"Oppenheimer"! Ein voraussehbares Fest für den Atombombenbauer-Film. Cillian Murphy bekommt wenig überraschend den Preis für den besten Hauptdarsteller, Christopher Nolan erhält seinen ersten Oscar als bester Regisseur. Robert Downey Jr. gewinnt, wieder wie erwartet, für seine herausragende Nebenrolle in "Oppenheimer".

Auch der Schnitt-Oscar geht an das Biopic, Schnittmeisterin Jennifer Lame nimmt ihn entgegen. Und auh den Kamerapreis kann sich "Oppenheimer" sichern. Der von Hoyte van Hoytema aufwendig mit Analogkameras gedrehte Film machte Schlagzeilen, weil sein Originalformat 70 mm Imax nur in wenigen Kinos weltweit gezeigt werden konnte. Und auch die Filmmusik ging an den Physik-Epos. Schade für "Poor Things".

Aber auch "Poor Things" hat vier Oscars gewonnen. Allen voran Emma Stone, die Sandra Hüller und Lily Gladstone in der Schauspielkategorie ausgestochen hat. Wir freuen uns insbesondere über die Ausstattungs-Oscars, denn das Kostümdesign von Holly Waddington ist himmlisch, ebenso wie das Maskenbild (Mark Coulier, Nadia Stacey und Josh Weston) und das Szenenbild (Shona Heath, Zsuzsa Mihalek und James Price) – alles absolut verdient!

Für "The Holdovers" gewinnt Da'Vine Joy Randolph die beste Nebenrolle!

Glazer bester nicht-englischsprachiger Film & Sound

"The Zone of Interest"-Regisseur Jonathan Glazer kam auf den Gazakrieg und das Leid auf beiden Seiten zu sprechen. So geht's. Für seinen kühlen Holocaust-Film gewann er den sogenannten Auslands-Oscar, und der Preis für das beste Sounddesign ging an Tarn Willers und Johnnie Burn! Seine Schauspielstars gingen zwar leer aus, aber wir hatten sie schon im Blatt: Sandra Hüller haben wir hier porträtiert. Christian Friedel hier interviewt. Auf dem roten Teppich besticht Hüller mit einem tollen Kleid – für den Oscar hat's nicht gereicht.

Der Originaldrehbuch-Oscar für "Anatomie eines Falls" helfe ihr über ihre Midlife-Krise hinweg, sagte die französische Regisseurin Justine Triet auf der Bühne. Den Preis gewann sie gemeinsam mit ihrem Mann Arthur Harari. Verdient! Justine Triet hatten wir auch im Interview! Es ist der einzige Oscar für "Anatomie eines Falls".

Erster Oscar an Ukraine

Mstyslav Chernov, der Regisseur von "20 Tage in Mariupol", nahm mit seinen Produzentinnen Michelle Mizner and Raney Aronson-Rath den ersten Oscar an die Ukraine entgegen. Er hätte sich gewünscht, diesen Film niemals machen zu müssen, sagte er in der politischsten Rede des Abends: "Ich kann die Geschichte nicht ändern, aber wir können dafür sorgen, dass die Geschichte in Zukunft einen anderen Verlauf nimmt und die Wahrheit obsiegt. Kino formt Erinnerungen, und Erinnerungen formen Geschichte."

Wes Anderson war zwar nicht für seinen tollen Film "Asteroid City" nominiert, dafür aber für seinen Kurzfilm "The Wonderful Story of Henry Sugar". Dafür gewinnt er denn auch seinen ersten Oscar. Der einzige Sieg für Netflix dieses Jahr.

Happy Mothers Day, Yoko! Sean Lennon, der für seine Mitarbeit am Kurzfilm "War Is Over! Inspired by the Music of John & Yoko" mitgewirkt hat, wünscht seiner Mama alles Gute zum Muttertag! Und den Preis für den besten Animationsfilm gewinnt "Der Junge und der Reiher" von Hayao Miyazaki! Auch die besten visuellen Effekte gingen an Japan, das Team von "Godzilla Minus One" – eine Art Gegenentwurf zu "Oppenheimer" – nahm den Preis entgegen. Die Rede war leider schwer verständlich.

Billie Eilish sorgte für die erste Gesangseinlage, gemeinsam mit Bruder Finneas O'Connell – "What Was I Made For" stammt aus dem Barbie-Soundtrack und ist sehr persönlich. Dafür gibt es Standing Ovations und einen Oscar für den besten Song. Leider der einzige für "Barbie". Ryan Gosling gewann mit seiner Gesangseinlage von "I'm Just Ken" zwar keinen Oscar, dafür aber die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer.

Wenig überraschend gingen die 96. Oscars gegen halb vier mit Al Pacino zu Ende, als er unmotiviert vom Zettel ablas, dass "Oppenheimer" der beste Film sei. Viel mehr ist wirklich nicht passiert.

