Sommer, das heißt auch: Festivalsaison. Viele freuen sich das ganze Jahr über mit Freundinnen und Freunden, ihre Lieblingsbands live zu hören, zu tanzen, ein Wochenende lang gemeinsam zu feiern. Am Wochenende bietet das kostenlose Donauinselfest in Wien für besonders viele Menschen diese Gelegenheit. Eigentlich schön.

Leider sind Festivals aber auch nahrhafter Boden für sexuelle Belästigungen oder gar Übergriffe: Denn die vielen Menschen auf einem Fleck, Partystimmung, viel Alkohol und auch andere Drogen sind eine oft toxische Kombination. Die meisten Veranstalter wissen das und reagieren mit speziellen Konzepten.

Weibliche Lebensrealitäten

Auch viele weibliche Besucher wissen um die Schattenseiten der Festivalsaison. Nicht, weil sie es irgendwo gelesen hätten. Sondern weil Frauen, sogar schon Mädchen, mit einem anderen Bewusstsein durch die Öffentlichkeit gehen (müssen) als junge Burschen. Ein paar Beispiele: Welcher Mann hat Angst sein Getränk aus den Augen zu lassen, weil K.O.-Tropfen drin landen könnten? Hat ein Mann ein ungutes Gefühl, wenn ihm eine Frau im Dunkeln folgt? Würde er seine Kopfhörer aus dem Ohr nehmen, die Straßenseite wechseln, ein Telefongespräch vortäuschen? Würde er bei der Wahl seines Outfits mit bedenken, ob es von anderen als Einladung verstanden werden könnte, seinen Körper zu kommentieren oder ihn ungefragt anzufassen? Wenn ein Mann von einer fremden Frau nach dem Feiern in der U-Bahn angesprochen wird: Ist sein erster Gedanke, ob sie gewalttätig werden könnte, wenn er sich nicht darauf einlassen will? 

Konzepte, wie bei sexuellen Übergriffen zu reagieren ist, sind gut. Aber nicht gut genug, denn da ist der Schaden ja bereits passiert. Es gibt ein Bild, das häufig auf Instagram und anderen sozialen Netzwerken geteilt wird. Der Schriftzug "protect your daughters" ist durchgestrichen. Darunter steht: "educate your sons". Männer, Burschen, müssen endlich verstehen, wie ihr Verhalten Frauen einschränken oder sogar ängstigen oder verletzen kann. Sie müssen es besser machen. Nicht nur zur Festivalsaison. (Lara Hagen, 24.6.2023)