Die Regierung in Wien wäre nach Meinung Rürups gut beraten, abzuwarten und den Konsolidierungsprozess voranzutreiben. Die Steuerreform trotzdem jetzt durchzuziehen, wäre "Populismus", sagte Rürup.
Rürup, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutschland, äußerte sich auch erneut kritisch zur Abfertigung neu, die zwar im Prinzip richtig sei, aber einen "Konstruktionsfehler" aufweise: Mit der vorzeitigen Auszahlungsmöglichkeit werde das Kapital der Pensionsvorsorge entzogen.
Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, der prinzipiell für eine Steuerreform ist, wird im Ton skeptischer. Am Rande einer Veranstaltung zum Thema "Manager pro EU-Erweiterung", sagte der Minister: "Es wäre töricht, von der Linie des Nulldefizits abzugehen. Eine Steuerreform auf Kosten eines ausgeglichenen Staatshaushaltes wollen auch die Österreicher nicht." Bartenstein lehnt eine "Steuerreform auf Pump", die in ein "nächstes Sparpaket" münden würde, ab.
Keinen Zweifel ließen die Klubchefs von ÖVP und FPÖ, Andreas Khol und Peter Westenthaler, am Freitag daran, dass die Steuerreform 2003 kommen werde. Beide nannten sie als Schwerpunkt der Herbstarbeit. "Wir wissen, dass sie kommt", erarbeitet werden müssten aber noch Ausmaß und Zeitplan, sagte Khol. Von den Warnungen vieler namhafter Experten vor einer Steuerreform 2003 zeigten sich die Koalitions-Klubchefs wenig beeindruckt.