Schätzungen gingen von bis zu 120.000 Personen bei der Festbühne aus.
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Der erste Tag des 40. Wiener Donauinselfest hat am Freitag mit einem fulminanten Konzert von RAF Camora geendet. Nach einem wettertechnisch äußerst mauen Start, der für überschaubare Besucherzahlen sorgte, zog der Rapper mit seinem neuen Album "XV" und mehreren Gästen, etwa Yung Hurn, dann doch noch die Massen an. Die Polizei Wien veröffentlichte auf Twitter die Nachricht, dass weitere Besucherinnen und Besucher derzeit nicht mehr auf das Donauinselfest kommen sollten. Aufgrund "starken Zustroms an Menschen bitten wir euch im Sinne der Sicherheit aller, euch nicht mehr auf den Weg zum Donauinselfest zu machen", heißt es in einem Tweet des Donauinselfest-Accounts, den die Polizei Wien teilte. 

Dem Publikum heizte der Rapper aus Wien-Fünfhaus aber nicht nur mit seinem Mix aus Dancehall, Hip-Hop und Pop ordentlich ein. Auch zwei Flammenwerfer und Bengalen kamen zum Einsatz, während die Lichtshow aus allen Rohren feuerte und der Bass ordentlich aus den Lautsprechern dröhnte. RAF Camora trat schon vor circa 20 Jahren auf dem Donauinselfest auf. Damals waren aber weniger Leute vor der Bühne als darauf, erinnerte er sich. Dass er nun die Festbühne bespiele, sei die "größte Genugtuung meines Lebens", so der Musiker.

Auch Flammenwerfer und Bengalen kamen beim Auftritt von RAF Camora zum Einsatz.
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Zum Start der 40. Ausgabe des Wiener Donauinselfests am Freitagnachmittag ging es zuvor nicht gerade heiß her. Neben dem lebhaften Wind sorgte vor allem Regen dafür, dass der Zustrom zum Festival zunächst äußerst verhalten ausfiel. An die hartgesottenen Inselfans wurden zahlreiche Regenponchos ausgeteilt, Regenschirme sind auf dem Gelände offiziell nicht erlaubt. Manche funktionierten auch größere Sonnenschirme bei den Gastroständen temporär um, um trocken zu bleiben.

Zum Start des Donauinselfests waren am Nachmittag Regenponchos der Renner.
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Erstmals seit Jahren wurde der Bereich vor der Festbühne aus Sicherheitsgründen auch wieder in drei Sektoren unterteilt. Wenn alle voll sind, werde auch der weitere Zustrom kontrolliert. "Wir erwarten uns einen der stärksten Besuche der Festivalgeschichte", sagte SPÖ-Landesparteimanagerin Barbara Novak dem STANDARD. Schätzungen gingen von bis zu 120.000 Personen bei der Festbühne aus. Für den Main-Act wurde im Vorfeld laut Novak auch ein eigenes Sicherheitskonzept erstellt.

Die traditionelle Inselrunde mit viel Händeschütteln absolvierte der rote Bürgermeister Michael Ludwig mit dem neuen SPÖ-Chef Andreas Babler noch weitgehend im Regen. Auch viele Schulterklopfer holte sich Babler bei der sogenannten Arbeitsweltinsel nahe der Reichsbrücke ab, dazu gab es zahlreiche Selfiewünsche. Babler bezeichnete es als ungewohnt, nun in offizieller Funktion und nicht mehr als normaler Besucher auf die Insel zu kommen.

Babler war "sicher 15- bis 20-mal" auf der Insel

Die vergangenen Jahre habe er ausgelassen, er sei aber zuvor "sicher 15- bis 20-mal" beim Donauinselfest gewesen, erzählte er. In Traiskirchen, wo Babler noch Bürgermeister ist, habe sich zwar auch das alljährliche "Unplugged im Park"-Festival entwickelt. Mit der Inselsause und den hunderttausenden Besuchern pro Tag sei das aber natürlich nicht vergleichbar. Das "Festival vor der Haustür" in der Millionenmetropole Wien bezeichnete er als Privileg. Wenig später setzte er sich er in offizieller Mission ans Steuer eines von der MA 48 reparierten VW-Käfers in Cabrio-Ausführung aus dem Jahr 1972 – um dort für Fotos zu posieren.

Andreas Babler, Jürgen Czernohorszky, VW-Käfer
SPÖ-Chef Andreas Babler und Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) nahmen im VW-Käfer der MA 48 aus dem Jahr 1972 Platz.
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Stadtchef Ludwig versicherte, dass er bei allen 40 Ausgaben des Donauinselfests dabei gewesen sei – selbst bei der inoffiziellen Nullnummer als Warm-up auf dem Parkplatz bei der Floridsdorfer Brücke. Das Falco-Konzert im strömenden Regen bezeichnete er als sein musikalisches Highlight.

Babler gab sich ebenfalls betont locker. So gab er an, dass er von der geplanten Wahlanfechtung rund um die SPÖ-Vorsitzdebatte "noch nicht gelesen" habe. SPÖ-Mitglied und Unternehmer Berthold Felber aus dem Burgenland, der selbst kandidieren wollte, gab zuletzt an, die Wahl anzufechten. Felber forderte auch die Einsetzung eines Parteischiedsgerichts.

In trauter Einigkeit: Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und SPÖ-Chef Andreas Babler. Einen möglichen Konflikt mit der Wiener SPÖ beim Thema Lobautunnel wischte Babler beiseite.
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Auch den möglichen Konflikt mit der Wiener SPÖ rund um das Thema Lobautunnel, den die Wiener Roten unbedingt wollen, wischte Babler beiseite. Es gelte, sich nun das Thema einmal genauer anzusehen und sich zusammenzureden, betonte Babler auf der Donauinsel. Der neue SPÖ-Chef hatte zuletzt in der ORF-"Pressestunde" gesagt: "Man wird immer die Frage von mehr Verkehr nicht mit neuen Autobahnen und Autostraßen bekämpfen können."

Er kenne die mediale Diskussion zum Lobautunnel und habe sich Termine vereinbart, um konkrete Argumente auszutauschen. Er habe keine inhaltlich geschärfte Position dazu. "Aber meine Logik ist schon eine, die ich seit Jahren kommuniziere: nicht mehr Verkehr mit mehr Straßen zu bekämpfen. Das ist ein Teufelskreis." Näheres dazu wollte sich Babler beim Inselfest aber nicht herauslocken lassen. (David Krutzler, wisa, APA, 23.6.2023)