Hier sind alle Gewinner:

Bester Film: "Oppenheimer", "American Fiction", "Anatomy of a Fall", "Barbie", "The Holdovers", "Killers of the Flower Moon", "Maestro", "Past Lives", "Poor Things", "The Zone of Interest"

Beste Regie: Christopher Nolan, "Oppenheimer", Jonathan Glazer, "The Zone of Interest", Justine Triet, "Anatomy of a Fall"; Martin Scorsese, "Killers of the Flower Moon"; ; Yorgos Lanthimos, "Poor Things";

Bester Hauptdarsteller: Cillian Murphy, "Oppenheimer", Bradley Cooper, "Maestro"; Colman Domingo, "Rustin"; Paul Giamatti, "The Holdovers"; Jeffrey Wright, "American Fiction"

Beste Haupdarstellerin: Emma Stone, "Poor Things", Annette Bening, "Nyad"; Lily Gladstone, "Killers of the Flower Moon"; Sandra Hüller, "Anatomy of a Fall"; Carey Mulligan, "Maestro"

Bester Darsteller in einer Nebenrolle: Robert Downey Jr., "Oppenheimer", Sterling K. Brown, "American Fiction"; Robert De Niro, "Killers of the Flower Moon"; ; Ryan Gosling, "Barbie"; Mark Ruffalo, "Poor Things"

Beste Darstellerin in einer Nebenrolle: Da'Vine Joy Randolph, "The Holdovers" (Emily Blunt, "Oppenheimer"; Danielle Brooks, "The Color Purple"; America Ferrera, "Barbie"; Jodie Foster, "Nyad")

Kostümdesign: "Poor Things" – Holly Waddington, "Barbie" – Jacqueline Durran, "Killers of the Flower Moon" – Jacqueline West, "Napoleon" – David Crossman und Janty Yates, "Oppenheimer" – Ellen Mirojnick,

Make-up/Maske: "Poor Things" (Mark Coulier, Nadia Stacey und Josh Weston) "Golda", "Maestro", "Oppenheimer", "Society of the Snow"

Live-Action-Kurzfilm: Wes Anderson "The Wonderful Story of Henry Sugar", "The After", "Invincible", "Knight of Fortune", "Red, White and Blue",

Animierter Kurzfilm: "War Is Over! Inspired by the Music of John & Yoko", "Letter to a Pig", "Ninety-Five Senses", "Our Uniform", "Pachyderme"

Adaptiertes Drehbuch: "American Fiction", Cord Jefferson; "Barbie", Noah Baumbach und Greta Gerwig; "Oppenheimer", Christopher Nolan; "Poor Things", Tony McNamara; "The Zone of Interest", Jonathan Glazer

Originaldrehbuch: "Anatomy of a Fall", Justine Triet und Arthur Harari; "The Holdovers", David Hemingson; "Maestro", Bradley Cooper und Josh Singer; "May December", Samy Burch und Alex Mechanik; "Past Lives", Celine Song

Musik / Bestes Lied: "What Was I Made For?" aus "Barbie", "The Fire Inside" aus "Flamin' Hot", "I'm Just Ken" aus "Barbie", "It Never Went Away" aus "American Symphony", "Wahzhazhe (A Song For My People)" aus "Killers of the Flower Moon",

Musik / Beste Filmmusik: "Oppenheimer" von Ludwig Göransson, "American Fiction", "Indiana Jones and the Dial of Destiny", "Killers of the Flower Moon", "Poor Things"

Bester Dokumentarfilm: "20 Days in Mariupol", "Bobi Wine: The People’s President", "The Eternal Memory", "Four Daughters", "To Kill a Tiger"

Kurzfilmdokumentarfilm: "The Last Repair Shop", "The ABCs of Book Banning", "The Barber of Little Rock", "Island in Between", "Nǎi Nai & Wài Pó"

Internationaler Film: "The Zone of Interest" (Großbritannien) "Io Capitano" (Italien), "Perfect Days" (Japan), "Society of the Snow" (Spanien), "The Teachers' Lounge" (Deutschland),

Animierter Film: "The Boy and the Heron", "Elemental", "Nimona", "Robot Dreams", "Spider-Man: Across the Spider-Verse"

Produktionsdesign: "Poor Things" (Shona Heath, Zsuzsa Mihalek und James Price), "Barbie", "Killers of the Flower Moon", "Napoleon", "Oppenheimer"

Schnitt: "Oppenheimer" (Jennifer Lame), "Anatomy of a Fall", "The Holdovers", "Killers of the Flower Moon", "Poor Things"

Visuelle Effekte: "Godzilla Minus One", "The Creator", "Guardians of the Galaxy Vol. 3", "Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One", "Napoleon"

Bester Sound: "The Zone of Interest" (Tarn Willers und Johnnie Burn), "The Creator", "Maestro", "Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One", "Oppenheimer"

Beste Kamera: "Oppenheimer" (Hoyte van Hoytema), "El Conde", Edward Lachman; "Killers of the Flower Moon", Rodrigo Prieto; "Maestro", Matthew Libatique; "Poor Things", Robbie Ryan

Nachlese Livebericht: "Oppenheimer" ist der beste Film, Emma Stone beste Hauptdarstellerin