Es ist einige Zeit her, dass T. mit seinem Minigolfkonzept im Rathaus auf Türklinkenputztour war. T., muss man dazu wissen, ist einer jener Menschen, die die Gabe haben, mit ganz einfachen, geraden Ideen aufzutauchen, beim Publikum freudiges Kopfnicken zu erzeugen – und Ämter zu Höchstleistungen anzuspornen. Denn nichts motiviert Beamte zu höheren Leistungen, als die Einsicht, dass der gewohnte Lauf der Dinge gefährdet sein könnte. Lautet doch ein Satz von den Gesetzen der Trägheit, dass jeder Körper bestrebt ist, Richtung und Geschwindigkeit seiner momentanen Bewegung beizubehalten. Oder so ähnlich. Auch Beamte sind Körper. Amtskörper eben.

T. jedenfalls hat irgendwann im vergangenen Jahr versucht, den Minigolfplatz hinter der Votivkirche wieder zu beleben. Minigolf, meinte T. nämlich, sei sympathisch, doping- und hooliganfrei. Und auch von überbordendem Nationalismus in Zusammenhang mit Bahnengolf ist nur schwer zu berichten. Der Platz hinter der Votivkirche, meinte T., wäre ideal, da zentral. Dass er nicht überlaufen sei, läge lediglich an einem Informationsdefizit der interessierten Öffentlichkeit. Auf Grund der Leere, seien die Betreiber wohl nicht motiviert, der Platz nicht immer optimal gepflegt – was wiederum das Publikum abschrecke. Und so weiter.

Grünraumvernichtung

Der Gründe mag es viele gegeben haben. Jedenfalls war der Minigolfplatze irgendwann endgültig gesperrt – und bahnenlos: Die Betreiber hatten die Stätte verlassen – vorher aber noch die Eternitplatten aus dem Boden gerissen. T. ließ nicht locker: Von nun an kämpfte er darum, den Platz wieder herrichten zu dürfen. Erfolglos: Zunächst wurde er von Amt zu Amt geschickt: Sport, Kultur, Umwelt, Bezirk – und wieder zurück. Bis in den April. Da erhielt er aus dem Büro von Umweltstadträtin Isabella Kossina die definitive Absage: Die Wiedererrichtung eines Minigolfplatzes auf dem Gelände des ehemaligen Minigolfplatzes nach den Plänen des einstigen Minigolfplatzes sei nicht zu gestatten. Aus Umweltschutzgründen: Die Errichtung einer Kleingolfanlage würde zuviel Grünraum vernichten. T. zog den Hut vor soviel Einfallsreichtum – und ging..

Warum das jetzt hier steht? Dieser Tage hat es der Platz zu neuer Bekanntheit gebracht. Weil ein paar junge Leute das über ein Jahr abgesperrte, trostlose, zerstörte und völlig verwilderte Areal hinter der Kirche in mühseliger Kleinarbeit zu einem Garten – mit Goldfischteich, Gartendusche, Hängematten und kleinen Kiesbeeten (die ehemaligen Minigolfbahnen) – mutieren lassen hatten. Von Dienstag bis Freitag sollte dieser Garten von 14 biss 22 Uhr allen offen stehen. Nur: Ein Nachbar hatte keine Freude dran – und schrieb Beschwerdebriefe. Erfolgreich.

Vollsperre schlägt Halböffnung

Im Amt atmete man zuerst einmal tief durch – und dann auf: darauf, dachte man sich, hätten wir doch eigentlich selbst kommen müssen. Doch neidlos schrieb man in den Refugien des Umweltamtes den Bescheid: Der Gartenbetrieb sei einzustellen. Per sofort. Weil eine Öffnung des bis dahin ganz gesperrten Areals nur rechtens sei, wenn sie 24 Stunden täglich stattfände. Dass der zum hübschen Garten gewordene, längst vergammelte und verwilderte ehemalige Minigolfplatz damit zur Gänze gesperrt werden würde? Egal. Vorschrift muss Vorschrift und Recht Recht bleiben.

Außerdem, freut man sich man im Rathaus, fördern solche Maßnahmen ja auch die Kreativität: Irgendwann wird irgendwer mit einem neuen Konzept für den Platz hinter der Votivkirche daher kommen – und allein das Warten auf einen Zusperrgrund, der die bisherigen übertrifft, sollte doch den Verzicht auf ein geradezu lächerlich kleines Stück Acker mitten in der Stadt wert sein.

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