"Das MAK hat 2003 eine Neonarbeit von mir in Wien angekauft", erzählt Friedl. "Vorher und später gab es von meiner Galerie in Brüssel immer wieder weitere Vorschläge. Diese wurden jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass das aus der Galerienförderung stammende Ankaufsbudget an österreichische Galerien gebunden sei. Man wird also dafür bestraft, dass man ein international erfolgreicher österreichischer Künstler ist, indem man nicht angekauft wird", schildert der seit langem im Ausland lebende 48-Jährige, dem kürzlich in der Wiener Galerie Meyer Kainer eine Ausstellung gewidmet war.
Kritik am MUMOK
Besonders ärgert sich Friedl, der 1999 einer der Österreich-Vertreter bei der 48. Kunstbiennale in Venedig war, über das fehlende Interesse des Museums Moderner Kunst (MUMOK). Dieses habe nicht nur keine seiner Arbeiten in der Sammlung, sondern in den vergangenen sieben Jahren auch drei Angebote von Institutionen aus Villeurbanne, Rotterdam und Barcelona zur Koproduktion von ihn betreffenden Einzelausstellungen abgelehnt oder nie beantwortet. Erst im Vorfeld der documenta sei man im Vorjahr seitens des Museums mit einem konkreten Angebot an ihn herangetreten, die Bespielung eines Keller-Raumes habe er jedoch abgelehnt.
"Selbstverständlich hat jeder Museumsdirektor das Recht, das auszuwählen, was ihm passt", meint Friedl. "Ich möchte mich aber dagegen wehren, dass man mir mangelnde Österreich-Präsenz, zuletzt (im "Falter", Anm.) sogar einen Österreich-Komplex vorwirft. Während im MUMOK jeder Austriazismus zwischen Kärnten und Vorarlberg zelebriert wird, bin ich wahrscheinlich der internationalste der österreichischen Künstler."
"Josephinistische Strukturen"
"Österreichische Direktoren und Direktorinnen sind gewohnt, sich der öffentlichen Meinung zu erinnern und Unterschriftenaktionen zu starten, wenn ihre Jobs nicht automatisch verlängert werden", kommentiert Friedl derlei "Rituale innerhalb lokaler Machtkonstellationen, die von programmatischeren Debatten ablenken". Er halte es jedoch für falsch, wenn kulturpolitische Konflikte nur noch in personalisierter Form geführt würden. "Das geschieht zwangsläufig, wenn es keine besseren Strukturen und Instrumente gibt", so Friedl. Daher wolle er mit seiner Kritik "gegen dieses zirkuläre System, gegen die Nicht-Kritisierbarkeit" innerhalb des österreichischen Museumsbetriebs auftreten, in dem Lokalpolitik und josephinistische Strukturen vorherrschten.
Ein Beispiel für einen falschen Weg ist für den Künstler auch die von Kulturministerin Claudia Schmied derzeit durchgeführte Suche nach der künftigen Leitung des Kunsthistorischen Museums. "An Jurys und Findungskommissionen kann man natürlich auch viel aussetzen. Doch wenn man wirklich international denkt und Konzepte im transparenten, offenen Wettbewerb miteinander vergleichen möchte, gibt es keine Alternative dazu."
MUMOK-Reaktion
Das MUMOK wehrt sich indessen gegen Friedls Kritik: "Dass Friedl nicht in der Sammlung vertreten ist, liegt nicht am Desinteresse des Museums, sondern in den äußerst eingeschränkten und auch bereits in Pressekonferenzen wiederholt geschilderten fehlenden Ankaufsbudgets, die es uns verunmöglichen, eine der aktuellen Kunstentwicklung entsprechend strukturierte Ankaufspolitik zu betreiben", heißt es in einer Stellungnahme des Museums.
"Selbstverständlich steht es einem Künstler frei eine Institution zu mögen oder eben nicht." Das Museum sei im Vorjahr mit einem Vorschlag zu einer Präsentation in der MUMOK-Factory an den Künstler herangetreten. Man bedaure, "dass keine Einigung über die Bedingungen erzielt werden konnte." Die von Peter Friedl als Kellerraum titulierte Factory zeige jedoch "höchst erfolgreich Einzelpräsentationen vor allem internationaler KünstlerInnen." Auch der in Berlin lebende Künstler Omer Fast, der am 29. April in New York für den vom MUMOK in Auftrag gegebenen Film "The Casting" den mit 100.000 Dollar dotierten Preis der Whitney Biennale entgegennimmt, habe den Streifen in der Factory erstmals museal präsentiert.