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Peter Friedl vor seinem Werk "The Zoo Story"

Foto: AP Photo/Jens Meyer
Wien/London - Seine Werke sind in den kommenden Wochen bei Ausstellungen in Saint-Etienne, Hongkong, Antwerpen, Amsterdam und London ebenso zu sehen wie in Sao Paulo oder Gwangju. Er nimmt an der Eröffnungsausstellung des neuen Museion in Bozen teil und schuf mit der Aufstellung einer aus einem palästinensischen Zoo stammenden ausgestopften Giraffe eines der meistdiskutierten Kunstwerke der vergangenen documenta. In der österreichischen Museumslandschaft ist der gebürtige Oberösterreicher Peter Friedl allerdings so gut wie inexistent.

"Das MAK hat 2003 eine Neonarbeit von mir in Wien angekauft", erzählt Friedl. "Vorher und später gab es von meiner Galerie in Brüssel immer wieder weitere Vorschläge. Diese wurden jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass das aus der Galerienförderung stammende Ankaufsbudget an österreichische Galerien gebunden sei. Man wird also dafür bestraft, dass man ein international erfolgreicher österreichischer Künstler ist, indem man nicht angekauft wird", schildert der seit langem im Ausland lebende 48-Jährige, dem kürzlich in der Wiener Galerie Meyer Kainer eine Ausstellung gewidmet war.

Kritik am MUMOK

Besonders ärgert sich Friedl, der 1999 einer der Österreich-Vertreter bei der 48. Kunstbiennale in Venedig war, über das fehlende Interesse des Museums Moderner Kunst (MUMOK). Dieses habe nicht nur keine seiner Arbeiten in der Sammlung, sondern in den vergangenen sieben Jahren auch drei Angebote von Institutionen aus Villeurbanne, Rotterdam und Barcelona zur Koproduktion von ihn betreffenden Einzelausstellungen abgelehnt oder nie beantwortet. Erst im Vorfeld der documenta sei man im Vorjahr seitens des Museums mit einem konkreten Angebot an ihn herangetreten, die Bespielung eines Keller-Raumes habe er jedoch abgelehnt.

"Selbstverständlich hat jeder Museumsdirektor das Recht, das auszuwählen, was ihm passt", meint Friedl. "Ich möchte mich aber dagegen wehren, dass man mir mangelnde Österreich-Präsenz, zuletzt (im "Falter", Anm.) sogar einen Österreich-Komplex vorwirft. Während im MUMOK jeder Austriazismus zwischen Kärnten und Vorarlberg zelebriert wird, bin ich wahrscheinlich der internationalste der österreichischen Künstler."

"Josephinistische Strukturen"

"Österreichische Direktoren und Direktorinnen sind gewohnt, sich der öffentlichen Meinung zu erinnern und Unterschriftenaktionen zu starten, wenn ihre Jobs nicht automatisch verlängert werden", kommentiert Friedl derlei "Rituale innerhalb lokaler Machtkonstellationen, die von programmatischeren Debatten ablenken". Er halte es jedoch für falsch, wenn kulturpolitische Konflikte nur noch in personalisierter Form geführt würden. "Das geschieht zwangsläufig, wenn es keine besseren Strukturen und Instrumente gibt", so Friedl. Daher wolle er mit seiner Kritik "gegen dieses zirkuläre System, gegen die Nicht-Kritisierbarkeit" innerhalb des österreichischen Museumsbetriebs auftreten, in dem Lokalpolitik und josephinistische Strukturen vorherrschten.

Ein Beispiel für einen falschen Weg ist für den Künstler auch die von Kulturministerin Claudia Schmied derzeit durchgeführte Suche nach der künftigen Leitung des Kunsthistorischen Museums. "An Jurys und Findungskommissionen kann man natürlich auch viel aussetzen. Doch wenn man wirklich international denkt und Konzepte im transparenten, offenen Wettbewerb miteinander vergleichen möchte, gibt es keine Alternative dazu."

MUMOK-Reaktion

Das MUMOK wehrt sich indessen gegen Friedls Kritik: "Dass Friedl nicht in der Sammlung vertreten ist, liegt nicht am Desinteresse des Museums, sondern in den äußerst eingeschränkten und auch bereits in Pressekonferenzen wiederholt geschilderten fehlenden Ankaufsbudgets, die es uns verunmöglichen, eine der aktuellen Kunstentwicklung entsprechend strukturierte Ankaufspolitik zu betreiben", heißt es in einer Stellungnahme des Museums.

"Selbstverständlich steht es einem Künstler frei eine Institution zu mögen oder eben nicht." Das Museum sei im Vorjahr mit einem Vorschlag zu einer Präsentation in der MUMOK-Factory an den Künstler herangetreten. Man bedaure, "dass keine Einigung über die Bedingungen erzielt werden konnte." Die von Peter Friedl als Kellerraum titulierte Factory zeige jedoch "höchst erfolgreich Einzelpräsentationen vor allem internationaler KünstlerInnen." Auch der in Berlin lebende Künstler Omer Fast, der am 29. April in New York für den vom MUMOK in Auftrag gegebenen Film "The Casting" den mit 100.000 Dollar dotierten Preis der Whitney Biennale entgegennimmt, habe den Streifen in der Factory erstmals museal präsentiert.

"Das MUMOK zelebriert sicherlich keine 'Austriazismen' - weder Yves Klein, Sigmar Polke, ein Franz Gertsch oder chinesische Gegenwartskünstler würden sich zwischen Vorarlberg und Kärnten verorten lassen", heißt es in der Stellungnahme weiter, "Es gehört aber auch zu den Aufgaben des MUMOK, avancierte Kunst aus Österreich in den internationalen Zusammenhang zu stellen, jedoch nicht aus austriazistischen Gründen, sondern im Gegenteil, um damit deren internationale Relevanz unter Beweis zu stellen. Die Einladung an Peter Friedl, für die sich das MUMOK lange vor seiner Documenta Nominierung entschied, war auch in diesem Sinn gemeint." (APA)