Wien - Gab es politische Weisungen und Absprachen? Diese Frage ist nun im Untersuchungsausschuss zur Klärung möglicher vorschriftswidriger Flächenwidmungen eindeutig zur zentralen geworden. Von ihrer Klärung hängt ab, inwieweit Politik und Stadtplanung, Grundstückswidmungen und daraus erzielbare Gewinne in vergangenen Jahren miteinander zu tun hatten. Vor der Sommerpause im U-Ausschuss haben die Parteien Zwischenbilanz gezogen.Schlüsselfigur FP-Ausschussmitglied Wilfried Serles hält Bernhard Görg, damaliger VP-Planungsstadtrat, "für die Schlüsselfigur", etwa bei den Widmungen rund um den Atzgersdorfer Friedhof von Grün- in Bauland. Der Grund: Zum ersten Mal hat Mittwochabend der bereits pensionierte stellvertretende Leiter der MA 18 (Stadtentwicklung) die klare Aussage getroffen, dass Bernhard Görg ihm untersagt habe, gegen eine Umwidmung von Grünland in Bauland aufzutreten. Görg wird dazu erst im September beim nächsten Ausschuss Stellung beziehen können. Seine Partei sieht in Görg allerdings jene Person, die "die bedenkliche Widmung in Atzgersdorf gestoppt" habe. FP und SP wollen jedenfalls "keine Vorverurteilung" aussprechen. Die Grünen wollen nicht nur die Rolle Görgs hinterfragt sehen, sondern auch jene des Fachbeirats für Stadtplanung und -gestaltung, dessen Vorsitzender Architekt Hans Hollein ist. Die Grünen verweisen auf einen handschriftlichen Aktenvermerk des Fachbeirats zu den Widmungen in Atzgersdorf: "Auch wenn es uns nicht passt. Das Ding ist gelaufen. (...) MA 18 gibt nichts ins Protokoll." Diese Notiz interpretieren die Grünen dahingehend, dass es Absprachen gegeben habe. Die Klärung dieser Frage - die Umwidmungen von günstigem Grünland in später wertvolles Bauland - ist auch für den gemeinnützigen Wohnbauträger Wien-Süd relevant. Die FP lässt nämlich prüfen, ob gegen Wien-Süd wegen Spekulationsgeschäften rechtlich vorgegangen werden kann. (aw, DER STANDARD Printausgabe 5.6.2002)