Zuerst zu Kiwi, dem Tier: Der neuseeländische Nationalvogel ist vom Aussterben bedroht. Vor acht Jahren flogen noch fünf Millionen Stück herum, heute sind es angeblich nur noch 50.000.Gegenteilig ist es um Kiwi, die Frucht, bestellt. In einer üblen Aktion versteckter Kolonialisierung haben uns die Neuseeländer in den 70er-Jahren dieses Obst ins Land gesetzt, wo es sich alsbald epidemisch verbreitete. Unter dem Deckmantel der exquisiten "tropischen Frucht" wurden die Kinder der 80er-Jahre kiwihörig gemacht, bis sich die Mägen übersäuerten und sich der Markt übersättigte. Heute, zwei Jahrzehnte später, halten wir fest: a) Die Kiwi wuchert an einem schmucklosen Steppenstrauch und ist von hässlich bräunlichem Äußeren. b) Die Schale macht es uns unmöglich, gesittet an das Fruchtfleisch zu gelangen. c) Die Kiwi ist niemals reif. d) Im deformierten Zustand der Überreife schmeckt sie wüstensandig süß nach nichts. e) Konsumiert man sie in ihrem Normalzustand, gleicht man Kanzler Schüssel im Gesicht, wenn dieser über Stadler spricht. (DER STANDARD, Printausgabe vom 12.7.2002)