Wien - Bis Ende September dieses Jahres soll zeitgleich mit dem Kaufvertrag für die 24 Eurofighter der Vertrag über die in Aussicht gestellten Gegengeschäfte fixiert sein, sagte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein am Mittwoch vor Journalisten. Das EADS-Konsortium bestätigte zuvor, dass bisher für 18 Projekte mit einem Volumen von rund zwei Milliarden Euro erste Absichtserklärungen ("Memorandum of Understanding") abgegeben worden seien. Insgesamt erwartet sich Bartenstein - wie berichtet - ein Gegengeschäftsvolumen von rund 5,4 Mrd. Euro für den Zeitraum von 15 Jahren. Das große Feilschen beginnt also erst. Bis Vertragsabschluss zwischen dem Wirtschaftsministerium und dem EADS-Konsortium sollte rund eine halbe Milliarde Euro an Gegengeschäften tatsächlich unterschrieben worden sein, sagten Eurofighter-Manager in Wien. Zehn Prozent Pönale

Von österreichischer Seite würden nur Gegengeschäfte als solche akzeptiert, betonte Bartenstein, die über den Durchschnittsumsatz der letzten drei Jahre eines Unternehmens mit Firmen des EADS-Konsortiums (vor allem DaimlerChrysler) hinausgehen. Es müsse sich um echtes Zusatzgeschäft handeln, so Bartenstein in Richtung von Skeptikern, die meinen, dass hier Deals genannt werden, die die entsprechenden Firmen schon längst in ihren Auftragsbüchern gehabt hätten (siehe "Die Skeptiker" unten). Zusätzlich beharrt der Minister auf der Ausschreibungsbedingung, wonach zehn Prozent Pönale fällig werden, falls EADS einzelne vereinbarte Gegengeschäftsetappen nicht einhält. Lorenz Fritz, Generalssekretär der Industriellenvereinigung, bestätigte am Rande der Pressekonferenz, dass etwa 50 Prozent der Kompensationsgeschäfte auf die Automobil_industrie entfallen werden, also im Wesentlichen dem Magna-Konzern Frank Stronachs und dessen Sublieferanten zugute kommen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auf der bisher existierenden Gegengeschäftsliste (siehe Artikel unten) der Firmenname Magna durch Abwesenheit glänzt. Bisher wurde stets der Folgeauftrag zur Fertigung des neuen Chrysler Jeep Grand Cherokee bei Magna Steyr in Graz als wesentliches Gegengeschäft genannt. Wachsame Augen

Solche und andere mögliche Widersprüchlichkeiten will Bartenstein durch ein "Höchstmaß an Transparenz" ausmerzen. So plant er, die Gegengeschäfte jährliche abrechnen zu lassen und die Evaluierungen durch Experten vom Wirtschaftsforschungsinstitut und dem Ins_titut für Höhere Studien begleiten zu lassen. Ein eigener Gegengeschäftsmonitor soll auch im Internet die breitere Öffentlichkeit in die Lage versetzen, die wirtschaftliche Begleitmusik zum größten Beschaffungsvorgang der Republik zu verfolgen. Neben diversen Industrieaufträgen will EADS übrigens zusammen mit heimischen Banken einen "Business Development Fonds" gründen, der ebenfalls über 15 Jahre ein Geschäftsvolumen von 500 Millionen Euro generieren soll. Es soll sich dabei um Risikokapital für innovative Zulieferprojekte für EADS und deren Mutterkonzerne handeln. (miba, nic/DER STANDARD, Printausgabe, 18.7.2002)