Prüfberichte des Wiener Stadtrechnungshofs (Stadt-RH) zum geplanten Stadtteil namens "Neu Leopoldau" veröffentlicht. Überprüft wurde auch das Sanierungskonzept des Bauprojekts: Schließlich waren die Altlasten auf dem Areal durch das ehemalige Gaswerk, aber auch durch Bombenabwürfe im Zweiten Weltkrieg, erheblich. Der Untergrund war mit gaswerkstypischen Schadstoffen massiv kontaminiert.

Stadtwerke kennen Bericht bereits

Weinelt kennt den bis Dienstag noch unveröffentlichten Prüfbericht bereits, er wollte aber noch keine konkreten Ergebnisse nennen. Nur so viel: "Wir sind sehr optimistisch, dass wir genug getan haben." Ob der Bericht für Kritik und Diskussion sorgen werde, "kann ich nicht sagen".

Die Wiener Stadtwerke – der Konzern ist im Eigentum der Stadt Wien – gingen sicherheitshalber in die Offensive. Weinelt verwies darauf, dass die Neu Leopoldau Entwicklungs GmbH (Mehrheitseigentümer ist die Stadtwerke-Tochter Wiener Netze) im Sommer 2017, nach Klärung der Bebauung des Areals, das Umweltbundesamt (UBA) beigezogen habe. Karl Kienzl, der stellvertretende Geschäftsführer des Umweltbundesamts, bezeichnete das Gaswerk Leopoldau bei der Präsentation am Montag als "mittlerweile gesicherte Altlast". Man habe an zehn Stellen Proben entnommen und in eigenen Labors untersucht.

"Unbedenkliche" Messwerte

Gefunden worden seien zwar unterschiedliche Schadstoffe und Schwermetalle, die Messwerte seien allerdings "unbedenklich" gewesen. Wohnen auf dem Areal sei künftig "mit Sicherheit ohne jedes Risiko möglich", sagte Kienzl deutlich. Gemüse, das dort irgendwann in Privatgärten angebaut wird, würde er "auch meinen Kindern zum Essen geben".

Der rund 42 Hektar große Standort Gaswerk Leopoldau, wo von 1911 bis 1969 Gas aus Kohle hergestellt wurde, gilt laut UBA seit 2013 als "gesichert". Von 2004 bis 2006 wurde das Kontaminationszentrum mit einer 1,3 Kilometer langen Doppelkammerdichtwand umschlossen. Auch eine Sperrbrunnenreihe im Abstrom wurde hergestellt. Zudem wurden laut der Neu Leopoldau Entwicklungs GmbH 70.000 Tonnen Erdreich ausgetauscht.

Private Brunnen sind nicht erlaubt

Um das Areal völlig unbedenklich bewohnbar zu machen, sind laut Kienzl aber weitere Maßnahmen nötig. So soll im Zuge der Bauarbeiten generell der Oberboden bis 30 Zentimeter Tiefe abgegraben und durch neues Erdreich ersetzt werden. In jenen Bereichen, in denen Garten- und Freizeitanlagen vorgesehen sind, sollen 50 Zentimeter Boden entfernt werden. Dazu wird im Boden ein wasserdurchlässiges Trennvlies verlegt. Private Brunnen sind nicht erlaubt.

Keine UVP-Prüfung

Laut Weinelt haben die Behörden entschieden, dass für das Projekt keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nötig sei. Ein freiwilliges Ansuchen habe man als "nicht notwendig erachtet". Die Wiener FPÖ hatte erfolglos eine UVP-Prüfung und bis zum Vorliegen des Stadt-RH-Berichts einen Baustopp gefordert.

Insgesamt betreffen die Bauarbeiten 13,5 Hektar. Neben den 1.400 Wohnungen, davon 1.000 geförderte Einheiten, werden auch ein Park sowie Kinderspielplätze entstehen. In den unter Denkmalschutz stehenden 17 Gebäuden auf dem Gaswerk-Areal sind auch Restaurants und Werkstätten geplant. Die ersten Bewohner sollen laut Weinelt "Ende 2019, Anfang 2020" einziehen. Aktuell werden die ersten Bauplätze vorbereitet. (David Krutzler, 7.5.2018)