Wien - Es ist wohl leichter, alle Beethoven-Symphonien an einem Tag zu dirigieren (Lorin Maazel hat sich den Spaß einst erlaubt), als das Anfangsmotiv der g-Moll-Symphonie von Mozart mit Leben zu erfüllen. Fahl klingt das Schwermütige im Musikverein, und wo man eine nicht mehr diesseitige Leichtigkeit erhofft, dringt nur Beiläufigkeit zum Ohr.

Das hängt nicht unbedingt damit zusammen, dass das Londoner Philharmonia Orchestra nicht mochte. Es ist mit seinem mittelprächtigen bis soliden Sound einfach nicht durchgehend in der Lage, die filigranen Werkstrukturen mit tragfähiger Aura aufzuladen.

Dabei hörte man zweifellos, dass Maazel sich Gestaltungsmühe gab und gründlich vorgearbeitet hat. Durchaus sorgfältig wurden Details ausphrasiert, und das Legato klang schön eintrainiert. Aber ohne Klang kann die g-Moll-Symphonie nicht zu sich selbst finden, weshalb sie als Mittelstück der drei letzten Symphonien des Salzburger Meisters den pastosen "Konzertgipfelpunkt" bildete.

Davor und danach durchaus Lichtvolles. Immer dort, wo es dynamisch drängen soll, fanden sich Momente engagierter Emphase. Das betraf die Symphonie in Es-Dur (KV 543), aber insbesondere die Jupiter-Symphonie.

Sogar der zweite Satz erreichte eine gewisse gläserne Tiefe, und dies trotz der Streicher. Und zweifellos führte das kontrastreiche Drängen Maazels zu Momenten stürmischen Dahinfließens, das man genießen konnte und einen die etwas zu lang und redundant geratene Klangbogen -Eröffnungsrede des Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny vergessen ließ. (tos/DER STANDARD, Printausgabe, 8.7.2002)