Noch fehlt der neuen Post-Bank der Kopf, aber die Post zahlt schon kräftig ein in ihr neues Bankenabenteuer.

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Wien – Die Post nimmt für ihre gemeinsame neue Bank mit der Grawe-Gruppe ordentlich Geld in die Hand. Mit rund 56 Millionen Euro schlagen allein Einstieg und Kapitalerhöhung beim Grawe-Ableger Brüll Kallmus zu Buche. Weitere 20 bis 30 Millionen Euro sind für die Startphase vorgesehen. Post-Generaldirektor Georg Pölzl sieht für die Kooperation mit der Grazer Wechselseitigen einen Kapitalbedarf "in der Größenordnung von 70 bis 80 Millionen" in der Startphase.

Wie der Finanzbedarf nach dem Start tatsächlich ausfallen werde, "hängt sehr stark auch davon ab, wie schnell uns Kundengewinnung in welchem Ausmaß gelingt und wie sich das Bankgeschäft entwickelt". Es werde sich rentieren, indem wir viele Kunden gewinnen werden, vor allem durch die flächendeckende Versorgung", gab sich Pölzl am Dienstag überzeugt. "Im ländlichen Raum wird ja Finanzdienstleistung immer weiter ausgedünnt", sagte der Postchef im Ö1-Mittagsjournal. Daher strebe man an, ein "spannendes, auch digitales Angebot" anzubieten, das mit einem flächendeckenden Filialnetz kombiniert wird.

Spezialisierung als Chance

In diesem Zugang sieht der auf Banken und Finanzdienstleistung spezialisierte WU-Professor Stefan Pichler auch die einzige Chance für einen Newcomer. Trotz der großen Umwälzungen durch die Digitalisierung bis in Kreditgeschäft und Kommunalfinanzierung hinein werde es langfristig einen Grundstock an Menschen geben, die Internetbanking nicht nutzen oder verweigern. Pichler schätzt, dass sich die Gruppe dieser Verweigerer auf rund 20 Prozent der Bankkunden einpendeln wird. Diese Kunden, zu denen er Pensionisten ebenso zählt wie Migranten, "holt man auch ab in der Filiale", sagt Pichler dem STANDARD und warnt vor voreiligen Schlüssen: "Totgesagte leben länger."

Die Kritik im Bankensektor am neuen Mitbewerber im überbesetzten und von erodierenden Margen gezeichneten Geschäft mit Zahlungsverkehr und Sparbüchern teilt der Finanzmarktexperte nur bedingt. Wohl sei der Margendruck angesichts niedrigster Zinsen hoch, "aber sobald die Zinsen ein wenig steigen, beginnen sich auch die Margen zu bewegen". Auch könne die Post mit der Kontoführungsgebühr für Privatkunden einiges steuern. "Generell ist Konkurrenz begrüßenswert, es kommt Bewegung und Innovation in einen Markt, in dem auch andere Institute wie die Volksbanken Neuorientierung suchten. Einen Versuch ist es wert", sagt Pichler mit Verweis auf die starke Marke Post beim Publikum. "Den Steuerzahler darf ein fehlgeschlagener Versuch halt nichts kosten."

In Staatsbesitz

Das ist bei einem vom Staat kontrollierten Konzern leichter gesagt als getan. Denn letztlich hat auch das gescheiterte Bankabenteuer mit der deutschen Fintech-Group die Steuerzahlereigentümer tangiert. Die Post hat den (Buch-)Verlust aus dem um rund 28 Millionen Euro erworbenen Fintech-Aktienpaket zwar nicht realisiert, der massive Kursverlust ist aber nicht einfach wettzumachen.

Pölzl sieht die Wettbewerbsvorteile mit ihrem künftigen Postpartner Brüll Kallmus "sicherlich auf der Kostenseite, weil wir zu sehr günstigen Bedingungen ein flächendeckendes Filialnetz und Finanzdienstleistungen anbieten können. Ich glaube, das ist unser Hauptvorteil." Wie berichtet, übernimmt die Post von der Grawe 80 Prozent der Spezialbank. Anleiheemissionen werden künftig nicht zum Geschäft gehören. Man ziele auf Überweisungsfähigkeit, Konten und Finanzprodukte, ab, die nicht selbst produziert, sondern mit Partnern angeboten werden. (ung, APA, 10.4.2019)