Washington/Berlin - Entgegen früherer Ankündigungen wird die Regierung von US-Präsident George W. Bush für UNO-Familienplanungsprogramme in Übersee vorgesehene 34 Millionen Dollar (33,8 Mio. Euro) nun doch nicht auszahlen. Aus Regierungskreisen in Washington verlautete, die Entscheidung sei endgültig. Eine offizielle Erklärung dazu werde in dieser Woche erwartet. Konservative Interessengruppen in den USA werfen dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen vor, Abtreibungen zu tolerieren, speziell in China.Der Fonds berät Staaten weltweit in Fragen der Gesundheit, Familienplanung und Bevölkerungsentwicklung. Bush hat das Gesetz, in dem die Zusage über die 34 Millionen Dollar enthalten ist, im Jänner unterzeichnet - allerdings unter dem Vorbehalt, über "das angemessene Maß an Finanzierung" für den Bevölkerungsfonds noch zu entscheiden. Die USA wollen das Geld stattdessen für Gesundheitsprogramme der US-Agentur für Internationale Zusammenarbeit verwenden, US-Präsident George W. Bush habe die Entscheidung mitgetragen, hieß es. UNO-Kritik nach US-Absage Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung der USA. Annan erklärte, das Bevölkerungsprogramm (UNFPA) leiste wichtige Arbeit. Zudem hätten die Vereinten Nationen klar gestellt, dass es keine Abtreibungen propagiere. "Frauen und Kinder werden wegen dieser Entscheidung sterben" UNFPA-Direktorin Thoraya Obaid warf die Frage auf, warum die US-Regierung die Unterstützung generell einstelle. In der Vergangenheit sicherte das Bevölkerungsprogramm zu, das US-Geld nicht in China auszugeben. "Frauen und Kinder werden wegen dieser Entscheidung sterben", sagte die Saudiarabierin. Das UNO-Programm hilft vor allem Ländern der Dritten Welt in der Gesundheitsvorsorge, bei Familien- und Bevölkerungsplanung. Das US-Geld macht zwölf Prozent des UNFPA-Haushalts aus. Die UNO würden sich nun nach anderen Spendern umschauen, die für die USA einspringen könnten, erklärte Annan. Mit den 34 Millionen Dollar aus Washington hätten der Organisation zufolge zwei Millionen ungewollte Schwangerschaften und 800.000 Abtreibungen verhindert werden können, weiterhin 4.700 Sterbefälle im Kindbett, 60.000 schwere Krankheitsfälle bei Müttern sowie mehr als 77.000 Todesfälle bei Kindern und Säuglingen. (AP, APA, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 23.7. 2002)