Wien - Nicht immer fallen paktierte Abstimmungen so aus wie es sich die Parteien vorstellen. Dies wurde in der Causa Reinhart Gaugg zwar erneut bestätigt, Einzelfall war das überraschende Ergebnis der Dienstvertrag-Sitzung indes keiner.

Eine ähnliche Abstimmungsschlappe hatte anno 1987 der damalige ÖVP-Generalsekretär Michael Graff trocken kommentiert: "Eing'fahren." Stunden zuvor war ein von VP und FP unter der Federführung von Graff und FP-Altobmann Jörg Haider geschlossener Pakt durch den freiheitlichen "Verräter" Gregor Munzenrieder geplatzt.

Haider und Graff hatten hinter den Kulissen ihre burgenländischen Parteifreunde auf eine Wende eingeschworen. Nach Theodor Kery sollte nun endlich kein Roter mehr Landeshauptmann werden, sondern der Schwarze Franz Sauerzopf. In der entscheidenden Landtagssitzung aber erhielt der SPÖ-Kandidat Hans Sipötz 18 Stimmen und Sauerzopf ebenfalls 18. Es war klar: Ein Freiheitlicher war "umgefallen". Die Folge war, dass nun die SP als stimmenstärkste Partei das Vorschlagsrecht für den Landeshauptmann erhielt. Haider drohte daraufhin mit seinem Rücktritt als Parteichef. Munzenrieders Motiv für den Umfaller: Er sollte durch den FP-Rechtsaußen Robert Dürr im Landtag ersetzt werden.

Ein mysteriöser Abstimmungsfall ereignete sich auch in der Geschichte der ORF-Generalintendantenwahlen. 1974 verlor Gerd Bacher seinen Führungsposten an den damaligen Kreisky-Mann Otto Oberhammer. Vier Jahre später trat Bacher mit Unterstützung der VP zur Revanche an. Im ersten Wahlgang konnte jedoch keiner der Kandidaten eine Zweidrittelmehrheit erreichen. Am zweiten Wahltag hieß es 16 Pro- gegen 13 Kontrastimmen für Bacher. Der damalige SP-Zentralsekretär Karl Blecha ging prompt auf "Verrätersuche"; ein SP-naher Kurator schwörte "beim Augenlicht meiner Kinder", er sei es nicht gewesen. (gan, mue/DER STANDARD, Printausgabe, 20.7.2002)