Wien - In Österreich erfreut sich die EU zunehmender Beliebtheit. Mehr als sieben Jahre nach dem EU-Beitritt des Landes beurteilt eine klare Mehrheit von 68 Prozent diese Entscheidung als richtig. Dies zeigt eine Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) vom Juli, die der APA vorliegt. Auf die Frage, ob Österreich Mitglied der Europäischen Union bleiben oder wieder austreten soll, sprechen sich sogar 80 Prozent der Befragten für einen Verbleib aus. Dies ist der höchste Wert seit drei Jahren. Nur 14 Prozent sind für einen Austritt. Die einzige Gruppe, die von diesem Meinungsbild abweicht, sind FPÖ-Anhänger: Sie treten laut Umfrage nur zu 52 Prozent für die EU-Mitgliedschaft ein; 38 Prozent plädieren für einen Austritt. Sympathisanten von Grünen und ÖVP erwiesen sich mit einer Zustimmung von 91 bzw. 88 Prozent als stärkste Anhänger der österreichischen EU-Mitgliedschaft, gefolgt von jenen der SPÖ (84 Prozent). Deklarierte Grün-Wähler meinten zudem am häufigsten, die Beitrittsentscheidung von 1994 sei richtig gewesen. ÖGfE-Generalsekretär Gerhard Bauer hält diesen Trend für "bemerkenswert", seien doch die Grünen bei der Volksabstimmung 1994 in der Zustimmung zur EU gespalten gewesen. Nun seien die Anhänger der Ökopartei zu "Parade-Euopäern" geworden, sagte Bauer der APA. Für die FPÖ wäre es dagegen ein riskantes Spiel, gegen die EU zu polemisieren. Eine derartige Politik wäre "keine g'mahte Wiesen", urteilt Bauer. "Gegenüber Juni 1995, dem ersten Punkt unserer Zeitreihe, ist die Zahl der Mitgliedschaftsbefürworter um 20 Prozentpunkte gestiegen", schreibt die ÖGfE. Der aktuelle Wert von 80 Prozent wurde nach Angaben der Gesellschaft bisher nur im November 1999 übertroffen, als 82 Prozent Zustimmung zur EU-Mitgliedschaft signalisierten. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich die Befürwortung der EU-Mitgliedschaft um sechs Prozentpunkte. Nach Einschätzung von Bauer unterstreicht die Umfrage, dass in Österreich die negative Stimmung gegen die EU nach den im Jahr 2000 gegen die ÖVP-PÖ-Regierung verhängten "Sanktionen" kontinuierlich abnimmt. Noch im März 2001 sprachen sich 27 Prozent der Österreicher für einen Austritt aus der Union aus; nur 68 Prozent wollten damals EU-Bürger bleiben. Die hohe Zustimmung im Jahr 1999 erklärt Bauer mit der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 1998. Die Euro-Einführung habe eine positive Tendenz zur Zustimmung der EU gebracht. Die höchste Zustimmung findet sich unter jungen Befragten im Alter von bis zu 25 Jahren. Von ihnen sind 89 Prozent der Ansicht, dass Osterreich in der Union bleiben soll. Demgegenüber zeigten Befragte über 66 die geringste Unterstützung (76 Prozent). Männer stehen der EU-Mitgliedschaft Österreichs traditionell etwas positiver gegenüber als Frauen. Ebenso zeigen höhere Bildungsschichten mehr Sympathien für die Union (93 Prozent der Akademiker und 85 Prozent der Maturanten). Nach Berufsgruppen gegliedert zeigen Beamte die deutlichste EU-Zustimmung, während sich Arbeiter und Landwirte am negativsten äußerten. Die Telefonumfrage wurde im Juni und Juli in Zusammenarbeit der ÖGfE und der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 1106 Personen ab 16 Jahren.(APA)