Stimmt den ÖGB auf einen Kampf mit der Regierung ein: Wolfgang Katzian.

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Erwähnt man Wolfgang Katzians sportliche Vorlieben, dann ist es mit der Geschlossenheit der Gewerkschaft rasch vorbei: Tennis ist da unproblematisch, Golf wird nicht thematisiert, Fußball schon. Katzian ist seit 2007 Präsident von Austria Wien – und beim ÖGB-Kongress gab es sogar Buhrufe, als dies vom deutschen Gastredner Reiner Hoffmann lobend hervorgehoben wurde. Unter den Funktionären sind offenbar viele Anhänger von Rapid vertreten, schließlich war Ex-ÖGB-Präsident Anton Benya auch Rapid-Präsident.

In Benyas Fußstapfen soll Katzian am Donnerstag treten – nicht nur in fußballerischer Hinsicht eine Neuorientierung: Mit Katzian kommt erstmals ein Vertreter der Privatangestelltengewerkschaft GPA-djp an die Spitze des Gewerkschaftsbundes. Donnerstagnachmittag wurde er mit 91,6 Prozent zum neuen Präsidenten des Gewerkschaftsbundes gewählt.

Von der Länderbank zu Dallinger

Seine Karriere hat der 1956 in Stockerau geborene Katzian 1970 als Lehrling in der Devisenabteilung der Länderbank begonnen, wo er sich zum Jugendvertrauensrat wählen ließ. Er leistete seinen Präsenzdienst bei den Pionieren in Klosterneuburg und engagierte sich in der Gewerkschaft der Privatangestellten. 1977 wechselte er dorthin als Jugendsekretär – eine Funktion, die 30 Jahre davor Alfred Dallinger innegehabt hatte. Dieser kam vom linken Flügel von Partei und Gewerkschaft und war in der Zwischenzeit Vorsitzender der GPA geworden. Jetzt förderte er den jungen Katzian, der 1986 zum Sekretär der Geschäftsführung und später zum Zentralsekretär aufstieg.

Zugute kam Katzian, dass er innerhalb der SPÖ gut vernetzt ist – seit 2008 ist er ständig im Nationalrat, wo er sich dem Energiethema widmet. So wurde er 2005 als Nachfolger von Hans Sallmutter an die GPA-Spitze gewählt und übernahm dann auch den Vorsitz der sozialdemokratischen Gewerkschaftsfraktion.

Auf Kampfmaßnahmen eingestimmt

All das waren ideale Voraussetzungen, um sich für den Präsidentenposten zu empfehlen. Der mit seinem freundlichen Tonfall, der lockeren Kleidung und dem leichten Übergewicht meist sehr gemütlich wirkende Gewerkschafter kann, "wenn es sein muss", auch ganz anders. Und er hat in den vergangenen Wochen immer wieder durchblicken lassen, dass es jetzt eben sein muss: Die Regierungspläne zur Sozialversicherungsreform will er sich ebenso wenig gefallen lassen wie jene zur Abschaffung der Jugendvertrauensräte. Seine eigene Gewerkschaft hat er schon auf Kampfmaßnahmen eingestimmt, nun dürfte ihm der ganze ÖGB folgen. (Conrad Seidl, 13.6.2018)