Brüssel - Die EU-Kommission gibt das Geld der europäischen Steuerzahler immer noch ohne ausreichende Kontrolle und Risikobewertung aus. Das geht aus einem am Mittwoch vorgelegten Bericht hervor, den leitende Beamte der Brüsseler Behörde selbst ausgearbeitet haben. Zwar sieht die Kommission "Fortschritte bei der Modernisierung des Finanzmanagements". Etliche Passagen des Berichts zeigen jedoch eine Reihe nach wie vor bestehender Mängel auf. "Positiv und ermutigend" ist demnach, wie die Dienststellen ihre Fortschritte bei der internen Kontrolle bewerten. "Die Anstrengungen müssen jedoch fortgesetzt werden, um eine vollständige Implementierung (Einführung) aller internen Kontrollnormen zu erreichen und um zu bewirken, dass sich in den Kommissionsdienststellen Zug um Zug ein solides, ausgereiftes System der internen Kontrolle etabliert", heißt es in dem 42-Seiten-Papier. "Unsicherheit" bestehe zudem bei der Einschätzung von Risiken: "Risikomanagement ist noch kein integraler Bestandteil der Arbeitspraxis der Kommission." Zudem stellt der Bericht kritisch "Nachholbedarf" bei der Dokumentation der Verfahren fest. Er mahnt: "Die effiziente Überwachung ist der Schlüssel zur Entwicklung eines soliden internen Kontrollrahmens." Die meisten Dienste seien gegenwärtig erst dabei, diese Aufgaben zu definieren. Mehrere Generaldirektoren beklagten dem Bericht zufolge einen Mangel an Kontrollmöglichkeiten bei den ausgelagerten EU-Agenturen. Diese Einrichtungen arbeiten zwar im Auftrag der Kommission, doch fehle den Generaldirektoren "ein klares Mandat zur Wahrnehmung von Kontrollfunktionen". Schwierigkeiten machten auch Kontrollen vor Ort und die Informationsbeschaffung aus den 15 Mitgliedstaaten. Einen Mangel an qualifiziertem Personal erwähnte fast die Hälfte der Generaldirektoren. Der Bedarf zur Umsetzung der Reform sei unterschätzt worden, heißt es in dem Bericht. Die Kommission kündigte zudem an, sie werde ihre Vorbereitungen für die geplante EU-Erweiterung einschränken, wenn sie nicht die beantragten 500 zusätzlichen Planstellen für diese Aufgaben bewilligt bekomme. Neil Kinnock, als Vizepräsident der Kommission für die Verwaltungsreform zuständig, lobte den Freimut und die praktischen Verbesserungsvorschläge seiner Spitzenbeamten. "Wir haben nun ein sehr solides Fundament für Aktionspläne, die rasch aufgestellt werden sollen, um systematisch Abhilfemaßnahmen zu ergreifen und Verbesserungen herbeizuführen", sagte der Kommissar. Eine Liste mit 18 angestrebten Maßnahmen war dem Bericht bereits beigefügt. (APA/dpa)